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VIDEO

Der Trend im Trend

Henning Poppe, 23. November 2007

Es ist selten, dass Trends derart einhellig beklatscht werden wie aktuell der Trend der Bewegtbildformate im Netz. Die Branche ist sich einig. Online-Videoformate erfreuen sich einer immer stärkeren Beliebtheit bei Nutzern, Publishern und natürlich Werbern. Studien bestätigen die Userakzeptanz, die nicht zuletzt auf die annähernd flächendeckende Verbreitung von Breitbandanschlüssen in Privathaushalten zurückzuführen ist. Je nach Untersuchungsmethode und Interpretation der vorliegenden Studien weichen die überwiegend positiven Ergebnisse nur minimal voneinander ab, belegen aber allesamt, dass Videoformate bei Nutzern einen hohen Aufmerksamkeitsgrad erzeugen und Akzeptanz erfahren.

Dort, wo Video-Advertising zur Anwendung kommt, findet man momentan noch überwiegend allein stehende Streams in Standardbannerfomaten wie Content-Ads. Die Werbestreams werden dann entweder vom User per Maus gestartet oder sie laufen mit oder ohne Ton schon ganz ohne unser Zutun. Diese Stand-alones dürfte man bereits als etabliert bezeichnen und sie ebnen den Weg für den weitergehenden Bewegtbildeinsatz. Denn der nächste Schritt ist es, den Nutzer an den wachsenden redaktionellen Video-Content heranzuführen und diesen auch für Werbetreibende attraktiv zu machen. Im Rückschluss: Ohne Werbung auf Dauer auch kein Content.

Noch lässt das Angebot von hochwertigen Videoinhalten für den Nutzer viele Wünsche offen, dies äußert sich auch für den Werbetreibenden in einer noch übersichtlichen Reichweite. Allerdings tüfteln Portale und Online-Verlagstitel mit Hochdruck an neuen redaktionellen Videoformaten. Die meisten dieser Informations- und Unterhaltungsangebote soll der Nutzer mit seiner Aufmerksamkeit für Werbebotschaften bezahlen. Der Trend im Trend ist damit die in Content eingebundene Videowerbung. Pre-Roll-Ads sind derzeit die gängigste Form, sie sind etwa zehn bis dreißig Sekunden lang, dienen zumeist als Opener-Spot vor professionell erstellten Inhalten, wie News oder Musikvideos. Natürlich sehen auch die großen Videoportale hier ihre Chance. Werbetreibende sind aber nach wie vor sehr zurückhaltend, solange die Copyright-Problematik nicht flächendeckend geklärt ist und Umfelder sowie Inhalte nicht als absolut "brandsafe" eingestuft werden können.

Attraktiv sind die Möglichkeiten der stark emotionalen Wirkung der Video-Ads allemal. Die neuen Formate versprechen Werbetreibenden Aufmerksamkeit und gute Erinnerungswerte für Marke und Unternehmen. Zunehmend wird auch zur Kenntnis genommen, dass gewisse Zielgruppen durch TV nur noch schwer zu erreichen sind. TV-Sender wie MTV versorgen ihre Zielgruppe zunehmend mit Clips über das Netz und gerade diese junge Zielgruppe ist für Werbebotschaften als Stream besonders empfänglich, wie Advertising.com durch eine Sonderbefragung im Rahmen der W3B-Studie von Fittkau & Maaß ermitteln ließ.

Vieles spricht für den Spot vor dem eigentlichen Content, er wird angeschaut, und das bis zum Ende, wenn man einige Regeln beachtet. Der Zuschauer scrolled in der Regel nicht weiter, weil er sich für das selbst gewählte Programm Zeit nimmt. Das Aufmerksamkeitsniveau ist damit tendenziell höher als bei Stand-alones, die heutzutage natürlich aufgrund der fast unlimitierten Platzierungsmöglichkeiten noch sehr viel höhere Reichweiten bieten. Abgerechnet wird bei Pre-Rolls dagegen erst, wenn die Play-Taste für den Content geklickt wurde, was für die Effizienz dieses Werbemittels spricht.

Statischen Content gibt es gegenüber Video reichlich, hier ist es dann eher die Frage, den optimalen Platz und das richtige Format für den Stream zu finden. So können auffällige Spezialformate, die dem User im Surfprozess an geeigneter Stelle begegnen, ihre Aufmerksamkeit für einige Sekunden binden. Eine solche Streaming-Variante ist bei United Internet Media z.B. mit dem MaxiMotion-Spot zu finden. GMX- und Web.de-Kunden sehen den Spot im Full-Screen-Modus nach dem Logout (und E-Mail-sent-Seiten), was nicht nur für Reichweite, sondern wegen der exponierten Platzierung im Surfprozess auch für Aufmerksamkeit sorgt. Das Full-Screen-Format dürfte zumindest für den Einstieg in das Werbemittel eine gute Wirkung ausüben. Ob der Nutzer dann dranbleibt, hängt vom Unterhaltungswert und der Interessenlage ab.

Ob USA oder Europa, der Konsum bewegter Formate über das Internet wird zur Normalität, wie Advertising.com in einer eigenen, allerdings in den USA durchgeführten Studie herausfand. News-Clips sind 2007 dabei die beliebteste Kategorie, gefolgt von Movie-Trailern und Musikvideos. Der Wandel des Konsumverhaltens ist neben der Verfügbarkeit von Content auch eine Altersfrage.
So nutzen Jüngere Online-Videos stärker zur Unterhaltung und die ab 35-Jährigen eher mittels Nachrichtensendungen zu Informationszwecken. Insgesamt am aktivsten ist dabei die untersuchte Altersklasse zwischen 18-34 Jahren, was die Art des bevorzugten Content schon erahnen lässt.

Bei der Frage der Akzeptanz von Werbung, die vor dem eigentlichen Content gezeigt wird, geben ebenfalls ein paar Studienergebnisse Tendenzen preis. Die Länge der Spots ist hier eine ausschlaggebende Größe. Die Mehrheit der Nutzer wünscht sich kürzere Werbespots als im Fernsehen (Advertising.com: Online Video Study, Januar 2007). Werden 20 Sekunden überschritten, nimmt das Wohlwollen drastisch ab. SevenOne Interactive stellte in der eigenen Studie fest dass nur etwa 20 % der Nutzer die Pre-Roll-Ads als sehr störend empfanden. Der Online-Vermarkter von ProSiebenSat.1 fand für sich ebenfalls heraus, dass 25 Sekunden Spots eine bessere Werbewirkung hätten als kürzere Formate. Der TKP liegt dann aber auch bei 100 Euro, der 10 Sekunden Spot ist mit 40 Euro vergleichsweise ein Schnäppchen.

Weitere Hinweise bezüglich der Verträglichkeit von Videowerbung für den Empfänger verrät Ken Gitzen, Managing Director von EyeWonder Germany (ehemals vendi interactive). Der Spezialist für Streaming Ads und RichMedia Formate konstatiert insgesamt eine erfreuliche Entwicklung für sein Unternehmen am Markt, was auch an den technischen Möglichkeiten durch die enge Zusammenarbeit mit seinen amerikanischen Kollegen läge. "Der Markt in den USA ist uns etwa anderthalb Jahre voraus, dort wird bei der Produktion eines Werbespots eigens für Online gedreht. Auch beim Online-Spot orientiert man sich natürlich an der Grundstory für den Clip, aber wenn das Licht gerade passt und der Star am Set ist, produziert man genau passend für den Online-Spot und bietet dem Kunden noch drei verschiedene Enden an."

Über den Autor/die Autorin:

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