Verunsicherung und Nervosität bestimmen momentan das Finanz- und Wirtschaftsgeschehen, gerade in den letzten Tagen gaben die Börsen erst wieder nach. Der Dax fällt weit unter die 5000 Punkte. Finanzkrise und Rezessionsprognosen scheinen sich gegenseitig hochzuschaukeln. Es ist viel Psychologie im Spiel, gerade was die Verunsicherung der Konsumbevölkerung angeht. Die Medien sind schnell zur Stelle, wenn sie mit der Penetration von Schlagworten wie Rezession oder Arbeitsplatzabbau Quote machen können. Mit schnellen Schlagzeilen und vereinzelten Negativbeispielen schaufeln sich die Redaktionen zynischerweise ihr eigenes Grab. Denn gerade einige Angehörige der Offline-Medien werden vermutlich über den nächsten konjunkturellen Aufschwung nicht mehr berichten.
Bei aller Notwendigkeit, die Großwetterlage zu berücksichtigen, ist es aber doch viel wichtiger, die Ruhe zu bewahren und seinen eigenen Mikrokosmos zu analysieren. Was nutzen uns Konjunkturindikatoren, die uns sagen, dass Deutschland bereits mitten in der Rezession steckt, wenn es im eigenen Umfeld keine echten Anzeichen gibt. Für viele Unternehmen ist die Krise abstrakt und momentan nicht spürbar. Sicher darf man als Manager oder Unternehmer nicht naiv sein, aber einen besseren Rat als den des Kölner Unternehmers Rainer Gilberg kann man eigentlich nicht geben: "Wir müssen aktiv im Markt sein und dürfen uns nicht von konjunkturellen Aussichten kirre machen lassen. Unsere Auftragslage ist nach wie vor stabil." (IHK plus, November 2008)
Schon gar nicht sollte die konjunkturelle Lage bestimmen, in welchem Umfang man seine potenziellen Kunden anspricht. Wir gehen ja im Winter auch vor die Tür, wir ziehen uns nur wärmer an, evtl. auch etwas auffälliger, damit man auch im Dunkeln gesehen wird. Werbungtreibende müssen sich momentan nicht nur gegenüber ihren Wettbewerbern behaupten, sondern sie müssen auch noch gegen eine eisige Grundstimmung ankommunizieren. Die Finanzbranche hat es sogar noch mal schwerer, weil sie auch noch die Schuld an der ganzen Misere trägt.
Nun versuchen einzelne Finanzdienstleister ihren Kunden erst einmal klarzumachen, dass sie keine Verantwortung für die Krise tragen, weil sie einfach nur Geld verleihen, Konten auf Guthabenbasis führen oder ähnliches. Für andere ist es tatsächlich besser, eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden, und noch mal andere tun so, als wenn nichts wäre. Das sind drei akzeptable Strategien, für die es sicher auch in der Praxis Beispiele gäbe.
Wie verhält sich die Finanzbranche aber tatsächlich heute und in der Zukunft, welche Unternehmen sind überhaupt diese Branche? Wo liegen gerade in der Online-Werbung die Möglichkeiten, auch in unruhigen Zeiten zu punkten? Das und noch vielmehr haben wir bei vielen Beteiligten sowohl aus dem Lager der Finanzdienstleister, vonseiten der Media- und Kreativagenturen als auch der Medien in Erfahrung gebracht. Im ersten Beitrag von Karsten Zunke geht es stärker um inhaltliche Konzepte und zu erwartende Veränderungen bezüglich der Werbebotschaften. Im zweiten Artikel beleuchtet Michael Röhrs-Sperber die medialen Umfelder und Kanäle, die zum Einsatz kommen. Natürlich wissen wir alle, dass Konzeption und Medialeistung in der Umsetzung möglichst eng abgestimmt sein sollten. Sie werden daher auch feststellen, dass sich die Artikel in einigen Bereichen inhaltlich überlappen.
Viel Spaß mit ADZINE!