Comscore hatte zur dmexco seine Video-Metrix Daten veröffentlicht und die Zahlen haben es in sich. Demnach stieg der Online-Video Konsum in Deutschland innerhalb eines Jahres um 24 Prozent. Allein im Juli 2010 riefen hierzulande 46 Mio. User mehr als 9 Mrd. Videos ab. Das sind durchschnittlich 196 Videos im Monat bzw. 6,5 Onlinevideos am Tag.
„Deutschland ist einer der am stärksten wachsenden Märkte in Europa,“ sagt Mike Read, Comscore’s Senior Vice President und Managing Director für Europa. „Verglichen mit den europäischen Nachbarn Großbritannien oder Frankreich, deren Wachstum im Online-Video Bereich im vergangenen Jahr jeweils bei 10 Prozent lag, zeigte der deutsche Markt deutlich stärkeres Wachstum.“
Google dominiert auch bei der Videonutzung
Mit 32,8 Millionen Besuchern im Alter über 15 Jahre (77 Prozent aller Online Video Nutzer) stand Spitzenreiter Google auch im Juli auf Platz eins der deutschen Online-Video-Plattformen. Diese Spitzenposition ist größtenteils den 32,7 Millionen Unique Usern der Videoplattform YouTube geschuldet. 80.000 Euro (Listenpreis) soll es übrigens kosten, wenn ein Advertiser die gesamte deutsche Youtube-Startseite für einen Tag für seine Display-Werbung buchen möchte. Dafür bekommt er aber nicht nur jede Menge Reichweite, sondern auch massig Werbeflächen für seine Brandingkampagne.
Auf Platz zwei in der Gesamtwertung folgte der Anbieter ProSiebenSat1 mit 9.2 Millionen Zuschauern, obwohl die Plattform einen Rückgang von 13 Prozent in ihren Besucherzahlen zu verbuchen hatte, können sich die Münchener wenigstens mit dem dritten Platz im AGOF Vermarkterranking trösten. An dritter Stelle der comscore Video Metrix folgt Vevo mit 7,6 Millionen Zuschauern. Vevo ist eine Plattform, die Ende 2009 in den USA gegründet und in Deutschland mit seinen Musikvideos leichte Startschwierigkeiten hatte. Nun betreibt Vevo einen YouTube Kanal. Auch Facebook zeigte im Bereich Videokonsum mit 537 Prozent Plus signifikantes Wachstum im Vergleich zum Juli 2009 und zog 4,8 Millionen Besucher aus Deutschland an.
Viel Potenzial im Longtail
Jenseits dieser starken Reichweitenzahlen der großen Medienmarken, sehen aber Video Vermarkter wie etwa Clipkit ihre Chance im Longtail Segment. „Das Web verzeichnet eine zunehmende Angebotsvielfalt und damit einhergehend eine starke Fragmentierung der Zielgruppen", sagt Mathias Blüm, ehemalige Geschäftsführer des RTL-Videoportals Clipfish.de, der im Mai zum Berliner Startup clipkit wechselte. „Für werbetreibende Unternehmen wird es nicht mehr nur darauf ankommen über einen Publisher mit einer großen Reichweite zu werben, sondern webseitenübergreifend genau die für sie passende Reichweite zu erlangen", so Blüm weiter. „Um für große Werbetreibende, beispielsweise aus dem Bereich schnelldrehender Produkte, attraktiver Partner zu sein, müssen Reportinganforderungen und Reichweite stimmen. Letztere birgt in den videotechnisch noch stark unerschlossenen Weiten des Webs im Mid- und Longtail Bereich ein riesiges Potenzial."
Fehlen einer zeitbezogenen Kenngröße bei Instream Ads
Zum Umfang des Videowerbemarktes gibt es viele Wachstumsszenarien für den deutschen Markt. Laut einigen Brancheninsidern sollen bereits dieses Jahr die 100-Millionen-Euro-Grenze erreicht werden. Selbst bei weit höheren Zahlen, ist das allerdings alles "Peanuts" im Vergleich zur TV-Werbung: Der VPRT schätzt die Nettowerbeumsätze des Privatfernsehens in diesem Jahr auf rund 3,52 Milliarden Euro. Woran der junge Video-Werbemarkt krankt, ist das Fehlen einer unabhängigen und einheitlichen zeitbezogenen Kenngröße. Das bestätigt Dr. Nikolaus Schmitt-Walter, Head of Strategic Planning bei der Plan.Net Gruppe: „Die Reichweiten für InStream-Formate werden auch derzeit schon von der AGOF erfasst. Im Planungstool TOP sind bereits die entsprechenden Platzierungen abgebildet – dort sind dann auch die Potenziale für die InStream-Werbeformate hinterlegt. Dieses Vorgehen wird der Planung von Online-Video natürlich noch nicht voll gerecht. Wir benötigen daher unbedingt eine zeitbezogene Kenngröße in den internet facts, bzw. der MA Online. Auf dieser Basis wird es dann möglich sein, deutlich genauer auch Mid- und PostRolls zu planen.“
Keep Alive Pixel solls lösen
Im Gegensatz zur Mediengattung Fernsehen ist das Internet noch immer ein statisches Medium in dem bisher nicht mit dem Faktor Zeit geplant wurde. Die Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (AGOF) arbeitet gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Media Analyse (AG.MA) an einer technische Nutzungsmessung von Audio- und Videostreams. Erste AGOF zeitbezogene Nutzungsdaten für die Media-Planung von Streaming Media sollen voraussichtlich Anfang 2011 zur Verfügung stehen. Durch die Möglichkeit, einen sogenannten Keep-Alive-Pixel einzusetzen, erwägt die AGOF dabei Streaming-Inhalte dann nicht mehr getrennt von statischen Streaming Websites zu erfassen. In der internet facts/TOP-Tool soll dann pro Page Impression (PI) eine zeitbezogene Größe zur Verfügung gestellt und Bereiche wie etwa Bewegtbild, Games, Messenger besser erfasst werden.
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