Kennen Sie Netbooks? Netbooks sehen aus wie kleine Sub-Notebooks und kosten zwischen 300 und 400 Euro. Sie sind leicht, günstig aber keine vollwertigen Notebooks. Und sie haben einen gravierenden Nachteil für Werber: Ihre Auflösung beträgt 1024 x 600 Pixel.
Netbooks sind die momentanen Shootingstars bei den Computerverkäufen. Im dritten Quartal 2008 sollen laut dem Marktforschungsinstitut IDC in Europa etwa 2 Mio. Netbooks verkauft worden sein. Für das vierte Quartal rechnete IDC mit 4 Mio. Laut Gartner werden etwa 10 Prozent der Computerverkäufe 2009 auf Netbooks entfallen. Das würden bei 275 Mio. weltweit verkauften PCs/Notebooks etwa 27 Mio. Netbooks sein. Für Deutschland sehen die Verkaufszahlen sogar noch besser aus. So hat Gartner ermittelt, dass im ersten Quartal 2009 in Deutschland etwa drei Mio. PCs/Notebooks verkauft wurden, wovon 374.000 Netbooks waren – also etwa 12,5 Prozent. Der BITKOM geht für 2009 von 11,6 Mio. verkauften Computern in Deutschland aus. Selbst wenn die Finanzkrise diese Zahlen auf 10 Millionen bröckeln ließe, wären das noch immer 1,25 Mio. Netbooks. Und der Run auf diese Geräte hat erst begonnen. Schon kursieren Zahlen von 20 Prozent Netbookanteil an den Verkäufen.
Schwach auf der Brust
Netbooks sind keine vollwertigen Notebooks. Getrieben werden Sie fast ausschließlich von einem leistungsschwachen, aber sparsamen Intel-Atom-Prozessor, unterstützt von einem oder zwei Gigabyte-Speicher und einer meist 160 GB großen Festplatte. Der Bildschirm ist zumeist 10 Zoll groß und stellt nur 1024 x 600 Pixel dar, das ist weniger, als 17-Zoll-Monitore vor 10 Jahren leisteten. Eine leistungsfähige Grafikkarte existiert nicht und die eingebaute Grafikausgabe liegt auf unterstem Niveau. Ihr großer Vorteil ist das geringe Gewicht von zumeist 1,5 Kilogramm und ihre Ausdauer von teilweise acht bis neun Stunden Akkulaufzeit. Aufgrund der geringen Leistungsfähigkeit der Hardware sind diese Geräte nur für den Einsatz von Bürosoftware und dem Browser gedacht. Surfen soll man mit ihnen. Und wenn man leistungshungrige Software ausführen will, hat die auf einem Server zu laufen und ihre Bildschirmausgabe im Browser des Netbooks zu machen.
Für Online-Werbung geeignet?
Aus diesem Grund stellte sich die ADZINE-Redaktion die Frage, wie es denn mit der Werbeeignung der schicken Zwerge aussieht. Ein flugs gekauftes Netbook (ASUS Eee PC 1000HE) sollte uns diese Frage beantworten. Und die Ergebnisse waren teilweise sehr ernüchternd, manchmal so enttäuschend. Denn auf einigen Seiten war von der Werbung nichts zu sehen – es sei denn, man fing an nach rechts zu scrollen. So konnte man bei YouTube von den Ads auf der rechten Seite gerade noch einen farbigen Balken sehen. Für die Werbung ist aufgrund der geringen horizontalen Auflösung von 1024 Pixeln nicht genug Platz auf dem Bildschirm vorhanden. Viele Internetauftritte sind schon auf 1280 Pixel optimiert, sodass dem Netbook auf der rechten Seite 256 Pixel fehlen. Ein 300 Pixel Skyscraper wird also nur mit 44 Pixeln gezeigt. Da dies gerne ein einfarbiger Hintergrund ist, sieht der Scraper wie ein gelungener Seitenabschluss aus. Und durch die geringe vertikale Auflösung von 600 Pixeln, hält der Scraper diese Illusion für die ganze Seite auch aufrecht. Es scheint also keine Optimierung für Netbooks zu existieren. Und das vor dem Hintergrund explodierender Hardwareverkäufe.
Unterschiedliche Ads für Netbooks?
Aus diesem Grund fragten wir bei Publishern nach, ob Netbooks bei Werbern überhaupt eine Rolle spielen und ob es für sie Optimierungen geben wird. Klaus Nadler, Director Operations bei IP Deutschland: „Netbooks spielen insofern eine Rolle, da sie speziell für die Internetnutzung ausgerichtet sind und somit auf das ganze Thema Online einzahlen insbesondere mit Blick auf Bewegtbild und natürlich auch auf die mobile Internetnutzung.“ Wenn die Netbooks also eine Rolle spielen, haben Sie dann auch unterschiedliche Ads für Netbooks? Werden Ads für Netbooks optimiert? Nadler: „Der Unterschied liegt im Endgerät und in der Größe des Displays, weniger im Werbemittel. Das kleinere Display des Netbooks macht es nicht notwendig, hierfür besondere Werbeformen zu entwickeln. Zum Teil sind die Geräte so ausgestattet, dass sie sich automatisch auf die optimale Größe einstellen - wenn nicht, gibt es einfach eine kleinere Darstellung. Hier eine Art ‚Parallelwelt für Werbemöglichkeiten‘ aufzubauen macht keinerlei Sinn, denn letztendlich unterscheidet sich der Netbook-User im Gegensatz zum Mobile-User in seinem Nutzungsverhalten nicht unbedingt vom ‚klassischen‘ Internet-Nutzer. Er ist mit seinem Endgerät einfach nur mobiler.“
Extra-Ads für Netbook-Nutzer scheint es also (noch) nicht zu geben. Das bestätigen auch die eigenen Erfahrungen der Redaktion. Ist es für einen Adserver aber derzeit überhaupt möglich, ein Netbook zu identifizieren? Hierzu fragten wir Dirk Freytag, CEO der ADTECH AG. „Der Browser des Users startet eine Werbeanfrage (Ad Request) an den ADTECH-Adserver. In dieser Anfrage übermittelt er verschiedene Informationen, z.B. welcher Browser benutzt wird, welche Browsersprache eingestellt ist, wie hoch die Internetgeschwindigkeit ist, welches Betriebssystem auf dem Rechner des Users läuft. Sie enthalten aber keine Angaben über das Endgerät (klassischer PC, Laptop, Netbook), solange der User über einen Standard-Browser wie IE 7.x oder Firefox 3.x ins Web geht. Eine Laptop- oder Netbook-Kennung gibt es leider nicht. Netbook-Nutzer mit ihrer kleineren Bildschirmauflösung müssen beim Besuch von Webseiten mit statischem Aufbau dann scrollen. Ist die Webseite dynamisch gebaut, passt sie sich der Bildschirmgröße an.
Wenn der User mit einem Smartphone wie einem Blackberry online geht, dann nutzt er einen ‚mobile browser‘. Dieser wird von unserem Adserver erkannt. Er klassifiziert den Gerätetyp und die Screengröße und schickt dann in Antwort auf die Ad Request des Smartphones ein passendes Banner. Die MMA hat dafür fünf Ad sizes festgelegt (http://mmaglobal.com/mobileadvertising.pdf). Sollten Netbook-Nutzer irgendwann einen speziellen Browser einsetzen, dann ist es technisch möglich, sie zu identifizieren und im Gegenzug zu targeten.“
Bei dynamischen Sites entschärft sich also das Problem der fehlenden Ad-Darstellung. Viele Webseiten sind allerdings statisch aufgebaut, um das Layout zu erhalten, wie das Beispiel YouTube zeigt, weshalb wir dort die Ads nur mit Scrollen zu Gesicht bekamen. Die Sichtbarkeit von Werbung auf Netbooks liegt also in der Verantwortlichkeit der Websitebetreiber. Freytag sagte hierzu: „Vor der Werbemittelauslieferung steht der Content. Website-Betreiber bauen ihre Webseiten immer häufiger dynamisch auf, so wird der Inhalt - und damit auch die Werbung - immer optimal präsentiert. Wir arbeiten in der Werbemittel-Auslieferung darauf hin, dass die Plattform, über die der Nutzer auf das Internet zugreift, keine Rolle mehr spielt. Die Bandbreite an Endgeräten ist jetzt schon groß: klassischer Computer, Handy, Spielekonsole oder Fernseher. Einzelne Laptop-Größen werden da langfristig keine Rolle spielen.“
Die Zukunft der Netbooks
Zum Schluss fragten wir noch, wie die Rolle des Netbooks für Werbetreibende in der Zukunft sein wird. Auch wollten wir wissen, ob durch die Netbooks der Markt unübersichtlicher wird, da noch eine weitere zu beachtende Bildschirmdarstellung auf dem Markt ist. Nadler antwortete uns hierzu: „Wir sehen nicht, dass dadurch der Markt unübersichtlicher wird. Ganz im Gegenteil: Je mehr Endgeräte, die den Bedürfnissen der User entsprechen, umso höher die Wahrscheinlichkeit der Zugriffe. Schließlich möchten wir mit unseren Inhalten so viele Menschen wie möglich erreichen warum also nicht auch über das Netbook!?“
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