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„Die Mobile Facts würden uns schon sehr helfen“

Jens von Rauchhaupt, 4. Juni 2010

Nun ist es seit Anfang dieser Woche ganz offiziell. Google macht ernst mit „Mobile First“ und hat zu diesem Zweck den weltweit reichweitenstärksten Mobile-Vermarkter AdMob gekauft. Wir sprachen mit Carsten Frien, Mitbegründer und Geschäftsführer vom Mobile Vermarkter madvertise über AdMob, iAd und die Mobile Facts.

Das Berliner Unternehmen madvertise ist ein Vermarkter für mobile Bannerwerbung und stellt neben Beratungsservice und speziellen Angeboten wie App KatAPPult den Advertisern auch einen integrierten Online-Marktplatz zur eigenständigen Buchung von mobilen Werbekampagnen zur Verfügung.** Herr Frien, wie bewerten Sie den Google-AdMob-Deal?

Carsten Frien: Das sind gute Nachrichten für den Markt. Wenn der weltweit größte und wichtigste Player Google 750 Mio. US Dollar investiert, zeigt welch hohen Stellenwert Mobile Advertising hat und in Zukunft haben wird.

Adzine: Das AdMob Netzwerk arbeitete im Monat April 2010 weltweit gut 18 Mrd. Ad Requests ab. Da spielt madvertise mit seinen 60 Mio. PIs in einer etwas anderen Liga, oder?

Carsten Frien: Völlig richtig, allerdings ist madvertise ein viel jüngeres Unternehmen, das sich zudem allein auf die D.A.CH-Regionen konzentriert. AdMob gibt es seit etwa 5 Jahren und ist mit über 100 Mitarbeitern auf allen Kontinenten aktiv, also ein echter Global Player des Mobile Advertisings.

Adzine: Sie haben dennoch mit AdMob etwas gemein, sie sind Vermarkter und verfügen gleichzeitig über einen Marktplatz, richtig?

Carsten Frien, madvertise

Carsten Frien: Ja. Wir sind auf der einen Seite ein Werbepartner für unsere Großkunden, den Key Accounts wie Germanwings, TUI, Lufthansa oder SOS Kinderdörfer, und für die trafficstarken mobilen Webseiten, wie etwa die von Web.de, GMX, AOL. Zusätzlich sind wir Zweitvermarkter vieler weiterer großer mobiler Vermarkter. Für alle anderen Marktteilnehmern, den Mid- und Long-Tail-Bereich, verfügen wir seit Juli 2009 über einen Marktplatz, mit dem sich die Kunden über ein Self-Service-Modell mit unseren Dienstleistungen versorgen können.

Adzine: Wo setzen ihren Schwerpunkt, in der aktiven Vermarktung oder dem Marktplatz?

Carsten Frien: Das hält sich etwa die Waage.

Adzine: Wir befinden uns ja erst am Anfang von Mobile Advertising, was können Sie uns über die Reichweiten sagen?

Carsten Frien: Die verfügbare mobile Reichweite ist in Deutschland schon sehr signifikant. Mobile Applikationen vom Axel Springer Verlag, wie etwa die der BILD-Zeitung, generieren schon höhere Reichweiten als beispielsweise die Onlineseiten der Financial Times oder des Focus. Im letzten Jahr hat es dort eine Art Durchbruch gegeben. Mittlerweile haben viele Unternehmen, aber auch die Verlagshäuser und die Social Networks eine eigene mobile Website und bieten zudem Apps an. Ein Fünftel der Facebook-User nutzen das Social Network bereits mobil. Daher würde ich bei der Nutzung der Mobilangebote durchaus von relevanten Reichweiten sprechen, die mit der kommenden Verbreitung der Smartphones noch erheblich steigen wird.

Adzine: Und wie hoch sind die Unique-User-Zahlen?

Carsten Frien: Das kann man noch nicht sagen. Hier warten wir alle auf die mobile Reichweitenmessung der AGOF, die schon lange an diesem Projekt arbeitet. Bisher haben technische Hürden und Uneinigkeiten über die Herangehensweise eine unabhängige Reichweitenzählung und die Ausweisung der Unique User erschwert.

Adzine: Und viel Werbung wird im mobilen Bereich noch nicht gebucht ...

Carsten Frien: Der mobile Werbemarkt wird in Deutschland auf 20 Mio. Euro im letzten und möglicherweise 30 Mio. Euro in diesem Jahr geschätzt. Das ist im Vergleich zum gesamten deutschen Onlinewerbemarkt von insgesamt 4,5 Mrd. Euro nur ein Bruchteil. Da sich die Mediabudgets zukünftig immer mehr Richtung Mobile verschieben werden, birgt der Markt für mobile Werbung derzeit ein enormes Wachstumspotenzial.

Adzine: Wissen Sie, ob die Mobile Facts nun zur dmexco 2010 definitiv veröffentlich werden?

Carsten Frien: Nein, das weiß ich nicht. Nicht nur im eigenen Interesse ist uns jedoch sehr daran gelegen, dass die Mobile Facts bald kommen. Das wäre ein weiterer Ritterschlag für das Mobile Advertising und würde allen Marktteilnehmern in den Gesprächen mit den Mediaagenturen und Marketingentscheidern schon sehr helfen. Allerdings wurden die Mobile Facts bereits 2009 und 2008 angekündigt.

Adzine: Man hört, dass die Advertiser eher vom Mobile Advertising begeistert sind als ihre Mediaplaner, können Sie das bestätigen?

Carsten Frien: So direkt würde ich das nicht bestätigen, aber es gibt durchaus mehr innovative Advertiser, beispielsweise aus dem Bereich Finanzdienstleistungen, Automotive, Hotel- und Autovermietungen, die intensiv bei uns buchen. Oftmals ist es so, dass die Mediaagenturen – aus welchen Gründen auch immer – nicht über das Know-how verfügen. Viele von ihnen meinen: 100.000 Euro sind im mobilen Bereich schnell ausgegeben. Außerdem meinen sie, Mobile Advertising würde noch mehr Arbeit als Online machen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Mediaagenturen nach Prozessen und Budget bezahlt werden und nicht nach Arbeitsstunden. Zu uns kann aber die Mediaagentur kommen und einen Mediaplan nach einem Themenchannel anfragen und wir liefern ihnen innerhalb von 24 Stunden diesen Mediaplan. Den kann man genauso einfach buchen wie bei einem G+J ems, Axel Springer oder Adconion für die Onlinewelt.

Adzine: Machen Sie eigentlich Unterschiede zwischen App-Vermarktung und der Vermarktung mobiler Webseiten?

Carsten Frien: Nein, ob wir für eine mobile App oder für eine mobile Seite Werbemittel ausliefern, ist für uns technisch und betriebswirtschaftlich fast identisch. Früher konnte man über das Gerät noch eine einkommensstarke Zielgruppe ableiten, aber inzwischen sind Smartphones ja schon Massengeräte. Zwischen 3 bis 4 Mio. Menschen besitzen in Deutschland Smartphones und Ende des Jahres rechnen wir mit 6 Mio. Smartphone-Besitzern.

Adzine: Und wie hoch ist der Anteil der iPhones?

Carsten Frien: Nach meinem Kenntnisstand sind es etwa 2,3 bis 2,4 Mio. Nutzer.

Adzine: Das sind ja mehr als die Hälfte der Smartphone-Nutzer. Eine exklusive Vermarktung durch Apple über iAd ab Sommer muss doch für Sie eine furchtbare Nachricht sein?

Carsten Frien: Da geht es ja nur um die App-Vermarktung. Viele iPhone-User nutzen aber lieber den Browser, also das mobile Internet. Außerdem glaube ich nicht, dass Apple die Vermarktungshoheit über eine Stern-, Focus- oder Spiegel-App übernehmen will und kann. Das werden sich die Vermarkter wohl kaum gefallen lassen. Ich denke, da werden die Publisher ein Wahlrecht bekommen, ob sie sich über ihre eigenen Vermarkter oder über Apple iAd vermarkten lassen wollen. Eine exklusive Vermarktung der Apple Apps über iAd kann ich mir nicht vorstellen.

Adzine: Anfang des Jahres haben sie den Dienst „KatAPPult“ gestartet, was ist das?

Carsten Frien: Das ist eine garantierte Listung in den Top 25 einer Kategorie in einem App Store.

Adzine: Wie soll das funktionieren?

Carsten Frien: Indem man viel Markt-Know-how und Erfahrung mitbringt, wie etwa der Algorithmus von Apple funktioniert. Dieser wird beeinflusst von der Anzahl des Downloads, der Anzahl der Bewertung und der Qualität der Bewertung. Anzahl und Qualität der Bewertung können wir zwar nicht beeinflussen, allerdings können wir die Anzahl der Downloads beeinflussen, indem wir eine mobile Bannerkampagne für das App in unserem Netzwerk schalten. Die Ad Impressions führen zu einer höheren Anzahl an Klicks und daher zu mehr Besuchen auf der Landingpage, wo das App beworben wird. Das führt wiederum zu höheren Downloads der Apps. Die Bannerkampagnen realisieren wir sehr komprimiert und effizient in Zeiträumen von 48 oder 72 Stunden. Damit kann man die App von bspw. Platz 50 in die Top Ten katapultieren.

Adzine: Was kostet der Spaß?

Carsten Frien: Das ist ein Festpreisangebot, das wir ab 10.000 Euro anbieten. Der Preis hängt zudem von der Kategorie ab und ob es eine nationale oder globale App-Kategorie ist. Wir rechnen dann aus, wie viele Ad Impressions und Klicks wir in welchem Zeitraum brauchen und machen dann dem Kunden ein Angebot.

Adzine: Bieten Sie das nur für den Apple Store an?

Carsten Frien: Nein, auch für Android, Blackberry und Nokia Stores können wir die Apps im Listing nach oben bringen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor/die Autorin:

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