Heute vor drei Jahren hielt die Onlinewelt den Atem an. Am 9. Oktober 2006 wurde der Deal zwischen Google und dem gerade einmal 18 Monate jungen Startup namens YouTube erstmalig bekannt. Für die verrückte Summe von 1,65 Mrd. US Dollar erwarb der Searchgigant die „Weltgedächtnishalle der schamvollen Momente“ (DIE ZEIT). Sollte man Google also wirklich beglückwünschen?
Ja, natürlich! Allein die nackten Zahlen verdeutlichen, welche globale Bedeutung YouTube innehat und wie unwahrscheinlich es ist, dass eine andere Videoplattform in naher Zukunft die Marktposition von YouTube streitig machen könnte: Mit über 350 Mio. Unique User ist die „Tube“ zweifelsfrei das reichweitenstärkste Videoportal der Welt. Nun wartet Chad Hurley, CEO und Gründer von YouTube – PR gerecht – in seinem Web-Blog mit einer einer weiteren Superlative auf: Die Videoplattform verzeichnet pro Tag 1 Mrd. Video Views in der Welt. Kein TV Sender dieses Planeten hat eine solche „Einschaltquote“. Aber YouTube ist kein singulärer Kanal und nicht mit dem Fernsehen zu vergleichen.Hier ist der User der Programmchef. Die Videoplattform ist vor allem eine Social Community. Das Prinzip „Share and Enjoy“ (Douglas Adams – Hitchhiker's Trilogy) ist das wahre Erfolgsrezept von YouTube - vielfach kopiert, doch bisher nicht übertroffen.
YouTube Mitbegründer Chad Hurley erklärt die Erfolgsparameter von YouTube in seinem Blog so:
- Geschwindigkeit: der User braucht schnellen Zugriff zu den Videoinhalten, er muss beim Betrachten auch schnell zurückspringen können.
- Clip-Kultur: Gerade kurze Clips werden stärker konsumiert und bieten dem Betrachter die Möglichkeit, in kurzer Zeit viele unterschiedliche Themen zu konsumieren.
- Offene Plattformen eröffnen mehr Möglichkeiten: Content-Kreation ist nicht unser Geschäft, es ist das des Users. Wir bieten den Platz, damit jeder mit einer Kamera und einem Internetanschluss sein Leben , seine Kunst oder seine Stimme mit der Welt teilen kann und – wie vielfach bewiesen – davon sogar leben kann.“
Erik Schmidt: Wir haben bei YouTube eine Milliarde Dollar Aufschlag gezahlt
Heute erfährt der Onliner immer mehr von der „Blockbuster Akquisition“ vor drei Jahren. Erik Schmidt, CEO von Google gestand inzwischen ein, dass er selbst den tatsächlichen Wert von YouTube zum Zeitpunkt der Verhandlungen auf 600 bis 700 Mio. US Dollar eingeschätzt hatte. „Wir haben eine Mrd. Aufschlag gezahlt ... Der Preis kam nicht über betriebswirtschaftliche Kennzahlen zustande, sondern darüber, was man gewillt war zu zahlen.“ Google wusste nämlich, dass YouTube zum Verkauf bereit war und Mitbewerber Yahoo! und Microsoft ebenfalls interessiert waren.
Nun gilt es für Google YouTube zu monetarisieren und das Investment wieder reinzuholen. Durch zahlreiche Kooperationen mit fast allen großen Musiklabels und zahlreichen Entertainment-Kanälen scheint man in hier auf dem richtigen Weg zu sein. Doch die Mehrheit des Contents ist und bleibt User Generated. Google sollte also gerade in diesem Bereich innovationsgetrieben handeln und nicht all zu sehr auf die Werbeinnahmen schielen. Es ist dabei befremdlich, dass Google noch nicht einmal den Anteil von YouTubes vermarktungsfähigen, brandsafe Content offen kommuniziert.
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