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Jedem das passende Werbemittel

Jens von Rauchhaupt, 21. Oktober 2010

Berlin scheint sich langsam, aber sicher zu einem Targeting-Mekka zu entwickeln. Neben Nugg.ad will nun das Unternehmen Mashero mit einem webbasierten Targetingtool die Branche, von der Hauptstadt aus, aufmischen – ganz ohne dabei den etablierten Targeting-Spezialisten in die Quere zu kommen. Wir sprachen mit Guido Brand, Geschäftsführer von Mashero.

Mit dem Web-Tool von Mashero können Werbungtreibende und ihre Agenturen Online-Ads auf verschiedenste Zielgruppen zuschneiden. Dadurch soll die Relevanz für die Rezipienten des Werbemittels erhöht werden, ohne dass die Werbungtreibenden Reichweite einbüßen müssen. Erste Kampagnen zeigen, nach Unternehmensangaben, mit einer CTR von gut 200 Prozent über dem Durchschnitt vielversprechende Ergebnisse. Aber allein auf die Steigerung von Klickzahlen wollen sich die Berliner in Ihrem Ansatz nicht reduziert sehen.

Adzine: Herr Brand, wofür eignet sich das webbasierte Tool von Mashero: Branding- oder Performance-Kampagnen?**

Guido Brand

Guido Brand: Beides. Die Relevanz eines Werbemittels bei der Zielgruppe zu erhöhen, darum geht es. Das funktioniert sowohl für Performance- als auch für Branding-Kampagnen. Wir stellen Agenturen und Werbungtreibenden ein Produktionstool zur Verfügung, um unterschiedliche Werbemittel für eine Kampagne kreieren zu können, und liefern diese dann über unser System aus. Der Erfolg kann sich in Klickraten wie auch in Branding-Effekten niederschlagen. Die Rezeptionssituation des Users ist bei jedem Werbeträger verschieden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Klickrate. Wenn wir Männern und Frauen unterschiedliche Werbemittel ausliefern und zudem regionale Unterschiede der Nutzer berücksichtigen und im Werbemittel regionalspezifische Informationen platzieren, dann hat die Werbung auch eine höhere Relevanz für den User.

Adzine: Wo haben Sie denn die Targeting-Merkmale her?

Guido Brand: Durch unsere Partnerschaft mit Nacamar steht uns zunächst einmal ein gutes Geotargetingsystem zur Verfügung. Damit können wir Ortsdaten und Zeitangaben beispielsweise mit Wetterdatenbanken verknüpfen und kennen so das aktuelle Wetter am Ort des Bannerbetrachters. Bei einer Video-in-Page-Kampagne von Mitsubishi Electric konnten wir etwa die Logos des für den Internetnutzer nächstliegenden Händlers passend im Werbespot einblenden. Wir können also weitere Datenbanken, beispielsweise eine Eventdatenbank, hinter das Geotargeting schalten.**Adzine: Das muss doch alles in Millisekunden durchlaufen, fast in Realtime, wie realisieren Sie das?

Guido Brand: Wir haben mit Nacamar ein Cloudsystem, ein sogenanntes Load-Balancing-System aufgesetzt. Nacamar hat auf diesem Gebiet viel Erfahrung. So nutzt beispielsweise das ZDF Nacamar für die ZDF-Mediathek. Das könnten wir als Start-up allein gar nicht realisieren.

Adzine: Kommen wir zu einer konkreten Mitsubishi-Electric-Kampagne, die mit Mashero kreiert und ausgeliefert wurde. Wie viele Werbebanner waren das insgesamt und wie viele musste die Agentur für diese deutschlandweite Kampagne kreieren?

Guido Brand: Die Anzahl der Webemittel geht in die Tausend, theoretisch jedenfalls. Denn die passenden Textbausteine werden „On the fly“, also automatisch im Moment der Anfrage erzeugt. Dem Mitsubishi-Werbespot lagen 18 unterschiedliche Videos zugrunde: Drei Wettervarianten und sechs Händlervarianten, da Mitsubishi Electric sechs Solarstromhändler in Deutschland hat.**

Mitsubishi Electric Video-Kampagne, Klickrate übertraf vergleichbare Kampagnen ohne Individualisierung auf dem gleichen Werbeplatz um 291 % , Bild: Mashero

** Und wie würde das bei einer Kampagne funktionieren, die mit weiteren Targeting-Merkmalen funktionieren soll?

Guido Brand: Die Agenturen oder Werbungtreibenden laden den Content bei uns hoch. Mit unserem Webtool können sie dann die Videos bzw. Visuals zielgruppenspezifisch schneiden, mit einem Audiostream versehen, Texte einbauen usw. Das ist der Kreationsteil. Im Mediateil können sie Formate und Platzierungen der Werbemittel festlegen. Außerdem erhält der Kunde ein Reportingtool. Hiermit kann er verfolgen, wie ein einzelnes Banner oder Video in der Zielgruppe performt, und er kann während der Kampagne jederzeit Liveanpassungen vornehmen.

Adzine: Wie viele Kampagnen hat Mashero auf diese Art schon ausgeliefert?

Guido Brand: Wir sind ein junges Start-up, stehen also noch am Anfang. Bisher haben wir fünf Kampagnen ausgeliefert bzw. liefern sie wie im Fall von MyParfuem und gutguenstigversichert.de noch aus. Wir haben aber einige Anfragen auch von großen Unternehmen und Agenturen. Seit der dmexco und der erfolgreichen Finanzierungsrunde ist die Nachfrage nach unserem Webtool deutlich gestiegen.

Adzine: Sind ihre Kunden Mediaagenturen?

Guido Brand: Sagen wir lieber Agenturen allgemein. Denn das Thema Variation von Werbemittel landet letztlich immer bei den Kreativagenturen. Diese können ihre Werbemittel mit Mashero entwickeln. Da geht es am Anfang gar nicht um Media, sondern um das Erstellen von originellen und wirksamen Werbemitteln. Aber natürlich auch Mediaagenturen, die die Performance ihrer Werbemittel hochtreiben wollen, sind unsere Kunde. Zudem können Werbungtreibende mit unserem Tool auch ihre eigene Webseite On-Page mit neuen Creatives aufwerten.

Adzine: Welche Formate können mit dem Mashero-Tool erstellt werden, also Rich Media inklusive Videowerbung oder auch einfache Display Banner?

Guido Brand: Sie können beides mit unserem Tool herstellen. Videos können bildgenau geschnitten, Grafiken punktgenau platziert werden. Darin können Sie dynamische Textfelder mit allen denkbaren Variablen anlegen. Hinzu kommt eine Reihe kreativer Features, wie Filter oder Textformatierungen. Besonders stolz sind wir auf unsere 3-D-Effekte.

Adzine: Mit welcher Entwicklerumgebung arbeitet das Mashero-Webtool: Ist es eine reine Flashumgebung oder bieten sie auch die Möglichkeit nach HTML5-Spezifikationen Rich Media und Video Werbung zu erstellen?

Guido Brand: Wir setzen derzeit auf Flash oder besser gesagt Flex, weil diese Entwicklungsumgebung einfach alles bietet, um eine derartige Webanwendung schnell und unkompliziert umzusetzen. Zudem ist die Browserkompatibilität leichter handhabbar. Besonders für mobile Endgeräte entwickeln wir aber auch Features, die nur auf HTML basieren.

Adzine: Wo liegen dann die fertiggestellten Werbemittel? Auf Ihrem System? Brauchen Ihre Kunden einen eigenen Adserver?

Guido Brand: Richtig, die Werbemittel liegen auf unserem System. Eigentlich brauchen die Agenturen keinen eigenen Adserver mehr und können die Kampagne über unser System aussteuern. Aber die meisten Agenturen haben nun mal einen Adserver und so werden die Klicks über einen Redirect bei ihnen mitgezählt. Das heißt, der Agenturen-Adserver fragt bei einer Impression bei unserem System an.

Adzine: Was kostet die Nutzung des Tools, wie wird abgerechnet?

Guido Brand: Das Tool wird über TKP abgerechnet. Je nach Setting bieten wir auch erfolgsbasierte Bezahlmodelle.

Adzine: Wo sehen Sie Masheros Wettbewerb?

Guido Brand: Wenn überhaupt, dann bei Eyewonders AdVolve. Das ist allerdings ein komplexes Plug-in, das zunächst offline funktioniert und bei dem das Ergebnis erst hochgeladen werden muss. Da sehen wir uns ein Stück weiter, weil bei unserem System der Kunde alles direkt innerhalb weniger Minuten selbst erstellen kann und das Ergebnis sofort online zur Verfügung steht. Dann vielleicht noch Googles „Ad Creator“. Allerdings arbeitet dieser mit festen Templates. Das ist für einen Kreativen natürlich weniger interessant, weil ihm hier alles fest vorgegeben wird.

Adzine: Herr Brand, vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor/die Autorin:

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