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"Sie haben vielleicht gewonnen"

Helge Denker, 1. Juni 2007

Mit 40 Millionen Seitenaufrufen und über 4 Millionen Kunden ist Planet49.com einer der größten Gewinnspielanbieter im Internet. Und mit "ausgewaehlter-gewinner" auch einer der größten Werbetreibenden im Netz. Adzine berichtet exklusiv über ein Geschäft mit Millionengewinnen.

Wer im Internet surft, kommt an dieser Popup-Werbung kaum vorbei: "Herzlichen Glückwunsch zum möglichen Audi A3. Anmeldemöglichkeit für ausgewählte Gewinner nur möglich bis 20:00:54 Uhr. Nicht angemeldete Gewinner werden neu verlost." Die flächendeckende Online-Werbung taucht mitunter auf allen Freemail-Portalen auf, und seit kurzem auch bei StudiVZ. Hinter der Werbung mit Countdown-Uhr und Gewinnspiel steckt Planet49, laut Eigenwerbung einer der größten "Adress-Produzenten" Deutschlands. Laut Nielsen Net Ratings generiert Planet49 40 Millionen Seitenaufrufe im Monat und hat über 4 Millionen registrierte Kunden. "Kernkompetenz ist die Adressgenerierung für Database-Marketing", erklärt Planet 49 auf seiner Webseite. Monatlich entstehen, so die Firma, bis zu 200.000 Leads für Partner und mehr als eine Million Bannerklicks pro Monat.

Planet 49 wirbt direkt oder über Affiliates wie adbutler für Gewinnspiele wie "6 aus 49", bei der Autos oder ein Millionengewinn in Aussicht gestellt wird. "Bisher wurde noch kein Millionengewinn ausgeschüttet", erklärt Marko Reinbacher, Mitglied der Geschäftsleitung und Leitung Marketing bei Planet49. Dafür wurden bisher ganze fünf Audi A3 bei 6 aus 49 verlost, genau ein Mittelklasse-Wagen pro Jahr, bei bis zu 30.000 Spielen pro Tag. Dazu kommen Preise von Sponsoren, die Planet 49 gratis bekommt. Und Geldgewinne bis maximal 1.000 Euro. Gegen den Millionengewinn, so er denn eintritt, ist die Firma laut Reinbacher versichert.

Planet 49 wurde 2001 von Geschäftsführer Albrecht von Harnier "als Wohnzimmergesellschaft" in Frankfurt/Main gegründet. Der Umsatz der GmbH in Bad Soden wächst Jahr für Jahr. Er liegt für 2006 im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Die Firma gibt auf Ihrer Webseite an: "PLANET49 refinanziert sich über die Vermarktung von Werbeflächen und über Datenbank-Marketing-Lösungen für zielgruppengenaues One-to-One-Marketing." Die Daten werden an Firmen, die Callcenter betreiben, weiterverkauft.

Seit drei Jahren wandern die Adressdaten in sechs firmeneigene Callcenter und werden überprüft. 7,5 Millionen Adressen wurden bisher bei Planet49 eingegeben. Nicht jede Adresse stimmt. Nach dem Abgleich mit der Robinson-Liste bleiben immerhin noch 4 Millionen Adressen übrig. Das heißt, jeder zwanzigste Bundesbürger ist bei Planet 49 angemeldet, in der Hoffnung auf Autos und Millionengewinne.

Auch wenn sich Planet49 nicht als Adresshändler, sondern eher als "Adress-Produzent" sieht, können die Daten, die Planet49 generiert, auch gekauft werden. Zu TKP-Preisen zwischen 130 und 180 Euro. Der Verbraucherzentrale Hamburg sind solche Geschäfte seit langem suspekt. "Wir halten die Datenweitergabe für rechtswidrig, diese rechtfertigt eine Abmahnung", erklärt Edda Costello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Verein geht seit Jahren gegen unseriöse Werber und Adressensammler vor. "Wir haben weit über 100 Firmen wegen illegaler Telefonwerbung abgemahnt", so Costello, darunter auch Verlage oder Mobilfunkanbieter. Der Auslöser für die Werbeanrufe ist meist ganz harmlos und unverfänglich. Die Haken finden sich im "Kleingedruckten".
Wer sich bei Planet49 als "möglicher Gewinner" anmeldet, muss seine Adresse, E-Mail-Adresse und Telefonnummer angeben. Rechts auf der Site lockt der in Aussicht gestellte Gewinn: ein funkelnder Audi A3. Unter dem Feld für die Nummer der dezente Hinweis: "Ihre Telefonnummer dient der Gewinnbenachrichtigung". Wer diese Daten nicht eingibt, kommt bei Planet 49 nicht weiter, denn "nur komplett ausgefüllte Formulare können gewinnen." Die Eintragung bei Planet 49 gilt für die Firma und die Käufer der Adressen als Einwilligung (Opt-in) für Werbung und Telefonanrufe. Verbraucherschützer bezweifeln dies.

Unter den persönlichen Angaben, die man bei Planet 49 machen muss, steht der folgende Satz: "Bitte informieren Sie mich im Falle eines Gewinnes umgehend per E-Mail oder Telefon oder Post und senden Sie mir auf diesem Weg auch interessante Angebote vom Gewinnspiel-Veranstalter, seinen Partnern und Sponsoren."
Als "Sponsoren" nennt Planet49 auf seiner Webseite bekannte Namen, darunter neckermann.de, Conrad Electronic, Tchibo direct, gewinnspiel.info und die sg media + marketing GmbH & Co. KG. Letztere wirbt online: "durch eigene Projekte und exklusive Partnerschaften generieren wir monatlich bis zu 25.000 neue Telefonmarketing-Kontakte."
Wer bei Planet49 als "ausgewählter Gewinner" seine persönlichen Daten eingibt, wird gleich darauf aufgefordert, auch die E-Mail-Adressen von fünf Freunden einzugeben. Und auch gleich noch versichern, dass die Freunde informiert und einverstanden sind. "Ein opt-in für Dritte gibt es nicht. Dies halte ich für rechtlich bedenklich", so Edda Costello von der Verbraucherzentrale.

Der Webseitenbetreiber verdient über Partner-Programme wie adbutler pro Lead 1,30 Euro, für die Vermittlung von kompletten Adressen für Gewinnspiele werden bis zu 2 Euro gezahlt. Ein gutes Geschäft, das sich viele Betreiber nicht entgehen lassen wollen, auch wenn sich einige gegen die offensive Werbung entscheiden und lieber auf Gewinn verzichten.

Adzine sprach über Gewinnspiel-Werbung mit Marius Ahlers, Geschäftsführer vom Affiliate-Netzwerk adbutler.de:

Adzine: Warum lohnt es sich für Kunden wie Planet49, Werbung über Adbutler zu schalten?

Ahlers: Gewinnspiele zählen zu den Leadkampagnen und adbutler arbeitet im Leadbereich, mit einer Vielzahl von sehr starken Affiliates zusammen. Aus diesem Grund werden Leadkampagnen gerne von Betreibern wie z.B. Planet49 auf unserer Plattform platziert.

Adzine: Treffen Sie bei Webmastern in Deutschland auf Ablehnung von Gewinnspielen?

Ahlers: Es gibt durchaus Webmaster, die Gewinnspiele bestimmter Anbieter aufgrund von negativen Erfahrungen oder ungünstigen Parametern (z.B. Doublettenabgleich findet über eine bestehende große Datenbank statt) nicht bewerben. Diese Haltung ist natürlich legitim, da jeder Webmaster mit seinen Werbeflächen den größtmöglichen Umsatz erzielen möchte. Kampagnen, die nur ein geringes Umsatzpotenzial vermuten lassen, finden nur selten starke Affiliates. adbutler bemüht sich zudem, eine realistische Potenzialeinschätzung für jede Kampagne im Vorfeld vorzunehmen, um den Webmastern nur die wirklich interessanten Kampagnen zu offerieren.

Adzine: Auf welchen großen Webseiten schalten Sie Werbung für Planet 49.com?

Ahlers: Adbutler bindet nicht gezielt Werbung ein, sondern bietet die jeweilige Werbekampagnen seinen im adbutler-Netzwerk angemeldeten Affiliates an.

Adzine: Wie hoch ist dieser Anteil, gemessen an dem Werbebudget von Planet49?

Ahlers: Da Planet49 netzwerkübergreifend arbeitet, kann ich Ihnen zu dieser Frage keine Antwort geben, da mir diesbezüglich keine Informationen vorliegen.

Adzine: Vielen Dank für das Gespräch!

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