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Es bleibt spannend

Rupert Turner, 4. Februar 2010

Nach der Bekanntgabe von AOL, sich aus dem deutschen Markt zurückzuziehen, stellen sich grundlegende Fragen nach der Zukunftsfähigkeit verschiedener Online-Werbeprodukte. Dies gilt insbesondere auch für das Marktsegment der Ad Networks. Advertsing.com ist in Deutschland offensichtlich nicht mehr existent und soweit wir wissen, besteht auch keine Intention, die Marke in Deutschland wiederzubeleben und fortzuführen. Sind Ad Networks grundsätzlich ein Auslaufmodell oder werden sie weiterhin eine Existenzberechtigung haben? Wir holten uns Antworten von Dariusch Hosseini, Country Director, Germany von Specific Media, einem der größten international agierenden Ad Networks.

Adzine: Wird Specific Media von der Schließung AOLs in Deutschland, gerade was das ehemalige advertising.com-Geschäft angeht, profitieren?

Dariusch Hosseini, Specific Media

Dariusch Hosseini: Ja. Aber der Verlust eines Mitstreiters ist auch immer ein Verlust für die eigene Gattung. AOL ist eines der Unternehmen, die den deutschen Markt mehr als zehn Jahre entscheidend geprägt haben. Advertising.com war einer der treibenden Kräfte, die IASH.EU in Deutschland aus der Taufe gehoben und begleitet haben. Zum Schluss hat es wohl nicht mehr gereicht.

Der Rückzug eines direkten Mitbewerbers wie Advertising.com bringt möglicherweise frei gewordene Budgets mit sich. Wenn ich ehrlich bin, ist es natürlich unser Ziel, den ein oder anderen der ehemaligen AOL-Kunden für uns zu gewinnen und mehr Marktanteile zu gewinnen. Wir haben auch in direkter Konkurrenz zu Advertising.com unseren Marktanteil in Deutschland in den letzen drei Jahren signifikant ausgebaut, indem wir auf Behavioural Targeting in Premium-Umfeldern eingesetzt haben. Wir grenzen uns von Dumpingpreisen ab und setzen auf unsere Technologie und guten Kundenservice, der gerade in der digitalen Welt immer entscheidender wird.

Adzine: Sind Ad Networks ein überholtes Modell oder ist Deutschland generell ein schwieriges Umfeld, um hier als Ad Network Fuß zu fassen?

Dariusch Hosseini: Advertising.com hat lange Jahre in Deutschland am Markt stark agiert. Ich maße mir nicht an zu beurteilen, warum das Geschäft in Deutschland von AOL eingestellt wurde.
Viele Beispiele in den letzen 24 Monaten haben gezeigt, dass der komplexe deutsche Markt für neue Modelle und Geschäftsideen offen ist.

Die zunehmende Digitalisierung der Medienlandschaft bringt mit sich, dass immer mehr Verbraucher im Netz anzutreffen sind und dadurch auch mehr Inventar verfügbar wird. Ad Networks wie Specific Media spielen hier eine zentrale Rolle: Sie geben Werbetreibenden professionelle Beratung und Werkzeuge an die Hand, mit denen Zielgruppen effizient erreicht werden – eine ideale Chance, uns als Ad Network im Onlinemarkt gegenüber Advertisern zu profilieren. Auf der anderen Seite helfen wir Publishern, den Überschuss an Inventar attraktiver zu monetarisieren.
Damit bietet Specific Media Publishern und Advertisern genau das, was sie wollen: Kampagnen guter Advertiser und effiziente Kommunikation mit ihren Zielgruppen sowie fundierte Einsichten und Analysen zu Zielgruppen.

Adzine: Sind Ad Networks nicht die Hauptursache für den Preisverfall in der Online-Werbung?

Dariusch Hosseini: Nein. Ad Networks waren schon immer günstiger als Vermarkter, weil sie Platzierungen nicht auf Websites garantieren, sondern innerhalb eines Netzwerkes. Der Kunde hat kein Recht auf eine bestimmte Anzahl von Impressions auf einer Seite – er bucht Reichweite, Channel oder Zielgruppen.

Die Preise sind durch die steigende Nutzung der Angebote gefallen; immer mehr Werbeflächen bleiben unverkauft. Entsprechend günstiger kann dieses Inventar angeboten werden. Damit der Kunde dennoch Kontrolle über das Inventar hat, wurde 2009 IASH.EU im BVDW gelauncht. Das schafft Vertrauen, Sicherheit und Transparenz. Zudem bringt der Weiterverkauf dem Publisher zusätzliche Erlöse, die er selbst nicht ohne Weiteres erzielen könnte, ohne seine Preisliste zu kannibalisieren.

Manch einer versucht über den Preis Wettbewerb anzuheizen. Das wollen wir nicht. Wir liefern Performance durch Qualität in jedem Bereich – angefangen bei den Daten über die Kampagnen und Seiten im Netzwerk bis hin zum Service im Reporting und Analyse.

Adzine: Wie sehen Sie die Entwicklung von dynamischen Modellen im Markt wie Ad Exchanges, die ja Publishern und Advertisern tendenziell mehr Kontrolle geben über Platzierungen und Preise?

Dariusch Hosseini: Ad Exchanges haben ihre Berechtigung, sind aber keine wirkliche Konkurrenz für uns – sie können unser Angebot sogar sehr gut ergänzen. Publisher, die mit uns zusammenarbeiten, haben die 100%ige Kontrolle über die Konditionen und die Advertiser sowie das Volumen, das sie zur Verfügung stellen. Wir werden in den kommenden Monaten sicherlich noch einige sehr spannende neue Unternehmen in Deutschland sehen. Es bleibt also spannend, auch ohne AOL.

Vielen Dank für das Gespräch!

Bild Rupert Turner Über den Autor/die Autorin:

Rupert Turner ist freier Autor für ADZINE

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