Adzine: Herr Plomp, seit knapp einem Jahr gehört der ehemalige Referenzkunde Eyewonder zu Limelight Networks, einer der großen internationalen Player im sogenannten CDN (Content Delivery Network ) Geschäft. Hat sich Eyewonder aufgrund des neuen Eigners eigentlich neu am Markt ausrichten müssen?

Plomp: Nein. Eyewonder ist Eyewonder geblieben. Das sind getrennte Organisationen. Limelight kümmert sich um die schnelle Verbreitung von Content, wir bei Eyewonder um die unkomplizierte und zügige Auslieferung von Werbung. Grundsätzlich haben wir aber den gleichen Kundenstamm. Damit meine ich Unternehmen, für die Limelight die CDN Lösungen anbietet und wir von Eyewonder eben die Werbeaktivitäten realisieren.

Adzine: Also ging es für Limelight beim Kauf von Eyewonder vor einem Jahr vor allem um Synergieeffekte?

Plomp: Absolut, in einigen Ländern waren wir von Eyewonder schon aktiv und Limelight nicht und natürlich auch andersherum; das hat in vielen Ländern den Markteinstieg und den Ausbau des Geschäfts für beide Unternehmen deutlich vereinfacht.

Adzine: Welche Rolle spielt das Cloud Computing eigentlich für die Online Werbung?

Plomp: Ohne Cloud Computing müssten wir überall in der Welt Adserver und Software installieren. Das würde für ein Unternehmen wie Eyewonder unglaubliche hohe Kosten für die Auslieferung der Werbung verursachen, weil wir alles überall lokal aufbauen müssten. Cloud Computing  bedeutet für uns, dass wir einen zentralen Service in der ganzen Welt für alle Endgeräte anbieten können. Bei Bedarf erhalten unsere Kunden einheitliche Reportings zu ihren Kampagnen über alle Grenzen hinweg für jedes unterschiedliche Endgerät.

*Adzine: * Ergeben sich durch Cloud Computing also Kostenvorteile, die Eyewonder als Preisvorteil an seine Kunden abgeben kann?

Plomp: Limelight ist einer der Backbone-Anbieter im Cloud Computing. Ich war ja zuvor bei Falk Solutions und dann bei Doubleclick. Wenn man die gegenwärtige Situation mit der aus dem Jahr 2000 vergleicht, wird man feststellen, dass die Preise allgemein deutlich gesunken sind. Irgendwann ist natürlich ein Sockelbetrag erreicht. Doch letztlich hängt der Preis vor allem vom Auslieferungsvolumen ab. Die Volumina sind stark gestiegen.Dadurch bietet Cloud Computing deutlich skalierbare Vorteile.

Adzine: Und jetzt macht Eyewonder im Bereich Targeting ernst?

Plomp: Ja! Wir bieten ein Predictive Behavioral Targeting System an.

Adzine: Der Name Predictive Behavioral Targeting scheint uns eigentlich schon durch nugg.ad, also der Deutschen Post, besetzt. Ein direkter Angriff auf diesen Anbieter?

Plomp: Ja. Wir wollen mit unsere PBT-Tool aggressiv in den Markt, weil wir glauben, dass unsere Lösung  das derzeit beste Targetingsystem am Markt ist. Nugg.ad mag in Deutschland derzeit die Nummer 1 sein. Wir sind aber eine gute Alternative zu nugg.ad.

Adzine: Eyewonder ist eigentlich mit Rich Media Adserving vorranging im Agenturengeschäft tätig,  während nugg.ad  beiden Seiten des Marktes eine Predictive Behavioral Targetinglösung unabhängig voneinander anbietet.

Plomp:  Auch wir beschränken uns bei unserem PBT-Targeting nicht nur auf eine Agenturenlösung. Es gibt bei uns PBT sowohl als Agenturen-, als auch als Publisherlösung.

Adzine: Woher stammen ihre Datenquellen, wie soll das Matching funktionieren?

Plomp: Wir sind ein technologiegetriebenes Unternehmen. Das geschieht mittels fortschrittlicher Statistik und über mathematischen Algorithmen. Auf der untersten Ebene findet beim PBT eine Analyse des Verbraucher- und Nutzerverhaltens statt, eine „bekannte“ Verbraucher- / Nutzer-Stichprobe wird mit einer „unbekannten“ Nutzer-Stichprobe verglichen, um kognitive und statistisch plausible Prognosen zu treffen. Über verschiedene mathematische Formeln werden so identische Nutzer sehr konkret ermittelt, so dass gezielt gleiche Werbung bei gleichen Verhaltensmustern eingesetzt werden kann.

Die EyeWonder PBT Lösung sammelt, aggregiert und bewertet über 400+ einzelne Datenpunkte, um Nutzerprofile zu prognostizieren, die am ehesten ein Produkt kaufen, wenn sie die Anzeige sehen. Zu den häufig nicht beachteten Geheimnissen dieser Service-Leistung gehört die stark strukturierte Architektur, die benötigt wird, um das Nutzerverhalten in Echtzeit mit all den riesigen Datenmengen zu analysieren.

Adzine: Aber beim Agenturen-Targeting verfügen sie ja nicht über den gleichen Zugriff auf das Nutzungsverhalten wie auf Publisherseite?

Plomp: Ja, das stimmt. Für das Agenturen-Targeting werden die Cookies über die Creatives, also den Werbemittel ausgeliefert Darüber müssen die Agenturen sich natürlich mit den Webseitenbetreibern vorher geeinigt haben. Während Agenturen sonst keine Tracking-Codes auf Publisherseiten anlegen, kann EyeWonder Daten bis ins kleinste Detail von allen und jeder Art von AdImpressions, einschließlich Nutzeraktivitäten, Information über die Content-Umfelder in denen die Werbeformate ausgeliefert werden, die Konfiguration des Browsers, den der User nutzt und andere Applikationen wie die geographische Lage und die Tageszeit, um nur einige zu nennen, für seine Kunden aggregieren.

Adzine: Herr Plomp, vielen Dank für das Gespräch!