Fairerweise schlägt man nicht mehr drauf, wenn jemand schon ausgezählt am Boden liegt, deshalb wollen wir auch nicht schlecht über AOL Deutschland sprechen, gerade weil die Hauptverantwortlichen für die Misere nicht in Europa sitzen und auch nie saßen.
Nach dem Verkauf des Zugangsgeschäfts 2006 wird AOL Deutschland als Portal und Werbevermarkter positioniert. Content in Verbindung mit cleveren Werbeprodukten sollen in Deutschland die Bedeutung der drei Buchstaben A O L in der Medienlandschaft sichern. Wie so oft bei amerikanischen Unternehmen kam die Europastrategie hierfür aus Übersee. Allerdings wäre es geschmeichelt, von einer solchen zu sprechen, da für Außenstehende eher ein Verwirr- und Versteckspiel zu beobachten war, dass einem das lokale Management schon fast leidtun musste. Denn bei allem Hüh und Hott sollten ja auch noch die Zahlen stimmen. Wenn die Länder schon nicht für die Strategie zuständig waren, dann doch wenigstens für die Umsätze. So sah man dann auch einige Köpfe kommen und bald wieder gehen.
Aus der AOL-Vermarktung und dem AOL eigenen Ad Network Advertising.com wurde im Herbst 2008 die Plattform-A als sogenannter One-Stop-Shop, um Werbekunden mit adäquater Medialeistung für ihre Branding- und Performance-Kampagnen zu versorgen. Diesen stark lösungsorientierten Ansatz für Werbekunden, der zwar die Marke AOL in den Hintergrund treten ließ, fand ich sehr nachvollziehbar. Der neue AOL CEO Tim Armstrong fand das allerdings nicht und gab das Kommando „Alle wieder zurück auf Start“ mit der Begründung, man wolle die Strahlkraft der Marke AOL auch wieder stärker für das Werbegeschäft nutzen, insbesondere für Markenkunden. Da es mit der Strahlkraft von AOL hier schon länger nicht mehr so weit her ist, Mediaeinkäufer zunehmend an Ergebnissen interessiert sind und nicht daran, einen verstaubten Mythos wiederzubeleben, ging der Masterplan zumindest in Deutschland nicht auf. Na ja, so richtig konnte das wohl auch noch niemand beurteilen, da der Strategiewechsel ja gerade mal vor ein paar Monaten vollzogen wurde.
Nun fragen sich viele, was denn mit dem AOL-Medianetzwerk passiert und dem ursprünglichen Ad Network Advertising.com? Wurde es etwa so gut in AOL Advertising integriert, dass es jetzt mit untergeht? Michael Röhrs Sperber ist der Frage nachgegangen. Jens von Rauchhaupt beschäftigt sich heute mit Fragen der Online-Werbevermarktung.
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