König Fußball regiert nun seit über einer Woche die Medien und die Straßen. Auf allen Kanälen werden wir mit Informationen rundum die WM bombardiert. Doch der hohe Penetrationsgrad stört die wenigsten, weil es eben ein gottgewolltes Ereignis ist, das man nicht hinterfragt.
Gestern fuhr ich im katholischen Münsterland mit wehenden Fahnen im Taxi und einer etwa 60 Jahre alten Fahrerin zum Bahnhof von Emsdetten. Von Fußball hatte die Chefin des Taxibetriebs keine Ahnung, aber dennoch hatte sie einiges über fehlende Winterjacken auf der Trainerbank und die armen frierenden Spieler bei teilweise winterlichen Temperaturen zu erzählen. So pickt sich eben jeder die für ihn relevanten Themen heraus und kann somit auch Teil dieser WM-Bewegung werden.
Für Unternehmen ist es daher fast ein Muss, auf dieser Welle von Sympathie und Identifizierung mit Mannschaft und Event mitzuschwimmen. So lassen sich Unternehmen in den WM-Wochen einiges einfallen, um an der Euphorie zu partizipieren, dies nicht immer mit dem Segen der Fifa. Das Spiel zwischen Dänemark und den Niederlanden hatten 36 Frauen in von der niederländischen Brauerei Bavaria gesponserten Kleidern verfolgt. Daraufhin wurden einige der Teilnehmerinnen auf Veranlassung der Organisatoren von der Polizei verhaftet und Bavaria wurde von der Fifa verklagt. Dieser Vorfall ist europaweit durch die Presse gegangen und hat auch mittlerweile einige Freunde bei YouTube gefunden. Die Brauerei wird die Aufmerksamkeit freuen, zumal die Fifa ganz im Gegensatz zur Veranstaltung auch von der Öffentlichkeit mittlerweile eher kritisch gesehen wird.
Aber was macht die WM mit der Onlinewelt? Angeblich sorgt der Wettbewerb auf vielen Seiten für Trafficrekorde, Sportumfelder und Specials zur WM sind bei Werbekunden begehrt, um auf Marke und nicht selten ein Gewinnspiel aufmerksam zu machen. Der Onlinekanal spielt mittlerweile eigentlich bei allen WM-Kampagnen eine wichtige Rolle. Mitmachaktionen und Fans aktivieren mit und ohne Facebook sind mittlerweile fast ein Standard, so z.B. bei der Kampagne Der-vierte-Stern-fuer-Deutschland von Mercedes mit mittlerweile 94.000 Fans auf der Tribüne. Ob das nun ein Erfolg ist oder nicht, werden wir evtl. nach Abschluss der Aktion noch in Erfahrung bringen. Wir haben hier leider keine Zahlen von vergleichbaren Aktionen vorliegen.
Der digitale Nike-Spot „Write the Future“ hat mittlerweile weltweit knapp 16 Mio. Views, allerdings ist dieser auch gespickt mit Fußballergrößen und zeigt an der besten Stelle Wayne Rooney als verarmten und verwahrlosten Bewohner eines schrottreifen Wohnwagens irgendwo am Rande eines Stadions. Vielleicht will die Welt England so sehen?
Manche Aktionen erscheinen aber auch teilweise etwas hilflos. So erhielt ich letzte Woche bei Edeka ein Rubbellos mit einem Gewinncode, den ich dann auf der etwas altbacken anmutenden Edeka-Seite eingeben sollte. Allerdings wollte Edeka so viele Informationen über mich haben, dass ich die Aktion abgebrochen und gern auf meinen Gewinn verzichtet habe. Da kann Uwe Seeler noch so ein Sympathieträger sein, mich spricht die Kampagne nicht an, vielleicht wäre hier auch mal ein Mannschaftswechsel auf ganzer Linie angezeigt. Vielleicht gehöre ich aber auch ganz einfach nicht zur Zielgruppe.
Durch die WM gerät ein anderes Ereignis leider etwas in den Hintergrund und damit meine ich die Ölpest im Golf von Mexiko. Wir sind uns sicher einig, dass keine PR der Welt der Natur und auch BP helfen kann. Dennoch haben wir für die heutige Ausgabe Frank Roselieb vom Kieler Institut für Krisenforschung nach einer Einschätzung zur BP Katastrophe gebeten.
Viel Spaß mit Adzine!