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MEDIA

Mobile Reichweiten

Lars Korbel, 23. Juli 2009

Die zunehmende Nutzung des mobilen Internets ist eines der Branchenthemen, das in den letzten Monaten für viel Aufmerksamkeit sorgte. Es stellt sich daher die Frage, ob es sich für die Werbetreibenden bereits lohnt, ihre Display-Kampagnen ins mobile Internet zu verlängern.

René Bellack, BVDW

Experten sind der Auffassung, dass das mobile Internet eine einheitliche Währung benötigt, um sich im Mediamix zu etablieren. „In Deutschland gibt es derzeit noch keine einheitliche mobile Reichweitenmessung. Für die Buchung von Werbeplätzen fehlt daher die Transparenz. Um sich derzeit nach dem jeweiligen Portfolio und den zugehörigen Reichweiten zu erkundigen, müssen sich Werbetreibende oder Mediaplaner an die unterschiedlichen Vermarkter wenden", erklärt René Bellack, Leiter Arbeitskreis Mobile Marketing sowie Mobile Advertising Circle im BVDW. Bellack weiter: „In Zukunft schafft diese Transparenz die AGOF mobile, die eine einheitliche Reichweitenmessung und ein Planungstool für die Schaltung von Werbung im mobilen Internet bereitstellen soll."

Nadja Elias, AGOF

AGOF will mit „mobile facts“ Fakten schaffen

Durch die AGOF mobile wird die Voraussetzung "zur Erhebung und Ausweisung von Reichweiten und Planungsdaten für mobile Online-Angebote im Rahmen der geplanten Markt-Media-Studie mobile facts geschaffen", heißt es in einer Pressemitteilung der AGOF. Sie stelle künftig neben der etablierten Studie internet facts den zweiten Baustein im Portfolio der AGOF-Markt-Media-Studien dar. Laut Nadja Elias, Pressesprecherin der AGOF wird "die Währung für die Reichweitenausweisung die Netto-Reichweite (Unique Mobile User) sein. Hierzu konzentriert sich die AGOF mobile in erster Linie auf mobile enabled Websites.“ Im September zur dmexco, der neuen zentralen Kongressmesse der Online-Marketing-Branche, sollen die ersten mobilen Nutzungsdaten dann veröffentlicht werden.

Manfred Klaus, Plan.Net

Doch wie geht man derzeit, vor der Fertigstellung der standardisierten Reichweitenmessung und des Planungstools vor, um Kampagnen im mobilen Internet zu schalten? Laut Manfred Klaus, Geschäftsführer von Plan.Net, sind Planer momentan "auf die Angaben der Vermarkter angewiesen." Die Plan.Net Media habe daher zusammen mit der Plan.Net Mobile ein Mobile-Media-System entwickelt, womit kontinuierlich die "PI-Entwicklung, Preise und Verfügbarkeiten von Mobile-Display-Inventar" geprüft werden. Zur Vermarktung stünden mittlerweile "relevante Reichweitenpotenziale zur Verfügung", wobei neben den Portalen der Telcos die bekannten Medienplayer die größten Reichweiten erzielten.

Die Datensätze von T-Mobile beziehen sich hier nur auf web´n´walk

Doch im Reichweitenranking von Plan.Net tauchen mobile Applikationen nicht auf. Und nichts anderes wird für die kommenden AGOF mobile facts gelten. „Erst im weiteren Projektverlauf werden die mobilen Applikationen, SMS und MMS in die mobile facts aufgenommen", erklärt Nadja Elias. Das bedeutet, dass erfolgreiche iPhone-Applikationen wie die vom Magazin Stern mit gut 15.000.000 PIs pro Monat außen vor bleiben müssen. Eine zufriedenstellende Situation für die Vermarkter solcher Applikationen?

Oliver von Wersch, G+J ems

Oliver von Wersch, Leiter Mobile von G+J ems: „Das Problem der fehlenden Einbeziehung der Mobile Applications in die AGOF mobile facts ist uns bewusst. Wir von G+J ems haben ein sehr hohes Interesse daran, dass neben den mobilen Web-Portalen auch die Applikationen in die Reichweitenmessung der AGOF aufgenommen werden. Doch dort gibt es noch technische Probleme. Ohne Browser können keine Cookies gesetzt werden und es fehlt den Smartphones dann bei der Nutzung der Applikationen an einem Identifikationsmechanismus, der zur Zählung der Unique Usern nötig ist. Der AGOF ging es erst einmal darum, dem Markt möglichst schnell mobile Planungsdaten zur Verfügung zu stellen. Derzeit beschäftigt sich aber bereits eine technische Arbeitsgruppe mit diesem Problem der Unique-User-Zählung bei den mobilen Applikationen und wir können davon ausgehen, dass in naher Zukunft auch die aktive Nutzung der Applikationen in die Reichweitenzählung der AGOF mobile aufgenommen werden.“

Mobile Advertising steckt in den Kinderschuhen

Obwohl die Klickraten aufgrund der Screenexklusivität der Banner im mobilen Internet laut René Bellack deutlich höher sind als im stationären Internet und dem Werbetreibenden zudem eine direkte Ansprache der Zielgruppe durch Handynummer- und Endgeräte-Targeting zur Verfügung stehen, halten sich die Advertiser noch merklich zurück. Nach Angaben von Dennis Landau, Head of Trading Interaction bei Mediaedge:CIA, wird Mobile Advertising bisher sehr selten von werbetreibenden Unternehmen nachgefragt. Ein einheitliches Planungstool gibt es nach seinen Aussagen aktuell nicht. Da hilft nur die klassische Vorgehensweise. „Wenn ein Kunde Interesse hat, mobile Banner zu buchen, entscheiden wir nach den verschiedenen Mediadaten der Vermarkter mit den Angaben zu Reichweiten, Nutzern und TKPs.“ Damit sich die mobilen Kampagnen lohnen, "sollten die Reichweiten der mobilen Portale im sechsstelligen Bereich liegen", so Landau.

Fazit

Bisher sind die Agenturen auf die Mediadaten der Vermarkter und Operatoren angewiesen. Dank der standardisierten Reichweitenmessung und Planungstools der AGOF wird Mobile Advertising deutlich an Bedeutung am deutschen Werbemarkt gewinnen. Leider sind u.a. mobile Applikationen in den kommenden AGOF Zahlen noch nicht enthalten. Daher werden die mobile facts noch nicht das vollständige Bild abbilden können.

Über den Autor/die Autorin:

Lars Korbel, Diplom-Des. Electronic Business, ist als internationaler Business Development Manager für die interactive digital media GmbH (IDM) im Bereich Mobile Messaging tätig.

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