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VIDEO

Finanzportale setzen auf Videos

Jens von Rauchhaupt, 24. Juni 2010

Immobiliencrash, Staatsverschuldungen, Euro-Talfahrt – Die Anleger sind verunsichert und ihr Bedarf an professionellen Informationen rund um das Thema Finanzen und Geldanlagen ist höher denn je. Die Anbieter von Finanzportalen haben das erkannt und setzen neben den gewohnten Text- und Chartinformationen nun auch auf Videoinhalte.

„Die Abrufzahlen unserer Wirtschafts- und Finanzthemenseiten steigen in der aktuellen Situation stark an. Auch die User-Zahlen nehmen zu, da sich diese zu den volatilen Finanzmärkten verstärkt durch fundierte Hintergrundberichte und Analysen informieren wollen“, berichtet Christian Fronhoff, Geschäftsführer von Business AD, der Online-Vermarkter von Finanzen.net, Wallstreet:Online und dem Newsportal ad-hoc.news. Auch die anderen Marktteilnehmer bestätigen diesen Trend zu einem erhöhten Informationsbedarf der Öffentlichkeit.

Ob Aktien, Fonds, Optionsscheine bzw. Zertifikate oder Futures – um nur einige Anlagemöglichkeiten zu nennen –, es gibt viele Wege fremdes oder eigenes Vermögen zu mehren bzw. zu vernichten. Auch wenn die Anleger schon länger nicht mehr so euphorisch in Finanzprodukte investieren wie zur Jahrtausendwende, scheint die letzte Talsohle überwunden. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) zählte laut seinem Factbook 2009 (2.Halbjahr) 8,81 Mio. Aktionäre und Fondsinhaber. Dazu kommen noch die Geschäfte mit Zertifikaten, welche laut dem Deutschen Derivate Verband (DDV) wieder besser laufen und im März 2010 ein Gesamtvolumen von 103 Mrd. Euro in Deutschland ausmachten.

Vorteil Video

Ebenso komplex wie die Anlageformen selbst stellt sich das zur Verfügung stehende Informationsangebot im Internet dar. Um für mehr Transparenz zu sorgen, behilft sich der DDV mit einem eigenen Online-Videocenter, um komplexe Inhalte prägnant und anschaulich zu vermitteln. Schließlich seien die meisten Derivate-Anleger permanent online und „kein Anleger kauft heutzutage etwas, was er nicht versteht“, wie Lars Brandau, Geschäftsführer des DDV im eigenen DDV-Interview sagt.

Will der Privatanleger mehr verstehen, präferiert er vielleicht Cashkurs.com des medienpräsenten Dirk Müller von der Frankfurter Börse. Ein Highlight dieser Seite ist sicherlich Müllers Tagesausblick per Videocast. Doch wer hier am monatlichen Mitgliedschaftsbeitrag von 9,99 Euro spart, wird nicht immer mit den aktuellsten Inhalten versorgt. Home-Trader, die mit Zertifikaten und Optionsscheinen handeln, brauchen aber Realtime und nicht Neartime-Informationen. Das ist der Grund, warum viele Anleger neben den Basismedien Wirtschaftswoche, Handelsblatt & Co. die Finanzportale Finanzen.net, Onvista.de oder Wallstreet:Online aufsuchen. Daneben gibt es unzählige kleinere Portale wie Aktiencheck.de oder beispielsweise das CFD Journal, das sich ausschließlich mit sogenannten Differenzkontrakten beschäftigt und wie Aktienscheck.de von Financial Advertising vermarktet wird.

Aktuelles Ranking der Finanzportale nach Nettoreichweite, AGOF Internet Facts 2010 -I

Abgrenzungsversuche

Die inhaltlichen Unterschiede der Finanzportale Finanzen.net, Onvista.de und Wallstreet:Online sind zunächst schwer auszumachen. „Onvista bietet mehr Recherchetiefe für Profis und informierte Anleger, während Wettbewerber wie Finanzen.net eher in die Breite gehen und auch populärere Themen abbilden. Dies zeigt auch ganz deutlich die Nutzungsintensivität von Onvista bei den Anlagespezialisten in Banken und Sparkassen“, versucht Andreas Wiethölter, Geschäftsführer der Onvista Media GmbH, die Grenzlinie zu Finanzen.net zu ziehen.

Jens Ohr, Smarthouse Media

Jens Ohr, Geschäftsführung Smarthouse Media, Anbieter von webbasierten Finanzapplikationen und Betreiber von Finanzen.net sieht die Stärke des Reichweitenprimus Finanzen.net im redaktionellen Angebot. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist vor allem unsere Unabhängigkeit bei Vergleichen oder Empfehlungen sowie unser exklusives, großes redaktionelles Angebot, das wir in Zusammenarbeit mit ´Euro´ und ´Euro am Sonntag´ bieten. Zudem liefern wir unseren Nutzern mit ´Börse: Heute im Fokus´ einen fest integrierten Artikel an sehr prominenter Stelle auf unserer Homepage, der mehrmals die Stunde aktualisiert wird und damit als quasi redaktioneller Ticker über das aktuelle Börsengeschehen informiert.“ Onvista.de ist ein Aggregator für Finanzmarktinformationen und sieht seine Stärke in der Aufbereitung und der Bereitstellung von Daten. Für den redaktionellen Teil kooperiert man u.a. mit dem Handelsblatt, Der Aktionär und Godmode Trader, Realtimekurse können die Nutzer nach erfolgter Registrierung abrufen.

Christian Fronhoff, Business AD

Anders verhält es sich mit Wallstreet:Online, die sich als echte Finanzcommunity versteht. Hier verfassen die Nutzer täglich bis zu 20.000 neue Beiträge in über 50 themenspezifischen Diskussionsforen mit Meinungen, Fakten, Gerüchten und Hintergrundinformationen zu einzelnen Aktien. „Die Zielgruppen bei Wallstreet:Online und Finanzen.net ähneln sich, wobei Wallstreet:Online communitylastiger ist und Finanzen.net zusätzlich den B2B-Sektor abdeckt. Vermögensverwalter, Finanzberater und Unternehmensentscheider nutzen hier die unterschiedlichen Tools“, sagt Fronhoff von Business Ad, die dem Performance-Trend zum Trotz alle Werbeplatzierungen ausschließlich auf TKP-Basis anbieten.

Lieferanten der Videoinhalte

Professioneller und damit gut vermarktbarer Videocontent ist zwar inhaltlich genügend vorhanden, doch gibt es mit dem DAF (Deutsches Anleger Fernsehen) und dpa-AFX nur zwei Anbieter, die bei den besagten Finanzportalen zurzeit eine bewegende Rolle spielen. Während Wallstreet:Online und Finanzen.net dpa-AFX-Streams nutzen, kooperieren Onvista, aber auch Aktiencheck.de mit dem DAF. Beide Anbieter produzieren eigene Formate zu Finanzthemen. Auffälliger Unterschied: Bei dpa-AFX setzen die Macher onlinegerecht auf sehr kurze Beiträge und Interviews von zwei, höchstens vier Minuten. Dagegen gibt es vom DAF ungleich längere Berichte, Analysen und Diskussionen. Hier erhält der Zuschauer mehr Tiefe und Informationen, darunter beispielsweise ein Hintergrundbericht über den Hedgefondsmanager John Paulson, der mit nur einem Deal 15 Mrd. US Dollar verdient hat, weil er frühzeitig gegen den Immobilienmarkt wettete.

Recht übersichtlich für den Nutzer ist die Video-Integration bei Finanzen.net und Wallstreet:Online auf deren Startseiten gelungen. Gut 10.000 Videoabrufe verzeichnet die Finanzcommunity Wallstreet:Online im Monat. Hier kann Finanzen.net ungleich bessere Zahlen vorweisen. „Die Nachfrage der Nutzer nach Video-Content im Finanzbereich steigt signifikant. Bei Finanzen.net erreichen wir inzwischen Abrufzahlen von 40.000 Video-Views im Monat", sagt Fronhoff. Business Ad bietet für Finanzen.net und Wallstreet:Online Pre-Roll-Ads sowie Anker Banner als Wallpaper, Bigsize oder Skyscraper on top an. Zusätzlich ist die Schaltung von Content Ads schräg unter dem Player möglich. „Bewegtbild spielt bereits eine große Rolle auf Finanzen.net, vor allem Beiträge zu Einzelaktien, Chartanalysen, aber auch allgemeine Börsenberichte stoßen auf großes Interesse“, sagt Ohr von Smarthouse Media, die auch nach konkreten Wünschen der Kunden die Werbung in und um den Videoplayer integrieren.

Andreas Wiethölter, OnVista Media

Onvista hat erst im April mit der Integration von DAF-Streams begonnen. „Zurzeit befindet sich Onvista mit der Mediathek noch in der Betaphase und verzeichnet nach letztem Stand 126.000 Videoaufrufe pro Monat; Tendenz steigend. Unsere Zielsetzung liegt bei mindestens 500.000 Abrufen im Monat“, sagt Wiethölter. Die Videos sind bei onvista.de sowohl im eigenen Video-Bereich als auch themenbezogen in den Übersichtsseiten zu den einzelnen Aktien oder Indizes eingebaut. „Auf der Seite der VW-Aktie können Nutzer so alle Videos zum Unternehmen abrufen – auch historisch“, so Wiethölter. Dabei bietet Onvista das gesamte Spektrum an Videowerbung. „Für die Inszenierung einer Marke ist das Overlay ideal, denn es ermöglicht maximalen kreativen Spielraum und sorgt gleichzeitig für eine starke Aufmerksamkeit auf Userseite“, meint Wiethölter. Kursanalysen des DAX-Index gehören auf onvista.de zu den beliebtesten Videothemen.

Fazit

Bewegtbildinhalte sind auch im Online-Finanzsektor ein deutlicher Trend, der sich in den kommenden Jahren sicher zu einer festen Größe im Inhalte-Mix auswachsen wird. Heute hält sich die Anzahl der Videoabrufe auf den Portalen noch in Grenzen. Werbungtreibende, die speziell auf Videoformate im Finanzumfeld setzen, werden daher vermutlich die Angebote kumuliert betrachten müssen, um mit einem Videospot die maximale Reichweite im Finanzumfeld erzielen zu können.

Über den Autor/die Autorin:

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