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AOL und Goviral: Wird da ein Schuh draus?

4. Februar 2011

Am 31. Januar gab AOL überraschend die Akquisition von Goviral bekannt. Was macht eigentlich das Video Netzwerk von Goviral so interessant, dass ein strauchelndes Online-Schwergewicht wie AOL dafür knapp 100 Mio. US Dollar berappt?

Die letzten Quartalszahlen von 2010, die AOL zwei Tage nach Bekanntgabe des Goviral Deals veröffentlicht hat, waren für die Anleger unerfreulich. Der Gesamtumsatz des Internetunternehmens ging in diesem Zeitraum um 26 Prozent zurück. Besonders die Einbußen der Werbeeinnahmen von 29 Prozent fallen schwer ins Gewicht. Dieser Rückgang sei laut Analysten dem Verkauf des Social Networks Bebo im Sommer 2010 geschuldet, für das AOL einst 850 Mio. US Dollar hingeblättert hatte.

Noch vor diesen Quartalszahlen zeigte AOL, oder besser die europäische Tochter AOL Europe, echten Tatendrang und kaufte für 98 Mio. US Dollar Goviral. Hierzulande reiben sich nicht nur die ehemaligen AOL Mitarbeiter die Augen und wundern sich über die Strategie des einstigen Internetriesen, der sein Europageschäft seit einem Jahr ausschließlich von Großbritannien aus lenkt.
 
AOLs CEO Tim Amstrong will das Unternehmen in ein Entertainment Unternehmen transformieren und baut dazu das Content-Angebot von AOL aus. Der Kauf von Techcrunch für einen vermuteten Preis zwischen 25 und 60 Mio.US Dollar, Ende September 2010, war dabei nur ein Schritt von vielen. AOL hat derzeit jede Menge Gemeinschaftsprojekte aus der Welt der Stars und Sternchen durch zahlreiche Partnerschaften wie u.a. mit Endemol, Vuguru, Ben Silverman's Electus, Next New Networks, ChannelFlip,Telepictures Productions und Dannii Minogue, Heidi Klum und MarloThomas.com in der Pipeline. Doch diese Inhalte wollen auch vermarktet sein.

Der Goviral Kauf gehöre zu der Serie „strategischer Akquisitionen“ und der Bereich Video ist hier der Schatz der Zukunft, den es bei vielen in der Branche zu heben gilt. Unternehmen wie VoodooVideo, Snatch TV, Videovalis, Clipkit, Castaclip und viele mehr zeigen auch in Deutschland, dass der Run auf Inhalte und Reichweite für das Geschäft mit der Bewegtbildwerbung längst in vollem Gange ist. Das sieht auch AOL so. Kate Burns, Vizechefin von AOL Europa dazu: „Das Videogeschäft bildet den Kern der Verbraucherprogrammstrategie von AOL und Goviral hat eine unglaublich überzeugende Plattform geschaffen, die Herausgebern und Werbetreibenden sehr messbare und kostenwirksame Lösungen bietet."

Alexander Goesswein

Goviral als AOL Vertriebseinheit?

Die eigentliche Kerngeschäft von Goviral war das Paidseeding, also der bezahlte Vertrieb von Viralvideos in der Seeding Phase. Doch die wenigsten Inhalte bei Goviral sind inzwischen noch viral.  „Schätzungsweise weniger als 5 Prozent. Wir distribuieren tatsächlich nahezu jeglichen Videocontent vom TV-Spot über Branded Content, Interaktive Spots, Serien, Applikationen, Filmtrailer bis hin zum viralen Video.“, erläutert Alexander Gösswein, Goviral Chef in Deutschland, der auch in Zukunft hierzulande die Geschicke des Unternehmens verantwortet. Goviral soll seine Eigenständigkeit bewahren wie Gösswein erläuter:. „Es wird keinerlei Änderungen in unserem operativen Geschäft geben Wir werden unsere Büros in Deutschland, England, Frankreich, Dänemark, Schweden und Spanien aufrecht erhalten – und wir werden unser globale Expansion weiter vorantreiben."

Die Weitergabe eines Spots durch den User geschieht über Eingabe einer E-Mail- Adresse, nach Klick auf den Videoplayer oder per Weitergabe des HTML Codes für den Player. Dazu verfügt das ursprünglich dänische Unternehmen neben dem Videoplayer mit Weiterempfehlungsfunktion über ein internationales Publishernetzwerk von 18.000 Publishern. "Unsere Publisher sind themenspezifische Websites, Blogs, Portale, Video- und Entertainmentseiten und Social Communities wie z.B. netzathleten.de, viviano.de, zachseinblog.de, hypesrus.com, lustich.de. Man kann sich auch mit einem Facebookprofil als Publisher anmelden." erläuterte uns Gösswein. Hat der Werbungtreibende also ein TV Spot oder Videospot wie beispielsweise den neuen Super Bowl VW Spot, kauft er zu Beginn seiner Kampagne über ein Cost-per-View- (CPV) Modell garantierte Reichweite ein. Die am Goviral-Netzwerk beteiligten Publisher erhalten im Gegenzug einen Revenue Share.

Goviral soll also mit seiner Buchungs-Plattform, den guten Beziehungen zu großen Advertisern und seinem eigenen Publisher Netzwerk für Werbeeinnahmen bei AOL sorgen, während AOL das Videonetzwerk massenhaft mit Entertainment Content auffüllt und seinerseits die Reichweite des Netzwerkes vergrößert. Ausnahmsweise könnte AOL also mal gewinnbringend eingekauft haben. Und auch bei Goviral zeigt man sich begeistert. "AOL bedeutet für uns einen enormen Zugewinn", so Gösswein. "Es beflügelt unsere Wachstumsstrategie: einerseits ermöglicht es uns, unsere internationale Reichweite deutlich auszubauen und andererseits das Potenzial von Online Video weiter zu erschließen. Mit einer globalen Marke wie AOL im Rücken können beide Welten zusammengeführt werden; Skalierbarkeit und qualitativer, relevanter Content sowie Userengagement für Werbetreibende und Publisher."

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