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- Editorial

Überall Freunde

Arne Schulze-Geißler, 29. April 2010

Es ist doch super, dass Facebook uns immer wieder tolle neue Angebote macht, sowohl den Usern wie auch den Publishern. In Zukunft reicht ganz allein ein Log-in und schon werden wir auf allen Seiten, die Teil des „Open Graph“ sind, mit Handschlag von unseren Freunden begrüßt, können Produkte und Content bewerten und uns durch Weiterleitung in unserer Community beliebt machen.

Gleichzeitig können die angeschlossenen Publisher die Empfehlungs- und Bewertungsfeatures von Facebook kostenlos nutzen und haben damit gleichzeitig Zugang zur riesigen Facebook-Community, um Leser und Käufer zu gewinnen. Mit der cleveren Kombination aus Facebook-Log-in und Cookies soll eine Dynamik in Gang gesetzt werden, die das bisherige System Facebook Connect nicht zustande bekommen hat. Hier war es immer noch notwendig, dass sich der Nutzer auf einer angeschlossenen Publisherseite aktiv mit seinem Facebook-Account verbunden hat.

Obwohl wir uns auf den wenigsten Internetseiten anmelden müssten, will Facebook uns das in Zukunft abnehmen. Der Log-in bei Facebook konnektiert uns mit dem Rest der Online-Welt. Ist doch auch klar, erst dann kann Facebook unsere Vorlieben richtig einschätzen, um uns auch das entsprechende Surferlebnis zu organisieren.

Diese wunderbare neue Welt des Internets wird aber nur Realität, von der rechtlichen Privacy-Problematik mal ganz abgesehen, wenn die Publisher mitspielen. Damit Facebook in großem Stil nicht nur Menschen verbinden kann, sondern auch Menschen und Content sowie Produkte, stehen Publishern eine Reihe von Plug-ins zur Verfügung, die sie auf ihren Seiten integrieren sollen. Soweit ich das allerdings überblicke und ich habe momentan noch nicht den Anspruch, das in vollem Umfang zu tun, kann ich dennoch Publishern nur raten, diesen Schritt sehr sorgfältig zu prüfen.

Gestattet man Facebook, von der eigenen Seite die Daten der Nutzer in Cookies zu sammeln, die durch die Bewertung und Empfehlung von Inhalten oder auch nur den Besuch einzelner Seiten gespeichert werden, dann kennt Facebook die eigenen Besucher sehr bald sehr viel besser als das eigene Vermarktungsteam. Facebook hat längst erkannt, dass die Werbevermarktung anhand der eigenen Facebook-Daten eine mühsame Angelegenheit ist, daher haben sie vermutlich auch kein Problem damit, diese Daten vordergründig mit externen Websites zu teilen, für die sie aber im Grunde auch nutzlos sind. Facebook selbst sucht dringend Zugang zu Content, mit dem es die Nutzer in Verbindung bringen kann, um wirklich aussagekräftige Profile in den Kategorien der Werbeindustrie zu gewinnen. Die Kombination aus dem Facebookprofil und den extern gesammelten Daten ist der Informationscocktail, der Facebook vermutlich zu einer Marktmacht in Sachen bezahlter Werbung machen soll.

Daher stellt sich für jede Website die Frage, mit wem man seine Nutzerdaten teilen möchte und damit auch die Werbegelder der Zukunft. Wieder mit jemandem, der nur eine Infrastruktur zur Verfügung stellt, ohne selbst Content zu produzieren. Altes Problem neuer Player? Es ist daher sehr genau abzuwägen, ob und wie tief man in die Facebookwelt eintauchen will, welchen Benefit man daraus zieht und wie hoch der Preis möglicherweise ist, den man zahlt. Wir bei Adzine werden es wohl zunächst bei einem Link zu unserer Facebookseite belassen und unseren Content und die Nutzerprofile von unserer Seite weiterhin selbst organisieren.

Viel Spaß mit Adzine!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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