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ONLINE VERMARKTUNG

Online Vermarkter auf Abwegen

Helge Denker, 19. Oktober 2007

Neben klassischer Online-Werbung setzen einige Medienanbieter und Vermarkter verstärkt auf neue und alte Wege, um die Botschaften der Werbekunden an den Mann zu bringen. Wie zum Beispiel auf Inhouse-TV am Point of Sale oder Internet-Fernsehen bei McDonalds und Saturn.

Neben den sich rasch ausbreitenden Hotspots für WLAN-Surfer finden sich in Kneipen und Restaurants, zum Beispiel in Hamburg, zahlreiche Internet-Terminals, an denen man kostenlos seine E-Mails abrufen, chatten und News lesen kann. Diese stammen noch aus der Zeit, als ein Laptop im Café aufzuklappen etwas ganz Exotisches war und Internet nur zu Hause vor dem Rechner stattfand. Die öffentlichen Internetterminals im Retro-Look, einst als AOL "Internet Stations" in 200 Szenecafés und Bars in 30 deutschen Städten aufgestellt, gehören heute zu Stadtnet GmbH und dienen meist für das schnelle Surfen zwischen Kaffeetrinken und Mittagessen. Und sie werden wie eine öffentliche Werbefläche "mitten im urbanen Leben" vermarktet.

Die Zielgruppe ist relativ groß: Rund 2,25 Millionen Gäste besuchen monatlich eine Bar oder ein Café mit den öffentlichen Internetterminals, dazu kommen rund 90.000 Mitglieder der Elixia-Sportclubs. "200.000 Unique Sessions an den Internet-Stationen produzieren bei täglich zirka 5,5 Stunden durchschnittlicher Nutzung über 2,5 Mio. Page-Impressions," erklärt Netpoint Media Geschäftsführer Andreas Küenle, "pro Monat werden die verschiedenen Online-Angebote über 1,2 Mio. Minuten genutzt - Tendenz steigend." Die Werbekunden, darunter auch Streukunden wie T-Mobile und AOL, können auch einzelne Locations oder Sportclubs als separate Kanäle buchen und Werbung außerdem regional in bestimmten Städten schalten. Zwar bei weitem kein USP, eher Online-Werbung-Standard. Zusätzlich können die von AOL übernommenen Terminals zusätzlich aber auch mit der Marke des Kunden versehen werden. Ein Leuchtschild für Draußen weist auf das kostenlose Surf-Terminal hin.

Angepeilt wird mit der öffentlichen Online-Werbung eine urbane, aufgeschlossene, mobile Konsumentenzielgruppe zwischen 18 und 39 Jahren, mit mittlerem bis hohem Bildungsstand, hoher Nutzung elektronischer Medien und Hang zu Innovationen und Trend-Produkten. Zu den verwendeten Werbeformen zählen neben klassischen Online-Werbeformaten wie Banner und Skyscraper, die auf den Startscreen geladen werden, auch die Startseite der Terminals, die vom Werbekunden belegt werden können. "Der Nutzer sieht zum Einstieg einen Spot oder das beworbene Kundenportal und beginnt von der Kunden-Domain seine Reise ins Internet", erklärt Marcel Schramm, Prokurist und Verkaufsleiter der Netpoint Media GmbH. 200.000 Unique Users erreicht man so garantiert, verspricht Netpoint. "Durch vollformatige 'Screensaver-Spots' sollen Online-Videospots zum TV-Spot innerhalb der Location werden", sagt Küenle. TV-Spots landen so quasi als Screensaver auf öffentlichen Plätzen.

Einen etwas anderen Weg geht McDonalds TV, das als Instore-TV seit Ende September vom Hamburger "Traditionsvermarkter" TripleDoubleU vermarktet und von 3Sixty produziert wird. 1.276 McDonald's Filialen mit ca. 2,6 Mio. Gästen täglich sollen durch das neue Inhouse-TV-Programm erreicht werden, das per Internet (DSL) übertragen wird. Doch das Potenzial ist ausbaufähig: Zukünftig sollen "eine maximale Anzahl" an Fast-Food-Restaurants an den Channel angeschlossen werden.

Inhaltlich soll es beim Kunden-TV betont unterhaltsam, informativ und kurzweilig zugehen, so sind geplante Sendeinhalte, neben den McDonald's-eigenen Inhalten, Sport & Fun, Travel, Fashion, Musik, Games und Kino, abgespielt in 60-minütigen Schleifen. Bis zu zehn Minuten pro Stunde können mit Werbung externer Marken belegt werden. Laut TripleDoubleU sind weitere große Unternehmen an der Umsetzung von Inhouse-TV mit Werbung interessiert.

Dritter im Bund der neuen Inhouse-TV-Vermarkter und -Anbieter ist ebenfalls eine Hamburger Agentur: Die Digital Marketing Sales & Services Vertriebs GmbH (DMSS). Gemeinsam mit dem Kooperationspartner Boomerang Medien, einem führenden Vermarkter von Ambient-Medien, bietet DMSS Werbevermarktung von Spots in Media Märkten, Saturn und anderen Handelsketten an. Das Programm läuft über alle Flatscreens im Verkaufsraum, ein echtes Point-of-Sale-TV sozusagen.

"Mit diesem Instore-TV können externe Werbekunden (Wettbewerber natürlich ausgenommen) gezielt Fernsehwerbung am Point of Sale buchen. Diese wird dann stumm, also ohne Ton auf den Flatscreens gezeigt", erklärt Geschäftsführer Roland Schewior. In vielen Märkten der Handelsketten Media Markt und Saturn läuft bereits das Instore-TV-Programm von DMMS, das sich an die stark männerlastige Zielgruppe der Media-Markt- und Saturn-Käufer richtet. "Die technische Basis des IPTVs bietet zudem die Möglichkeit, gezielt Regionen oder einzelne Märkte mit Werbespots zu versehen", so Schewior. Darüber hinaus produziert DMSS auch Inhalte für digitale TV-Sender, wie Games-Television (für Jüngere) und Gute Laune-TV (für die Generation 50+).

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