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Follow the sun: DQ&A will es auch in Deutschland wissen

Sandra Goetz, 28. März 2008

Es vergeht eigentlich kaum eine Woche, in der man nicht von irgendeinem digitalen Player hört, der neue internationale Dependancen eröffnen will. Objekt der Begierde ist immer häufiger Deutschland. Das ist schön, einerseits. Zeigt es doch die Bereitschaft zu Investment, Aufbau, neuen Jobs, neuen Kunden, mehr und hoffentlich besseren Wettbewerb und, last but not least, die große Attraktivität des deutschen Marktes. Andererseits kommen viele dieser vollmundig angekündigten Unternehmen mit Geschäftsführer Heinz Mustermann nicht über die erste Pressemitteilung hinaus.

So geschehen mit der skandinavischen Firma Retail Internet, die im Jahr 2006 ihr Deutschland-Office in Hamburg eröffnete, mit großen Anzeigen in Tageszeitungen nach geeignetem Personal suchte - und innerhalb weniger Monate sang- und klanglos im deutschen Fachpressemarkt verschwand. Von daher ist es logische Adzine-Konsequenz, erst einmal ein wenig vorsichtig zu sein, wenn uns wieder so eine Pressemitteilung ins Postfach schwebt, in der steht, dass das global operierende Unternehmen X und Marktführer im Bereich Y seinen Expansionskurs in Z weiter fortsetzt. Was nicht heißt, dass wir dem nicht auf den Zahn fühlen, so geschehen mit dem holländischen Player DQ&A International (Digital Question and Answers), welcher kürzlich seine deutsche Niederlassung in Hamburg gegründet hat. Geschäftsführer Marco Dohmen, zuletzt als Director Sales Marketing bei Lycos Europe tätig, hat sich Zeit für ein Gespräch genommen.

Adzine: DQ&A ist ein internationaler Spezialist für digitales Kampagnenmanagement. Das ist ja nun ein weites Feld. Was machen Sie genau?

Marco Dohmen: DQ&A ist spezialisiert auf die technische Umsetzung von digitalen Werbekampagnen und unterstützt Mediaagenturen, Verlage und Publisher in der Disposition, im Monitoring und Reporting von Online- und Mobile-Kampagnen.

Adzine: Nun, das an sich ist noch kein USP, davon gibt es doch schon Player wie Sand am Meer auf dem Markt.

Marco Dohmen: Das stimmt, aber wir vergleichen uns auch nicht mit anderen Playern. Unser USP, wenn Sie so wollen, ist das, was wir unter "Qualität" verstehen. Und was der Markt an Qualität fordert.

Adzine: Was genau meinen Sie damit, Herr Dohmen?

Dohmen: Erstens Flexibilität und Individualität. DQ&A arbeitet systemunabhängig und der Service ist in acht Sprachen und zwei Zeitzonen verfügbar. Zweitens vereinbarte und nachprüfbare Qualität: DQ&A arbeitet strikt nach SLAs, Standard 8 Stunden bzw. Premium 4 Stunden Reaktionszeit. Drittens Support. Bei uns hat jeder Kunde einen festen Ansprechpartner, der verantwortlich für die Kundenzufriedenheit ist. Und natürlich unsere Expertise, betreiben wir das Geschäft seit über sieben Jahren und arbeiten hierbei mit den besten Technologie-Lieferanten, u.a. Doubleclick, eng zusammen.

Adzine: Das heißt Sie haben keine eigene Technologie?

Dohmen: Nein, wir konzentrieren uns ausschließlich auf Ad Operations für digitale Kampagnen, hier erweitern wir unser Wissen stetig und optimieren unsere Prozesse kontinuierlich.

Adzine: Welche Kunden haben Sie im deutschsprachigen Raum?

Dohmen: Sorry, aber dazu kann ich Ihnen zurzeit noch keine Auskunft geben. Es läuft aber sehr gut an, wir konzentrieren uns neben professionellen Vermarktern und Agenturen auch auf Fachverlage, die jetzt richtig in den Onlinewerbemarkt einsteigen. Da ist noch viel Bedarf und das macht die Arbeit umso spannender. Schließlich bieten wir zusätzlich Schulungen rund ums digitale Marketing an.

Adzine: DQ&A wurde 2001 von einer Frau, Heleen van Oord, gegründet, die in den Niederlanden Media Woman of the Year und auch über die Grenzen hinaus bekannt ist. Das an sich ist schon eine Seltenheit, denn im digitalen Business vermisst man Frauen in Führungspositionen, wenn man jetzt mal von Meg Whitman absieht, die am 31. März ihren Präsidentinnen- und CEO-Posten bei eBay abgibt.

Dohmen: Heleen van Oord ist eine visionäre Unternehmerin, die darauf Wert legt, dass sich die Mitarbeiter entwickeln. Wir haben eine tolle Kultur! Positiv ist hierbei, dass kein Investor hinter DQ&A steckt, sondern das Unternehmen von der Inhaberin geführt wird. DQ&A arbeitet in den Niederlanden für über 70 Prozent der Online Publisher und für die Top-3-Mediaagenturen. Das Unternehmen schreibt seit Anfang an schwarze Zahlen und braucht sich wahrlich nicht zu verstecken.

Adzine: In welchen Ländern ist DQ&A tätig?

Dohmen: Operativ in 6 Ländern: Niederlande, Deutschland, Schweden, Brasilien, Südafrika und Spanien mit weltweit 80 Mitarbeitern. In Asien und in England sind für Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres Niederlassungen geplant. Wir expandieren auf einem gesunden Level, erst Kunden dann Standort.

Adzine: Ich habe gehört, dass die DQ&A-Strategie "Follow the sun" heißt. Können Sie mir sagen, was genau damit gemeint ist?

Dohmen: Das beinhaltet, dass wir jederzeit in der Lage sind, Kampagnen fertigzustellen, egal, in welcher Zeitzone wir uns befinden. Denn das Problem, das auftaucht, ist überall auf der Welt irgendwann mal gleich und in unserem Bereich heißt das Feierabend und vor allem "Freitagabend". Deswegen übergeben wir Kampagnen an andere Offices in anderen Zeitzonen, die diese dann weiterbearbeiten. Deshalb ist unsere Unternehmenssprache auch im lokalen Markt Englisch, das müssen alle Mitarbeiter beherrschen, gar in Sao Paulo.

Adzine: An welcher Stelle stehen Sie, wenn man sich den Prozess einer digitalen Kampagne anschaut?

Dohmen: Wir bieten alles an, außer Verkauf oder Einkauf von Media. Sobald ein Mediaplan verabschiedet ist und wir den Auftrag haben, bearbeiten wir die Kampagne. Entweder nur die Einbuchungen bis zum Lifestatus oder bis zum Monitoring und Endreport.

Adzine: Wo sind Ihre Schnittstellen bezüglich Werbetreibende, Mediaagentur, Vermarkter, Publisher?

Dohmen: Als Dienstleister ist man doch immer irgendwie Schnittstelle. Wobei wir im herkömmlichen Sinn nicht verbinden, wir sind aus unterschiedlichen Gründen ein Outsourcing-Partner. Oft gar Beta-Tester für Technologieprodukte bzw. Berater.

Adzine: Hat DQ&A letzten Endes vor, ein Ad Network zu werden?

Dohmen: Klares Nein. Den Verkauf und Einkauf überlassen wir anderen. Das ist nicht unser Metier. Wir wollen auch keine Mediaagentur werden, auch kein Publisher und ebenso wenig ein Adserving-Technologie-Anbieter. Wir arbeiten für die Genannten und genau hierin fühlen wir uns wohl, wir bleiben bei unseren Leisten. Genau hier werden wir uns in Zukunft weiterentwickeln und neben Online und Mobile auch neue Disziplinen wie IP TV und Ingame Advertising anbieten können.

Adzine: Wird Adserving immer mehr zu einer Leistung, die man kostenlos dazubekommt?

Dohmen: Premium Adserving kostenlos? Nein. Das ist das Gute, wir sind nicht abhängig davon, diese "Leistung" in einem Paket anzubieten. Wir buchen weiterhin die Kampagnen unserer Kunden ein, egal, auf welchem System.

Adzine: Herr Dohmen, wir danken für das Gespräch und sehen uns sicherlich auf der Online Marketing Messe Düsseldorf, wo der DQ&A-Stand bereits gebucht ist. Bis dahin wünschen wir schon einmal viel Erfolg.

Über den Autor/die Autorin:

Sandra Goetz ist seit 2006 als freie Autorin für ADZINE an Bord. Ihr Fokus liegt auf Interviews zu aktuellen Innovationsthemen im digital Media und Marketing. Außerdem schaut sie sich bei ihren Auslandsreisen immer wieder nach spannenden Geschichten aus der globalen Marketing-Welt um, Interviews inklusive. Seit 2016 verantwortet Sandra die ADZINE Entscheider-Serie.

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