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VIDEO

„Für uns ist Brandsafeness ein zentrales Thema“

Jens von Rauchhaupt, 26. März 2009

Weltweit erreicht Google mit YouTube über 300 Millionen Unique User im Monat, in Deutschland sind es nach Nielsen fast 13 Millionen – Was die Nutzerzahl betrifft, ist Google damit auch im Videoportalgeschäft die Nummer 1. Höchste Zeit also, mit Dr. Stefan Tweraser, Country Director von Google Deutschland, über YouTube zu sprechen.


Die Monetarisierung unserer Inhalte ist sicherlich eine der großen Herausforderungen, die wir in den nächsten Jahren bei YouTube angehen werden. Aber wir haben keine Eile. Schon jetzt bieten wir ein starkes Portfolio mit professionellen Inhalten, die von der Werbewirtschaft auch deswegen gut angenommen werden, weil sie brand-safe sind. Als größte Video-Community der Welt brauchen wir uns mit unseren internationalen und nationalen Channels mit vielfach über 200.000 Abonnenten nicht zu verstecken. Zu diesen Partner-Kanälen gehören auch User Generated Content, die ebenfalls absolut brand-safe und daher von uns als offizieller Partner-Content eingestuft worden sind. Es ist doch wie mit Zeitschriften oder dem TV-Geschäft: Gute redaktionelle Inhalte, die zur Marke der Werbetreibenden passen, lassen sich einfach vermarkten, und genau das gilt auch für YouTube und seine Partner-Kanäle.

Ist das Geschäft mit den Videoportalen hinsichtlich der Reichweite nicht irgendwann einmal gesättigt?
Der Markt für Videowerbung hat ein Riesenpotenzial. Die Breitbandpenetration liegt bei 70 Prozent in Deutschland. Es gibt also noch Marktanteile, bei denen wir dazu gewinnen können. Der durchschnittliche Deutsche ist 58 Minuten pro Woche online und schaut mehr als 2 Stunden TV am Tag. Da ist noch viel Platz für die Videonutzung.

Skizzieren Sie uns bitte, wie YouTube „Brand-safe“-Umfelder für Werbungtreibende gewährleistet.
Für uns ist es ein zentrales Thema, unseren Kunden Werbeplätze im Umfeld von qualitativ hochwertigen Inhalten anzubieten. Wir schalten Werbung daher ausschließlich neben den Inhalten unserer YouTube-Partner. User Generated Content, wie zum Beispiel die „surfende Katze“, ist nicht Gegenstand unserer Vermarktung. Wenn wir mit den großen Marken reden, sprechen wir vorrangig über die Vermarktung unserer großen Properties, wie zum Beispiel die YouTube-Homepage. Allein mit der Startseite von YouTube Deutschland erreichen wir mehr als 6 Mio. Impressions am Tag. Das ist die Reichweite von einem kleinen TV-Sender. Hinzu kommt, dass wir Werbeeinspielungen auf unseren ergänzenden Produkten wie die Watch Page oder Search Page erst dann zulassen, wenn es sich um professionelle Inhalte unserer Partner handelt. Ein Werbetreibender kann sich also sicher sein, dass wir ihm immer eine qualitativ hochwertige Umgebung bieten können.

Bei einigen UGC-Videos wurde der Ton aufgrund einer Verletzung des Rechteininhabers gelöscht. Wie funktioniert das? Befürchtet man bei Google nicht, so die User und damit die eigene Basis zu vergraulen?
Nein, unsere Community hat ein sehr gutes Gefühl dafür, dass geistiges Eigentum einen eigenen Wert darstellt und seinen Besitzer hat. Wenn Inhalte auf YouTube die Urheberrechte Dritter verletzt, entfernen wir diese und unsere User zeigen dafür auch Verständnis.

Wie performt eigentlich das neue „Click to buy“-Ad-Programm mit iTunes?
Um diese Frage zu beantworten, ist es noch zu früh. Wir haben dieses Werbeformat im Januar vom amerikanischen auf den deutschen, niederländischen, britischen und spanischen Markt ausgedehnt, weil wir davon überzeugt sind, dass es sowohl für den Nutzer als auch für den Werbetreibenden einen Mehrwert bietet. In Deutschland sind wir mit den Rechteinhabern EMI und Sony Musik Partnerschaften eingegangen und werden diesen Bereich noch massiv ausbauen.

Also E-Commerce auf YouTube?
Ja, wenn Sie sich beispielsweise die Spendenaktion auf YouTube für die Kandidatur von Präsident Obama anschauen, hat sich dieses Prinzip schon etabliert. Das war auch E-Commerce. Unser „Click to Buy“-Anzeigen-Programm ist ein Beispiel dafür, wie man Videonutzung und den direkten Konsum des dahinterliegenden Produktes verbindet. In Zukunft werden wir noch viel mehr davon sehen.

Ob John Stewart mit der Daily Show oder die US-Wahlkampfdebatte mit CNN. Werden wir bald ähnliche Kooperationen zwischen YouTube und einem deutschen TV-Sender erleben?
Ja, das Superwahljahr 2009 wird hier ein großer Treiber für uns sein. Wir haben gerade eine große Kooperation mit dem ZDF rund um die Sendung von Maybrit Illner bekannt gegeben, bei der die Zuschauer über YouTube ihre Fragen an die Gäste von Maybrit Illner richten können. Damit ist sie die erste TV-Show weltweit, die regelmäßig Videos von YouTube-Nutzern in die Sendung integriert. Auch Politiker und Parteien nutzen immer mehr einen YouTube Channel, um mit den Bürgern interaktiv zu kommunizieren.

Beteiligt sich Google auch an der Standardisierung der IAB für Videowerbung?
Bisher nicht, weil wir nicht wissen, welche die optimale Vermarktungsform von Videoinhalten ist – oder überhaupt davon überzeugt sind, dass es nur die eine perfekte Form geben wird. Es gibt ja sehr viele Experimente, aber ganz ehrlich: Wir haben bisher weder bei uns noch bei einem unserer Mitbewerber das perfekte Vermarktungsformat gesehen. Unsere „Click to buy“-Anzeigen zeigen ja gerade, dass es noch weit mehr Möglichkeiten als Pre-, Mid- und Postroll-Anzeigen gibt. Hinzu kommt, dass für bestimmte Marken vielleicht noch ganz andere Werbeformen in Betracht kommen könnten. Im Videobereich ist es unserer Meinung nach viel zu früh, um darüber urteilen zu können, was überhaupt standardwürdig ist. Wir verfahren bei YouTube genau wie bei all unseren anderen Produkten: Wir launchen Tools und Funktionen in einem frühen Stadium und lassen sie dann von unseren Nutzern testen. Diese geben uns Feedback, sodass wir dann Änderungen vornehmen können, um die Produkte zu optimieren. Im Fall von YouTube bekommen wir sowohl Rückmeldung von den Werbetreibenden als auch von den Nutzern. Denn welchem Unternehmen bringt eine Videoplattform zu Vermarktungszwecken etwas, der die Nutzer den Rücken kehren, weil sie sich durch Werbung gestört fühlen? Der Nutzer steht bei uns immer an erster Stelle.**

Dr. Stefan Tweraser, Google

Zur Zukunft des Fernsehens: Wird es mit dem Internet verschmelzen?
Technisch gesehen ist es egal, woher der Datenfluss kommt. Entscheidend ist, was der Nutzer möchte. Es wird immer klassisch gestreamte Fernsehinhalte mit Live-Charakter geben. Am nächsten Tag wollen sich Menschen über Formate wie DSDS oder Germany‘s Next Topmodel austauschen. Spielfilme hingegen werden eher einen Konservencharakter bekommen und wollen dann angeschaut werden, wenn man Zeit und Lust dazu hat. Die Inhalte von YouTube liegen dazwischen. Dort wird etwas plötzlich zum Thema. Die Frage ist, ob man im Wohnzimmer mit einer Fernbedienung diese Interaktivität haben will, wie man sie vom PC her kennt. Eine bestimmte Gruppe wird dies sicherlich wollen, andere werden das Wohnzimmer mit Fernseher weiterhin dazu nutzen, sich entspannt berieseln zu lassen. Der Nutzer wird aber immer mehr bestimmen, was er sehen bzw. kommentieren will. Es sind nicht mehr zentrale Programmverantwortliche, die allein entscheiden, womit wir unseren Samstagabend verbringen. 

Zur Person: Dr. Stefan Tweraser: Der studierte Betriebswirt stieg nach seiner Promotion als Management Consultant bei McKinsey & Company in Wien ein und wurde später dort zum Partner gewählt. Danach verantwortete er bei der Telekom Austria AG als Bereichsleiter das Produktmanagement, die Marktkommunikation und die Internet-Aktivitäten. Seit Mai 2008 leitet Tweraser als Country Director (Sales) den Direktvertrieb der Google Germany GmbH.

Über den Autor/die Autorin:

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