Google hat den sogenannten Content Farmen bekanntlich den Kampf angesagt und dazu Ende Februar 2011 den Such-Algorithmus verändert. Wir sprachen kurz mit Johannes Beus, Chef von der SEO Agentur Sistrix, die als erste Agentur überhaupt, die Auswirkungen auf die Sichtbarkeit verschiedener Contentfarm-Webseiten analysierte. Die Ergebnisse sorgten jenseits des Atlantiks für mächtig viel Gesprächsstoff.
Wer in den letzten Tagen die US amerikanischen Branchenmagazine wie adotas, adexchanger oder wired verfolgte, stieß im Zusammenhang zum veränderten Suchmaschinen-Algorithmus von Google immer wieder auf eine Übersicht von der deutschen SEO-Agentur Sistrix, die mit ihrem Sichtbarkeitsindex eine Art Verliererliste veröffentlichte. Dabei errechnen die Bonner SEO-Experten einen Indexwert, der auf den Positionen, dem Suchvolumen sowie der Klickrate auf der jeweiligen Position basiert.
Es stellte sich heraus, dass der neue Google-Algorithmus kaum Einfluss auf die Seiten von Demand Media hatte. Demand Media ist das Unternehmen, das mit seinen Webseiten wie besipielsweise ehow.com auch in der deutschen Presse als der Inbegriff des „Schrott-Journalismus“ an den Pranger gestellt wurde. Die Sistrix-Analyse zeigt aber, dass andere Webseiten mit zweifelhafter Qualität inzwischen weit schlechter im Netz zu finden sind. Googles Veränderungen tragen also die ersten Früchte.
Adzine: Hallo Johannes, wie viele Tage lagen bei euren Messungen eigentlich dazwischen?
Johannes Beus: Die erste Messung war am 21.02., die zweite dann direkt nachdem Google das Update eingespielt hat, also am 25.02.
Adzine: Kann man in diesem kurzem Zeitraum überhaupt schon aussagekräftige Ergebnisse liefern, wird Sistrix dazu weitere Messungen veröffentlichen - wie geht es da weiter?
Johannes Beus: Da der Algorithmus-Change komplett eingespielt war, gehe ich davon aus, dass dies bereits die finalen Änderungen für die USA sind. Da verschiebt sich also in den kommenden Wochen aufgrund dieses Updates nichts mehr. Es kann natürlich sein, dass Google noch ein paar kleine Anpassungen und Änderungen vornimmt, im Kern bleibt es aber so.
Adzine: Hat die Veränderung des Google Algorithmus irgendwelche Auswirkungen auf Webseiten, die in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gehostet sind?
Johannes Beus: Nein, das ist bislang nur USA. Google plant allerdings, die Änderungen auch nach Europa zu bringen. Ich bin jedenfalls gespannt und kann dann hoffentlich auch gute Zahlen liefern.
Adzine: Wie bewertest Du den veränderten Algorithmus als SEO Experte. Was hat Google wohl genau getan?
Johannes Beus: Man muss das aus US-Persektive sehen: Google war dort in den letzten Monaten massiv in der Kritik bzüglich der Qualität der Suchergebnisse. Auch wenn Google behauptet hat, dass die Qualität nicht schlechter geworden ist, geht es um das Empfinden der Nutzer. Und da hat Google mit dem neuen Algorithmus jetzt gezeigt, dass sie die Sorgen ernst nehmen. Ob die nachrückenden Seiten unbedingt deutlich bessere Qualität liefern, ist wieder eine andere Frage.
Adzine: Welche Schlüsse können die SEO Experten hierzulande aus diesem Vorgang für die Zukunft ziehen?
Johannes Beus: Wenn sie jetzt noch ein Projekt betreiben, das in Machart sehr ähnlich den großen Verlierer in den USA ist, sollten sie sich schleunigst ein zweites Standbein zulegen. Die Änderungen werden definitiv auch nach Deutschland kommen.
*Adzine: * Ist es nicht merkwürdig? Google geht Content Farms an und erlaubt gleichzeitig wieder Affiliate/Adsense Anzeigen auf geparkten Domain Sites?
Johannes Beus: Das sind ja zwei komplett getrennt Teile von Google. Und Google ist durchaus in der Lage so langfristig zu denken, dass schlechtere Qualität in den Suchergebnissen zu weniger Besuchern und damit auch zu weniger Gewinn führen wird.*Vielen Dank für das Gespräch!*