Vorgestern beim media coffee von news aktuell in Frankfurt ging es mal wieder um die Diskussion, ob Verlage mit Paid Content im Internet Geld verdienen können und sollen. Unter der Moderation von Kai-Hinrich Renner vom Hamburger Abendblatt diskutierten u.a. Dr. Uwe Vorkötter, Frankfurter Rundschau, Christoph Amend, ZEITmagazin, Frank Thomsen, stern.de. Fast geschlossen waren die Experten der Meinung, dass Bezahldienste nicht die Lösung sein können.
Aber „Paid“ muss es ja sein, egal von wem. Trotzdem tun die Verlage so, als läge das Unheil des Geschäftsbereichs „Digital“ in der „Umsonst“-Mentalität der Nutzer. Seltsam nur, dass so viele Printtitel trotz zahlender Leser vor dem Aus stehen. Handelt es sich also bei Printtiteln auch gar nicht wirklich um Paid Content, sondern höchstens um bezahltes Papier?
Wenn man von den Copy-Erlösen sämtliche Kosten abzieht, die das Trägermedium Papier inkl. Distribution bis zum Verkauf mit sich bringt, wird man vermutlich feststellen, dass bei vielen Titeln für die Inhalte (also den Content) geschweige denn für eine eigene Redaktion wenig übrig bleibt. Umgekehrt kann man den Sachverhalt auch so formulieren: Auch Print-Redaktionen werden nicht vom Leser, sondern von den Werbetreibenden bezahlt.
Wie viele echte Paid-Content-Zeitungen und -Magazine es am deutschen Markt gibt, wird sich vermutlich herausstellen, wenn die Werbeflaute noch etwas anhält. Verlage, die über Paid-Content-Modelle im Internet nachdenken, müssten also im Printbereich erst einmal konsequent damit beginnen. Die Folgen wären allerdings: wesentlich höhere Copy-Preise, kleinere Auflagen, insgesamt viel weniger Titel, dadurch kleinere Verlage mit weniger Beschäftigten.
Will man aber heute den Verlagsmanagern vorwerfen, dass sie in guten Zeiten alles mitgenommen haben, dafür aber eben nicht für die Werbekrise gerüstet sind? Ein Springer-Manager sagte einmal wörtlich zu mir: „In guten Zeiten ist das Anzeigengeschäft wie eigenes Geld zu drucken.“ Eigentlich müsste man dann ja auch mal ein schlechtes Jahr überstehen. Aber das sieht man beispielsweise bei Gruner+Jahr momentan etwas anders, wo anscheinend Hunderte von Arbeitsplätzen in Vermarktung und Redaktion einem Verschlankungsprogramm zum Opfer fallen könnten. Bleibt Am Baumwall das „Sonnendeck“ dann dauerhaft geschlossen?
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