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ONLINE VERMARKTUNG - Editorial

Kein Papier mehr in 10 Jahren?

Arne Schulze-Geißler, 12. Juni 2008

Wenn man Steve Ballmers Visionen glauben schenken sollte, die er vergangene Woche der Washington Post im Gespräch anvertraute, dann sieht es schon bald sehr trist in der Auslage am Kiosk nebenan aus. Ballmer prophezeit, dass schon in 10 Jahren sämtliche Mediennutzung über IP-Netzwerke geht. Es würde auch keine Zeitungen und Zeitschriften mehr geben. Er räumt ein, dass es allerdings auch schon in acht oder aber erst in 14 Jahren soweit sein könnte.

Ich vermute mal, dass Ballmer glaubt, irgendetwas Schlaues sagen zu müssen, weil er nun mal Chef des weltgrößten Softwarekonzerns ist und auch gern der Chef des größten digitalen Publishing- und Advertising-Unternehmens wäre. Mit seiner Einschätzung liegt er aber wirklich ganz grob daneben. Ich bezweifel auch, dass er seine Aussage wirklich ernst meinte. In den nächsten 10 Jahren wird sich an der grundsätzlichen Existenz von Printpublikationen nichts ändern. Sicher wird es Veränderungen geben, die je nach Titel und Zielgruppe stärker oder schwächer ausfallen werden.

Einige Printtitel stehen in größerem Wettbewerb mit Online als andere. Hier und da werden auch Titel verschwinden, aber auch genauso welche hinzukommen. Man muss doch nur mal die Augen aufmachen, wann und wo Print konsumiert wird. Ein großer, wahrscheinlich sogar der größte Teil der arbeitenden Bevölkerung hat doch gar keinen freien Zugriff auf Online-Angebote tagsüber. Und ich bezweifele sehr stark, dass Mobile Devices in der Frühstückspause in den Betrieben oder auf Baustellen die Boulevard- und Lokalzeitungen ersetzen werden. Natürlich kenne auch ich Leute, die heute schon ausschließlich digital lesen, aber die lesen auch sonst kaum ein Buch und haben auch schon vor zehn Jahren keine Zeitung konsumiert.

Sicher ist auch, dass das Microsoft Headquarter nicht repräsentativ dafür ist, was die Mediennutzung angeht, mein Schreibtisch liegt jedenfalls voller Tageszeitungen und Magazinen. Der Mix macht's und das ist eben auch das Wichtigste für die Werbung. Es ist vollkommen unerheblich, wie schnell sich die Medien digitalisieren. Das ist das Problem der Medienunternehmen. Fürs Marketing ist lediglich wichtig zu wissen, wie der Stand der Dinge ist und wo die eigene Zielgruppe anzutreffen ist. Dann kann man sich Gedanken über die Maßnahmen in den einzelnen Kanälen machen. Dass digitale Medien an Bedeutung gewinnen und sehr ausgeprägte Stärken haben, dass versuchen wir ja hier jede Woche zu thematisieren. Wenn man seine Zielgruppe aber auch in 20 Jahren noch mit dem Kölner Stadtanzeiger und dem Stern erreichen kann, dann wird man das auch weiterhin dort tun.

Bei uns geht es heute um Postview und Postclick Effekte bei Online-Kampagnen. Karsten Zunke recherchierte, wie man Postview in die Bewertung der Werbewirkung einbeziehen kann und wo dieses auch getan wird.

Rupert Turner äußert sich in einem Kommentar zu den Bestrebungen von ISPs in den USA und UK zusammen mit Spezialdienstleistern, Nutzerprofile anzulegen und diese dann für Targetingzwecke zu nutzen.

Viel Spaß mit ADZINE!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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