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3-D-Content schlägt zu Hause auf

Jens von Rauchhaupt, 22. Juni 2011

Die BBC will gemeinsam mit ihren Partnern 3-D-Inhalte für die breite Masse salonfähig machen. Quasi als Warm-up zur kommenden Olympiade 2012 bieten die Briten die Wimbledon-Halbfinale der Männer und die beiden Finalspiele stereoskopisch an, damit die Haushalte mit 3-D-fähigen Empfangsgeräten den Filzball bis in die Tiefe des Centre-Courts verfolgen können. Auch das ZDF nimmt dieses Jahr Gebührengelder in die Hand, um die Abenteuerserie „5 & IT“ in 3-D produzieren zu lassen. Wir haben bei Torsten Hoffmann, Experte für TV-Content und Distribution, den derzeitigen 3-D-Entwicklungsgrad in der Medienwelt abgefragt.

Adzine: Herr Hoffmann, warum ist 3-D nun mehr als ein Hype?

Torsten Hoffmann: Seit den 1950er-Jahren gibt es immer wieder gescheiterte 3-D-Versuche. Diesmal ist aber einiges anders. Die Anzahl der weltweit 3-D-fähigen Kinosäle vor allem seit dem Kinofilm Avatar zeigt, dass Hollywood mit 3-D ernst macht – das zeigt auch die Liste von über 100 neuen Kinoveröffentlichungen 2011 und 2012. Außerdem ist nun endlich die notwendige Rechenleistung und Bandbreite vorhanden, um das 3-D-Signal zu senden, zu empfangen und umzuwandeln.
 
Adzine: Wird sich 3-D für TV und Online gleichermaßen durchsetzen oder ist TV hier der Taktgeber?

Hoffmann: Treiber sind das Kino, Gaming und Top-TV-Events. Zusätzlich kommt viel Nachfrage von mobilen Endgeräten. Auch wenn es so aussieht, dass hier "TV" gegen "Internet" gewinnt, ist die Realität anders. Jeder 3-D-Fernseher ist gleichzeitig auch internetfähig. Die 3-D-Titel sind zum Beispiel direkt über LG- oder Samsung-Fernseher per Video-on-demand bestellbar – und zwar übers Internet. Man sieht also, dass hier TV und Internet zusammenwachsen.

Adzine: Kommen wir zur Marktreife: Wie viele 3-D-Fernseher haben bereits den Weg in die deutschen Haushalte gefunden und wie viel Prozent der eingesetzten Rechner-Bildschirme verfügen über eine entsprechende Technologie, das ist doch alles noch in den Anfängen – wann wird 3-D sich endgültig durchgesetzt haben?

Torsten Hoffmann

Hoffmann: Wie viele Forecasts haben Sie schon gesehen, die dann nie so eingetroffen sind? Ich bin da immer skeptisch. Fakt ist, dass im Weihnachtsgeschäft 2011 fast alle größeren Fernseher 3-D-fähig sein werden. Die Preisunterschiede sind ja nicht mehr so groß und wer will schon einen Fernseher kaufen der nicht "zukunftssicher" ist. Die TV-Hersteller verdienen zusätzlich ordentlich an den Brillen – zugegebenerweise ist das noch das größte Hindernis für 3-D-TV. Die Brillen müssen weg – und ich habe schon beeindruckende autostereoskopische Displays in verschiedenen Größen gesehen. Eine Frage der Zeit bis zur Marktreife. Bei 3-D-Handys, -Spielekonsolen und -Tablets geht die Verbreitung schneller. USA, Korea, Japan, Frankreich und UK sind aus unserer Sicht die interessantesten 3-D-Märkte.

Adzine: Und wie sieht es auf der Contentseite aus – auch da ist 3-D noch Mangelware und die 3-D-Produktion doch besonders aufwendig, oder?

Hoffmann: Als weltweiter Distributor von 3-D-Content ist das mein Spezialgebiet und den Mythos von der "Mangelware 3-D-Content" löse ich hier gerne auf. Rund 100 Filme zwischen 1950 und 2000. 100 Spielfilme in den letzten zehn Jahren, 100 weitere sind bereits in der Pipeline. Es gibt mehrere Adult-Entertainment-Firmen und unzählige 4-D-Kinos (3-D plus bewegte Stühle in Freizeitparks). Zusätzlich gibt es rund drei Dutzend Video-on-demand-Plattformen mit steigendem Angebot, zwei Dutzend TV-Sender und etwa 150 Produktionsfirmen, die bereits vollständig in 3-D senden und produzieren. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Kameras, Rigs, Software mittlerweile auch schon Standardware sind.

Adzine: Wie Wimbledon 2011 zeigt, profitiert auch Sport-Content von 3-D. Werden wir 2012 bereits zur Olympiade 3-D-Sport genießen oder wenigstens 2014 eine echte 3-D-Fußball-WM erleben?

Hoffmann: Ja, wie immer ist Sport der große Treiber. Das sieht man bei Europas größtem 3-D-Sender von BSkyB ganz gut, der bereits 100 Sportevents in 3-D produziert hat. In der Tat gibt es wohl kaum noch große Sportereignisse, die nicht in 3-D übertragen werden: Die NBA Basketball Finals, Tennis in Wimbledon, den Fußball der Premiere League, Golf Masters und selbst Dart gibt es schon in 3-D.
 
Adzine: Für welche Themenchannels sehen sie für 3-D weiteres großes Potenzial?

Hoffmann: Das kann heute wohl noch niemand beantworten. Wir sind vor allem im Bereich Dokumentationen, Movies und Animation unterwegs. Und ja, 3-D-Gaming ist sicherlich auch spannend. Bei Sport und Adult halten wir uns raus.
 
Adzine: Könnte auch die (Online-)Werbung von 3-D profitieren? Wenn ja, wie? Und gibt es in diesem Bereich bereits erste Ansätze?

Hoffmann: Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass die Werbewirksamkeit in 3-D deutlich höher ist. Man kann ja auch Produkte viel besser darstellen und der Zuschauer "taucht" mehr in einen Werbespot ein. Bei Bannern und generell PC-3-D-Nutzung bin ich skeptisch. Aber es gibt ja Gerüchte dass das nächste iPad 3-D-fähig sein soll.

Adzine: Herr Hoffmann, wir danken für das Gespräch!
 
Über Torsten Hoffmann
Torsten Hoffmann, 35, ist Managing Partner von Global Media Consult, einem weltweiten Distributionsnetzwerk von TV-Sendern und 3-D-Content. Er vertritt eines der größten 3-D-Portfolios weltweit, bloggt auf 3DContentBlog und spricht regelmäßig auf Konferenzen über 3-D-Content. Torsten Hoffmann hat einen MBA der University of Oxford und kann über Twitter, LinkedIn oder Xing kontaktiert werden.

Bild Jens v. Rauchhaupt Über den Autor/die Autorin:

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