Bezahlte und getauschte Links: Der Stand der Dinge
Markus Hövener, 19. Oktober 2007Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Suchmaschinenoptimierung elementarer Bestandteil einer Onlinemarketingstrategie ist. Die Bedeutung variiert selbstverständlich nach Geschäftsfeld und Branche der Akteure. Weiter ist es auch kein Geheimnis, dass SEO-Maßnahmen und deren Erfolg eher mittel- bis langfristigen Charakter haben und Kontinuität erfordern. Die Suchmaschinen-Algorithmen unterliegen einer stetigen Weiterentwicklung. Maßnahmen, mit denen man vor wenigen Jahren noch ungestraft punkten konnte, gelten heute zu Recht als gefährlich.
Mit einem Google-Marktanteil von mehr als 90% kann eine Abstrafung durch Google schon desaströse Folgen haben. Auch SEO Berater haben es immer schwerer, ihren Kunden schnelle Ergebnisse zu präsentieren, denn auch sie katapultieren sich mit allzu plumpen Maßnahmen schnell ins Aus. Die Angst vor Sanktionen durch die Suchmaschinen und natürlich auch durch Kunden scheint eine ganze Branche zu disziplinieren. Aber sind die Regeln der Suchmaschinen wirklich transparent und mit welchen Maßnahmen ist man wirklich noch auf der sicheren Seite? Wer will schon bei Google & Co in Ungnade fallen? Gerade beim Thema Linktausch und -kauf scheint diese Gefahr nicht nur ganz imaginär zu sein.
Die Ranking-Mechanismen der großen Suchmaschinen-Betreiber hängen wesentlich von der Verlinkung ab. Je mehr Websites auf eine bestimmte Website verlinken, desto höher steigt diese in den Suchmaschinen-Rankings. Da ist es verständlich, dass Website-Betreiber versuchen, für möglichst viele gute Links zu sorgen. Ebenso ist es aber verständlich, dass Suchmaschinen gegen derartige Maßnahmen vorgehen, um sicherzustellen, dass nur wirklich relevante Websites den Sprung unter die besten Suchmaschinen-Rankings schaffen.
Aus Sicht der Suchmaschinen ist Verlinkung prinzipiell immer noch ein geeigneter Gradmesser: Wenn eine Website von vielen branchenrelevanten Portalen, vertikalen Online-Medien und Web-Verzeichnissen verlinkt wird, zeigt das Suchmaschinen wie Google an, dass die verlinkte Website relevant sein muss. Häufig aber helfen Website-Betreiber bei der Verlinkung nach und tragen sich in möglichst viele drittklassige Verzeichnisse ein, tauschen Links oder kaufen sogar Links bei Blogs oder Portalen ein.
Gerade gegen Linktausch und das Kaufen von Links hat sich Google vor einiger Zeit ausgesprochen und damit für viel Aufruhr und Verwirrung gesorgt. So bietet Google ein Formular an, mit dem gekaufte Links an Google gemeldet werden können. Ist das eigene Suchmaschinen-Ranking aber in Gefahr, wenn man einen Link tauscht? Wo ist die Grenze zwischen erlaubt und abstrafungswürdig?
Matt Cutts spricht
Matt Cutts, Google-Sprachrohr, hat in seinem Blog zwei Beiträge geschrieben, die verdeutlichen, was Google vorhat und wo und warum Google die Grenze zieht. In einem ersten Blog-Beitrag vom 12. April 2007 geht Google auf das Problem der bezahlten Links ein; in dem am 1. Mai 2007 geschriebenen Beitrag „Google Hell?“ erörtert Matt Cutts auch das Problem getauschter Links.
Ob bezahlt oder gekauft: Einem Link sieht man zunächst nicht an, auf welche Weise er zustande gekommen ist. Selten werden bezahlte oder getauschte Links als solche gekennzeichnet. Getauschte Links können immerhin noch automatisch per Software erkannt werden, wenn alle Links zweier Websites A und B analysiert werden und dabei festgestellt wird, dass Website A auf B und B auf A verlinkt; bei bezahlten Links ist eine automatische Erkennung nicht möglich.
Während Google bezahlte Links grundsätzlich als negativ einschätzt, ist die Grenze bei getauschten Links weiter gefasst: So werden getauschte Links in gewissem Umfang erlaubt, solange der Linktausch eben nicht exzessiv ausgeübt wird. Dabei stellt Google klar, gegen welche Arten von Links sie insbesondere vorgehen möchten: Häufig findet man auf Websites Linkseiten wie die diese:
Die Motivation, solche Links auf fremden Websites schalten zu lassen, liegt darin, dass Google die Linktexte (Anchor Text) auswertet: Wenn im verlinkten Text ein bestimmter Suchbegriff steht, hilft das, für diesen verlinkten Suchbegriff bessere Suchmaschinen-Rankings zu erreichen. Aus diesem Grund findet man häufig Links wie "Private Krankenversicherung" oder "Ferienhaus Spanien", die nur geschaltet werden, um Suchmaschinen-Rankings zu manipulieren.
Google und Website-Betreiber veranstalten ein Katz-und-Maus-Spiel, dessen Ausgang schwer zu bestimmen ist. Um solche Links automatisch auswählen zu können, muss Google in der Lage sein, organische Links von manipulierten Links zu unterscheiden.
Dabei hat Google einen prinzipiellen Nachteil: Google darf nicht Websites, auf die mit manipulierten Links verlinkt wird, abstrafen. Ansonsten wäre es ja einfach möglich, derartige Links auf Konkurrenz-Websites verlinken zu lassen und damit die Suchmaschinen-Rankings der Konkurrenten zu gefährden. Auch Matt Cutts betont, dass eher die verlinkende Website abgestraft wird.
In der Praxis scheinen auch schon die ersten Fälle einer solchen Abstrafung bestätigt worden zu sein . Eine Abstrafung könnte dann so funktionieren, dass der verlinkenden Website die Fähigkeit genommen wird, PageRank zu vererben; alternativ kann der PageRank der verlinkenden Website herabgesetzt werden. Ein Link auf einer abgestraften Website wäre also wertlos bzw. weniger wert. Außerdem könnten die Suchmaschinen-Rankings der abgestraften Website signifikant schlechter ausfallen - eine Motivation für den Website-Betreiber, künftig keine Links zum Kauf anzubieten.
Strategie
Die Bemühungen Googles, gute von schlechten Links unterscheiden zu können, sollten Unternehmen vor allem motivieren, permanent nach hochwertigen Links zu suchen. So ist ein Link von einem Branchenportal immer noch viel wertvoller als ein Link von einem MySpace-Profil. Außerdem sollten Unternehmen z.B. auf intelligente Online-Pressearbeit setzen, da Links von redaktionellen Online-Medien und Blogs meistens sehr wertvoll sind. Und damit andere Websites auch einen Grund haben, auf die eigene Website zu verlinken, sollte man attraktive Inhalte bereitstellen, auf die andere Websites gerne - mitunter sogar ungefragt - verlinken.