Die deutsche Start-up-Szene wächst: Tagtäglich werkeln Jungunternehmer heimlich, still und leise an Businessplänen, kämpfen mit der Technik und ärgern sich über Behördengänge. Tagtäglich investieren Business Angels, Risikokapitalgeber und Medienhäuser Geld in neue und etablierte Start-ups. Dabei geht es längst nicht nur um Communities, Shops und Netzwerke, sondern oft ganz klassisch um Vermarktung.
Auf die Vermarktung von Werbung in Spielen konzentrieren sich Thomas Brasch, Tung Nguyen-Khac und Christoph Schneider. Mit nexxter game advertising kümmern sich die Gründer seit Ende März um die Vermarktung von Online-Spielen, Browsergames und anderen virtuellen Welten. Bisher hätten die bestehenden Vermarkter es nicht geschafft, das riesige Werbepotenzial in E-Games zu monetarisieren, sagt Nguyen-Khac. Als ersten Schritt Richtung Marktführer für E-Game-Advertising wollen die Gründer die Zielgruppe Gamer erschließen und ein "breites Portfolio" an unterschiedlichen Spiele-Websites zusammenstellen. Mit SevenOne Interactive, dem Online- und Multimedia-Vermarkter der ProSiebenSat.1-Gruppe, haben die Münchner bereits einen dicken Fisch an Land gezogen. Seit Ende Juli kümmert sich nexxter zusätzlich zu SevenOne Interactive um alle Sales-Aktivitäten für Games-Formate wie "Rad-Challenge", "Popstars - The Game" und "Biber Poker".
Um die Vermarktung von Podcasts dreht sich alles bei Rocket Interaction und Liquid Air Lab. Letztere haben kürzlich eine exklusive Vermarktungspartnerschaft mit dem Radiovermarkter RMS abgeschlossen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, Podcast-Advertising im Werbemarkt zu etablieren und damit neue Erlösquellen zu generieren", sagt RMS-Chef Wilfried Sorge. Liquid Air Lab ist mit dem Vermarktungsnetzwerk "adplace.com" nach eigenen Angaben einer der führenden Podcast-Vermarkter Deutschlands und betreibt darüber hinaus den Podcast-Hosting-Dienst "podhost.de". Hinter Rocket Interaction steht der ehemalige Liquid-Air-Lab-Mann Tom Neumann. Rocket Interaction soll künftig als "Schnittstelle bei der Planung, Umsetzung und Vermarktung von Audio- und Video-Inhalten im Internet fungieren". Neben der Vermarktung und Herstellung positioniert sich Rocket Interaction auch als Dienstleister. Mittels einer sogenannten Spider-Software können die Berliner in Videoplattformen nach Urheberrechtsverletzungen stöbern.
Matthias Mroczkowski und Thomas Rogg kümmern sich um die Vermarktung von Internetradios. Gemeinsam hob das Duo Ende 2006 audimark aus der Taufe. Betreiber von Internetradios müssen sich beim Internetradio-Vermarkter anmelden und können dann auswählen, wie lang der Werbeblock in ihrem Liveprogramm sein soll und wann er über den Cyber-Äther gehen soll. Mroczkowski schätzt, dass bis zu 2.500 Onlineradios in Deutschland existieren: "Werbung in Internetradios lohnt sich für Werbetreibende jedoch bis jetzt nicht, da der Aufwand, um eine große Reichweite zu erreichen, unverhältnismäßig hoch ist". Diese Lücke will audimark schließen. Mit einer eigens entwickelten Technik können Werbungtreibende über die Dortmunder Firma Spots in mehreren Internetradios gleichzeitig schalten. Auch eine Auswahl der Umfelder - etwa der Ausschluss einer bestimmten Musikrichtig - ist möglich.
Werbung in Weblogs ist das große Thema von Johnny Haeusler, Tanja Kreitschmann und Sascha Lobo. Gemeinsam wollen die Macher des Blogvermarkters adical die Professionalisierung der Blogosphäre vorantreiben. "Es ist einfach an der Zeit. Weblogs sind eine feste Größe in der publizistischen Landschaft geworden, hinken aber bisher in der Vermarktung stark hinterher", sagt der ehemalige Musiker und Radiomoderator Haeusler. "Bestehende Vermarkter tun sich schwer mit Blogs bzw. einem Blognetzwerk. Abgesehen davon braucht man ein gewisses Gefühl dafür, wie Blogs funktionieren und selbst dann ist es nicht leicht, weil Blogvermarktung in dieser Größenordnung in Deutschland Neuland ist", erklärt Lobo. Über 30 Weblogs vertrauen auf adical - darunter bekannte Blogs wie "wirres.net", "Nerdcore" und "Praegnanz". Neben adical tummeln sich mit trigami und Blogpay noch zwei weitere Blogvermarkter im Markt. Das Schweizer Unternehmen trigami versteht sich als "Meinungs-Marktplatz". Unternehmen können über trigami Produkt-Rezensionen bei Bloggern in Auftrag geben, welche dann in redaktioneller Freiheit von den Bloggern verfasst und veröffentlicht werden. Im Grunde bezahlen Werbungtreibende Blogger damit für Artikel über ihr Produkt. Bei Blogpay läuft's ähnlich: Werbungtreibende können über das Unternehmen mit "wenigen Klicks an thematisch passende Blogs" gelangen.
Mit "Links" Geld verdienen, können Website-Betreiber bei Linklift. Ins Leben gerufen haben den Marktplatz für Hyperlinks Chris Schagen, Patrick Paulisch und Max Moldenhauer. Das Geschäftsmodell ist simpel: Website-Betreiber können über "Linklift" Werbeflächen auf ihrer Online-Präsenz zur Verfügung stellen und Werbungtreibende können diese buchen. Im Gegensatz zu Google AdSense erfolgt die Abrechnung nicht nach Anzahl der Klicks. Website-Betreiber bekommen stattdessen einen monatlichen Fixbetrag. Die Höhe ist unter anderem von der Platzierung der bezahlten Links abhängig. Von einem weiteren Unterschied profitieren nur Werbungtreibende. "Im Gegensatz zu AdSense wird beim Linklift-Prinzip der PageRank vererbt", sagt Schagen. Somit könne durch Linklift die Linkpopularität verbessert werden. Ein interessanter Nebeneffekt, für den viele Werbungtreibende schon seit einiger Zeit gerne in ihre Tasche greifen. In diesem Jahr will Gründer Schagen einen Umsatz in Höhe von einer Millionen Euro einfahren.
Mit "AdShopping" buhlt seit Anfang August zudem ein weiterer Marktplatz für Textlinks um Websitebetreiber und Werbekunden. Als Zielgruppe hat Unternehmensgründer Ralph Werner (ehemals "mobile.de") vor allem "kleine bis mittelgroße Websitebetreiber ohne eigene Verkaufsorganisation" im Auge. Nach der unkomplizierten Anmeldung können Websitebetreiber ihre "AdShopping"-Werbefläche individuell an ihre Bedürfnisse anpassen und den Preis dafür selbst bestimmen. Im Publisher-Katalog kann sich jeder Anregungen für den richtigen Preis holen, denn der Link-Marktplatz macht die Preise ebenso wie die Page Impressions aller Teilnehmer öffentlich. Auf Basis dieser Zahlen können Werbungtreibende Anzeigenplätze für einen festen Zeitraum (einen Tag, sieben Tage oder 30 Tage) und zum Festpreis buchen. Im Gegensatz zu "Linklift" spielt die Steigerung der Themenrelevanz und Linkpopularität bei "AdShopping" keine große Rolle. "Außerdem sprechen wir ein anderes Advertising-Segment an", sagt Werner.
Noch ganz frisch ist "AdScale". Der sogenannte Echtzeit-Marktplatz für Onlinewerbung soll laut Unternehmensangaben "Werbetreibende und Website-Anbieter zusammenbringen und Werbung im Internet zielgenauer und effektiver machen". Gehandelt wird im Auktionsverfahren. Dies soll "volle Transparenz und faire Preise" garantieren. Website-Besitzer können in wenigen Schritten ihre Werbeplätze anbieten. "Ebenso einfach und komfortabel können Werbetreibende ihre Anzeigen platzieren und ganze Kampagnen zielgenau planen", teilt das Unternehmen mit. Wobei die Gründer versprechen, dass "sowohl Werbetreibende als auch Website-Anbieter immer volle Kontrolle über die Einbindung, das Format sowie das Pricing der jeweiligen Werbeflächen behalten".
Auffallend ist die Ähnlichkeit von "Adscale" mit dem amerikanischen "Adbrite.com", ein Zufall oder doch nur eine Kopie?
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