Das erst zwei Wochen alte "Beacon"-Werbeprogramm, das, wie der Name es andeutet, per Signalfeuer als Minifeed verkleidet befreundeten Facebook-Nutzer über eigene Online-Einkäufe informiert, verursacht mehr und mehr Beschwerden bei Nutzern, wie wir bereits vor einigen Tagen in den ADZINE NEWS berichtet haben.
MoveOn, eine Bürgerorganisation, die sich für nationale Bürgerthemen und Demokratie in den USA einsetzt, startete eine Protestkampagne, indem sie eine eigene Facebook-Gruppe einrichtete: "Petition: Facebook, stop invading my privacy!" Schon einen Tag nach der Einrichtung der Gruppe hatten sich 5.000 Facebook-Mitglieder angemeldet, mittlerweile sind es über 50.000. MoveOn fordert die Facebook-Nutzer auf, eine Petition zu unterschreiben, die von den Facebook-Betreibern verlangt, keine Informationen über die Online-Einkäufe ihrer Mitglieder weiterzugeben, wenn die Nutzer dem Verfahren nicht ausdrücklich zugestimmt haben.
Derzeit bietet Facebook lediglich eine Opt-out-Funktion an, d.h., das Mitglied muss sich aktiv von dem Beacon-Programm abmelden. Die Protestler argumentieren, dass das bestehende Verfahren nicht geeignet ist, die Privatsphäre des Einzelnen in angemessener Weise zu wahren.
Facebook kontert, dass die Information nur an Freunde übersandt würde und dass Nutzer sich jederzeit davon abmelden könnten. Tatsächlich ist es aber so, dass es nahezu unmöglich ist, sämtliches Kleingedruckte auf den an das System angeschlossenen Shopping Sites zu lesen, insbesondere wenn man schon über Jahre ein Shopping-Angebot genutzt hat und nichts Böses ahnt.
Online-Einkäufer haben bisher noch nicht wirklich die Konsequenz ihrer Unaufmerksamkeit erkannt. Wenn man nämlich tatenlos bleibt und die Opt-out-Möglichkeit verpasst, sei es auf der Facebook-Plattform oder aber bei den angeschlossenen Händlern, werden die Freunde über die privaten Einkäufe per Minifeed informiert.
Was als innovative Werbemöglichkeit für die teilnehmenden Shops und die dort vertriebenen Produkte gedacht war, könnte sich als echtes Eigentor erweisen. Insbesondere weil man die Zustimmung der Facebook-Nutzer voraussetzt. Es ist logisch, dass man kurzfristig eine wesentlich höhere Zahl von Teilnehmern hat, aber langfristig gedacht, ist dieses Verfahren einfach zum Scheitern verurteilt. Für deutsche Verhältnisse ist es sehr schwer nachzuvollziehen, wie unbeschwert das vielleicht etwas zu jugendliche Facebook-Management mit Themen der Privatsphäre umgeht. Die Idee und Umsetzung ist bei aller Innovation schlicht unglaublich und dumm.