Das mobile Netz wird dank sinkender Datentarife und tauglicher Zugangsgeräte für den Otto Normalverbraucher zunehmend interessant und benutzbar. Für Marketer stellt sich daher eigentlich gar nicht die Frage, ob sie sich mit dem mobilen Netz auseinandersetzen müssen, sondern nur wann sie damit anfangen. Eric Schmidt, CEO bei Google, prognostizierte im Interview mit der F.A.Z, dass das Werbegeschäft mit Keywords in der mobilen Suche irgendwann größer sein werde als in der stationären Suche. Wann das soweit sein sollte, hat Schmidt nicht präzisiert.
"Es gibt auf der Welt schätzungsweise 1 Mrd. Computer mit Internetanschluss, aber über 3 Mrd. Handys", erklärt Stefan Keuchel, Pressesprecher Google Deutschland. Da diese Handys zumeist alle 2 oder 3 Jahre gegen neue Modelle getauscht werden, dürften in spätestens 3 oder 4 Jahren die meisten Handys internetfähig sein. Auch Ron Hillmann, Geschäftsführer der Berliner Agentur Iven & Hillmann Lbi Group Company, sieht das mobile Internet in greifbarer Nähe: "Alles was früher WAP-mäßig angedacht war, wird es jetzt geben."
Es wird zwangsläufig immer mehr mobile Nutzer geben, die im mobilen Netz genauso wie stationär Suchmaschinen ansteuern werden. Die Motivation für die Suchanfrage wird ebenso vielfältig sein, wie bei der gelernten stationären Anwendung. Maps, Restaurants, Kino, Produktsuche, Preisvergleich etc.
Der Weg führt über die Suchmaschinen
"Momentan läuft im mobilen Netz noch viel über die Providerportale. Je günstiger der Netzzugang wird, desto mehr werden sich die Leute von den Providerportalen lösen und die Suchmaschinen nutzen. Der Weg geht eindeutig hin zu den Suchmaschinen", erläutert Pelle Boese, Consultant bei Sevenval. Was die User einmal als profunden Wegweiser durchs Internet kennen und schätzen gelernt haben, werden sie im mobilen Internet ebenfalls nicht missen wollen.
Beim mobilen Surfen werden aufgrund der Displaygröße allerdings weniger Suchergebnisse auf einer Seite dargestellt. In den Suchergebnissen ganz oben zu stehen, könnte somit nochmals eine ganz neue Bedeutung bekommen. Wie gelingt es aber im mobilen Internet, bei Google oder auch in anderen Suchmaschinen wie Yahoo oder Windows Live auf den begehrten ersten Plätzen zu landen? Man sollte doch annehmen, dass es sich um das gleiche Internet handelt, ob man stationär oder mobil darauf zugreift, dürfte doch keinen Unterschied machen. Das scheint nur halbrichtig zu sein, denn beispielsweise betreibt Google neben der "normalen Suche" auch Google mobile, das für die speziellen Anforderungen mobiler Endgeräte optimiert ist. Hier werden dann auch mit besonderer Vorliebe Websites "made for mobile" indexiert. Sitebetreiber sollten daher auch ihre mobilen Webseiten so gestalten, dass die mobilen Google-Crawler - auch gerne Mobi-bot genannt - dies erkennen und den Inhalt für relevant erklären.
Erste mobile SEO-Maßnahmen
Diesem Mobi-bot muss man zuerst einmal mitteilen, dass es im "stationären" Internetangebot auch einen mobilen Bereich gibt. Im Umfang des Webauftritts wird zunächst mal ein spezieller mobiler Bereich kreiert. Die beste - und von Google empfohlene Methode - hierfür ist die Schaffung einer "/m-Page"-Struktur, also zum Beispiel www.ihrunternehmen.de/m, unter der alle mobilen Angebote zusammengefasst sind. Eine Alternative wäre eine Subdomain nach dem Schema "m.ihrunternehmen.de". Eine .mobi-Adresse ist nicht so vorteilhaft, da sie keinen Trust von der normalen Internetdomain erbt. Eine Seite in www.unternehmen.de/m wird von Google höher bewertet als eine Seite in www.unternehmen.mobi. Die Google bekannte Seite www.unternehmen.de vererbt ihren guten Ruf an das mobile Angebot.
Den Suchmaschinen kann man die eigenen mobilen Seiten über Sitemaps sehr einfach bekannt machen. Viele Suchmaschinen bieten hierfür extra Seiten für Webmaster an, zum Beispiel Google mit seinen Webmastertools.
Ansonsten kaum SEO-Besonderheiten
Wie optimiert man aber die mobilen Internetseiten? Pelle Boese sagt hierzu: "Es gibt keinen Unterschied. Die Ratingkriterien im mobilen Internet sind identisch mit denen, die im normalen Web gelten." Eine mobile Internetseite macht man für die Suchmaschinen also mit den bereits bekannten SEO-Maßnahmen interessant. Boese gibt dann aber doch noch eine Besonderheit zu bedenken: "Im mobilen Web herrscht ein anderes Suchverhalten. Die Nutzer geben meist nur ein Wort und keine langen Suchkriterien ein. Dies muss man bei der Optimierung beachten und die Webseiten auf möglichst ein Wort optimieren." In den kommenden Jahren wird sich dieses Verhalten vielleicht ändern, wenn mehr Handys mit einer richtigen Tastatur herauskommen oder die Netbooks große Verbreitung finden.
Jetzt für "morgen" optimieren
Eine solche Seite sollte man jetzt schon einrichten, auch wenn man noch keine richtigen mobilen Inhalte zu bieten hat. "Seiten, die Google schon lange bekannt sind, haben eine höhere Relevanz und landen damit weiter vorne in den Sucherergebnissen", weiß Hillmann zu berichten. Er empfiehlt, auf diesen Seiten Kontaktdaten und eine Kurzdarstellung des Unternehmens/des Sinns der Webpage zu geben. Das reicht für Google erst mal, um die Seite zu indexieren. Und für die ersten Nutzer wahrscheinlich auch.
Die Seiten sollten in XHTML geschrieben sein, da dies die Standard-Sprache des mobilen Internets ist. Wer will, kann die Seiten auch in der älteren WML-Sprache programmieren. Google indexiert beide Sprachen. Allerdings bietet WML weniger Möglichkeiten als XHTML. Auch dürfte XHTML für neuere Geräte die bessere Wahl sein.
Apropos mobiler Index. Sie können ihn an Ihrem normalen Internet-Computer ausprobieren: www.Google.com/m. Die Suchergebnisse werden dann in einem handyfreundlichen Format präsentiert. Google präsentiert bei der mobilen Suche sowohl spezielle mobile Seiten wie auch die Standard-Internetseiten des großen Index. Auf der Suchergebnisseite führt ein Klick auf Mobiles Web zu den mobilen Internetseiten.
First Mover stehen heute ganz oben
Für Boese bietet das mobile Netz riesige Chancen. "Die Großen der Branche und fast der gesamte Mittelstand sind hier noch nicht oder kaum vertreten. Es bietet sich für Neueinsteiger oder kleinere Webseiten der ungemeine Vorteil, bei den mobilen Geräten in den Suchmaschinen ganz vorne zu stehen, ohne einen großen Optimierungsaufwand zu treiben. "Das kann man aktuell bei Google überprüfen. Zu vielen Suchbegriffen, wie zum Beispiel Immobilien, stehen qype und einige Schweizer ganz vorne. Im normalen Index sind sie auf Seite 10 noch nicht zu finden."
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