Online-Communities nur eine Modeerscheinung?
Arne Schulze-Geißler, 5. Oktober 2007Kurz nachdem bekannt wurde, dass Microsoft eine 5-Prozent-Beteiligung an Facebook ins Auge fasst, äußert sich Microsoft CEO Steve Ballmer gegenüber der "Times Online" skeptisch über die Dauerhaftigkeit des Erfolgs von Online-Communities. Als Negativbeispiel führte er die Online-Community Geocities an, die Yahoo! 1999 für $3 Mrd. kaufte "Geocities hatte fast alles, was Facebook hat". Die Seite sei aber schon lange nicht mehr so populär wie sie es einmal war.
Der heutige Star unter den internationalen Network Sites ist Facebook mit über 40 Millionen registrierten Mitgliedern. Die Seite startete in den USA als Social Network Site für College Studenten. Nach und nach erweiterte sich die Klientel und die Community wurde zu einem Ehemaligen-Treffpunkt von Schulen, Universitäten und andern Bildungseinrichtungen. Aber auch die Arbeitswelt verlinkt sich zunehmend über Facebook. In UK ist Facebook das am schnellsten wachsende Social Network, über das sich die Werber wie Investmentbanker vernetzen. Damit wird Facebook eine andere Qualität als myspace.com zugeschrieben, dass mehr und mehr den Stempel eines Teenie-Networks trägt. Auch in Deutschland erfreut sich Facebook zunehmender Beliebtheit bei Menschen, die internationale Kontakte pflegen möchten.
Kein Wunder, dass Facebook bei den Top-Playern der Branche Begehrlichkeiten weckt, die selbst noch keine bedeutende Community ihr Eigen nennen können. So wird immer wieder spekuliert, ob Google, Yahoo! oder auch Microsoft Zugriff auf die Facebook-Gemeinde bekommt. Im Raum stehen derzeit $500 Millionen, die Microsoft möglicherweise für einen 5–Prozent-Anteil an Facebook zahlen würde. Das macht $10 Mrd. für das drei Jahre alte Unternehmen. Microsofts Beteiligung an Facebook erscheint allerdings nach Ballmers Äußerungen eher unwahrscheinlich. Nach Ballmers Einschätzung besitzt das Unternehmen keine nennenswerten Technologiewerte und auch der zu erwartende Umsatz für 2007 von nur $150 Mill. rechtfertige eine Bewertung im zweistelligen Milliardenbereich nicht. Ballmer vergaß allerdings die Userdaten zu erwähnen, die für ein Unternehmen wie Microsoft einen realen Wert darstellen, wenn sie zu Re-Targeting-Zwecken genutzt werden könnten.
Eines steht allerdings fest, es gibt keine verlässliche Bewertung für Facebook und andere Communities. Jeder Kaufinteressent muss die Benefits für sein Unternehmen individuell kalkulieren. Bei der Kalkulation sollte man allerdings die Unkalkulierbarkeit von Communities nicht vergessen. Die Werbeindustrie verhält sich gegenüber Community Sites nach wie vor sehr zurückhaltend. Betrachtet man einmal effektiv erzielte TKP in Community Umfeldern und geht man davon aus, dass diese sich auch in den nächsten Jahren nicht großartig verändern werden, dann besteht eigentlich kein Grund zur Euphorie. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg scheint an einem Verkauf momentan sowieso nicht ernsthaft interessiert zu sein und taxiert den Wert seines Unternehmens auf $15 Mrd. Damit hat er gute Aussichten unabhängig zu bleiben.
Unser erster Artikel ist ein kurzer Rückblick zur OMD, Karsten Zunke nahm für uns die Trendthemen der Messe unter die Lupe. Dem folgen zwei Interviews, das erste ist mit Stefan Längin, Managing Director Planetactive, und das zweite mit Michael Schwetje, Vorstand OnVista Group zum Verkauf des Unternehmens.
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