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ONLINE VERMARKTUNG - Interview

"Mobile kommt"

Sandra Goetz, 29. Juni 2007

Arne Wolter, mal gerade eben 32 Jahre jung, wurde im April neuer Geschäftsführer der G+J Electronic Media Service und Geschäftsführungssprecher der Electronic Media Sales GmbH. Ein unbeschriebenes Blatt ist der Hotshot aus dem Norden jedoch nicht. Bereits sein erster Job führte Wolter nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und dem heute schon fast obligatorischen MBA zu dem Unternehmen, wo er heute oben auf dem Treppchen steht. Wir hatten einige Fragen rund um die Online-Vermarktung, Consumer Generated Content, Mobile- und Videotrends. Der neue EMS Front-Mann stand uns hierfür Rede und Antwort.

ADZINE: Ist Consumer Generated Content ein Thema für einen Verlagsvermarkter, dessen Produkte sich in erster Linie über inhaltliche Qualität definieren? Fehlt Ihnen das Web 2.0 im Portfolio?

Wolter: Selbstverständlich ist auch für ein Verlagsvermarkter mit qualitativ hochwertigen Medienmarken im Portfolio UGC ein Thema. UGC bedeutet ja auch nicht gleichzeitig, dass es minderwertiger Content ist, der sich mit den journalistischen Ansprüchen des übrigen Angebotes nicht verträgt. Bestes Beispiel dafür ist NEON.de. Eine Website, die seit ihrem Start ausschließlich auf Userbeiträge setzt. Hier werden echte Geschichten geboren und emotionale Erlebnisse geschildert, die es auch z. T. in die Heftausgabe von NEON schaffen. Und auch in der Vermarktung ist NEON.de eine Erfolgsgeschichte. Es ist also ohne weiteres möglich beide Ansprüche miteinander zu verknüpfen.

ADZINE: Sie waren vorher bei Arvato Mobile. Wird sich das auf die Aktivitäten von EMS auswirken?

Wolter: Ich war bei Arvato Mobile, einem der erfolgreichsten Dienstleister für mobile Anwendungen in Deutschland. Nun bin ich bei einem der erfolgreichsten Vermarkter von digitalen Medien in Deutschland. Dazu gehört auch der Mobile Advertising-Bereich. Hier kann und habe ich mit Sicherheit Ansätze, die sich positiv für diesen Bereich auswirken. Aber ich bin nicht angetreten, um den Mobile-Sektor ausschließlich zu fördern. Ich bin angetreten, um das Angebot von G+J EMS für alle Partner auch in Zukunft weiter auszubauen und zu komplettieren.

ADZINE: Ist das mobile Internet "der" Trend der nächsten Jahre oder wird das Potenzial der mobilen Internetnutzung überschätzt?

Wolter: Ein klares "Ja" und ein klares "Nein". Ein klares "Ja" dafür, dass das mobile Internet der Trend der nächsten Jahre sein wird. Sagen Sie mir einen anderen Markt in Deutschland, der bereits zu einem großen Teil schon die Infrastruktur geschaffen hat und wo "nur" noch die Angebote entstehen müssen. Handys mit größeren Bildschirmen und mit UMTS sind ja keine Seltenheit mehr. Die Telefonriesen pressen jetzt mit großem Druck die passenden Tarife in den Markt. Und es sind auch bereits umfangreiche Angebote, wie z.B. Vodafone live!, im Markt positioniert. Und die Werbekunden verstehen immer besser, dass der Handynutzer ab sofort die Werbebotschaft immer dabei hat. Dies alles spricht deutlich dafür, dass der Markt erst dabei ist aufzuwachen.
Ein klares "Nein" also, dass das Potenzial überschätzt wird.

ADZINE: Wie steht es mit der Nachfrage von Werbekunden für Videoformate im Internet aus?

Wolter: Hier merken wir, dass das Interesse daran immer weiter wächst. Diesem Interesse begegnen wir mit verschiedenen Möglichkeiten innerhalb unseres Portfolios. Sei es z.B. die Foodplattform essen-und-trinken.de, die mit Rezeptvideos ein hervorragendes Umfeld bietet, oder auch MensHealth.de, wo eine ganze Web-TV-Serie vom Werbekunden belegt werden kann. Wir konzentrieren uns darüber hinaus derzeit auf die Professionalisierung der automatisierten Einbindung von Werbung und verbesserte Reportingmöglichkeiten.

ADZINE: Ist der Kanal Online-Spiele auch ein Betätigungsfeld, das Sie sich vorstellen könnten? Wenn nicht, gibt es einen digitalen Kanal, der Ihnen noch fehlt?

Wolter: Wir beobachten diverse Wachstumsmärkte im digitalen Bereich. Dazu gehören auch Online-Spiele. Für uns ist es wichtig, dass neben den wirtschaftlichen Potenzialen der Bereich auch in die aufgebauten Strukturen hineinpasst. Dies ist bei Mobile Advertising und Digital TV der Fall gewesen. Hier können wir unsere Expertise als Medienvermarkter komplett zur Geltung bringen. Auch wenn man als Pionier in diesen Märkten viel Aufklärungsarbeit leisten muss. Wir können also nicht davon sprechen, dass uns ein digitaler Kanal "fehlt". Die Digitalisierung schreitet so schnell voran, dass wir morgen schon neue Potenziale haben, von denen wir heute gar nichts ahnen.

ADZINE: Zum klassischen Vermarktungsgeschäft von Printtiteln: Fällt es Ihnen schwer, Ihre relativ hohen Preise im Vergleich zu Portalen und Ad-Networks zu behaupten?

Wolter: In keinster Weise. Gerade in den letzten Jahren mit einem äußerst starken Wachstum im Internet konnten wir unsere Preise im Markt durchsetzen und sind immer mindestens mit dem Markt gewachsen.
Wichtig ist dabei, dass wir nicht dasselbe Produkt in der derselben Qualität wie Portale oder Netzwerke anbieten und dafür einen höheren Preis nehmen. Jeder Werbekunde, egal ob Agentur oder Unternehmen, kann sich sicher sein, dass er seine Marke in einem journalistisch hochwertigen Umfeld platziert, dem die UserInnen vertrauen. Diese Markenkraft und Qualität unserer Online-Titel im Portfolio machen dann auch preislich den Unterschied. Dies hat der Markt verstanden und akzeptiert.

ADZINE: Worin liegt der Nutzen für den Werbekunden auf einer bekannten Medienmarke wie Stern oder Brigitte Werbung zu schalten. Der Nutzer ist in jedem Fall immer ein Mensch.

Wolter: Das ist richtig. Die Frage ist jedoch, wie stark der Nutzer dem Inhalt oder der Marke vertraut. Wir haben Marken in unserem Portfolio, die teilweise seit 50 Jahren im Medienmarkt präsent sind. Diese Marken haben einfach allein dadurch schon eine viel größere Vertrauensbasis geschaffen. Hinzu kommt, dass diese Marken seit den jeweiligen Markteintritten immer auf eine überaus große journalistische Qualität geachtet haben. Diese Werte wurden dann nahtlos ins Internet übertragen. Für Werbekunden bieten sich dadurch hochwertig Zielgruppenumfelder, die insbesondere für Imagewerbung hervorragend geeignet sind.

ADZINE: Wie sieht es mit werbebegleitenden Studien aus? Können Sie Werbekunden in dieser Richtung etwas anbieten? Gerade bei Image- und Markenwerbung, die man weniger über das Klickverhalten der Nutzer beurteilen kann ...

Wolter: Für Kunden ist dies ein relevanter Punkt insbesondere bei großvolumigen Buchungen. Hier können wir unseren Kunden im Internet bereits seit Jahren eine standardisierte Marktforschung, unser "EMS Branding-Barometer", anbieten, die er ab einem Buchungsvolumen von 25.000 € brutto kostenlos erhält. Hierbei wird eine vor dem Kampagnenstart durchgeführte Nullmessung mit einer Kampagnenmessung verglichen. Es werden dabei alle Dimensionen des Markenfünfklangs, Bekanntheit, Werbeerinnerung, Kaufbereitschaft etc., abgefragt. So sind die Werbekunden in der Lage, ihre Kampagnen auch über den Klick hinaus zu bewerten. In unserem "Handbuch zur Online-Werbewirkung, 2. Auflage" haben wir die Erkenntnisse aus mehr als 60 "EMS Branding-Barometern" einmal zusammengetragen und stellen diese dem Markt zur Verfügung. Die Möglichkeit eines Branding-Barometers bieten wir auch für Mobile Advertising auf Vodafone live! an.

ADZINE: Herr Wolter, wir danken für das Gespräch und wünschen weiterhin viel Erfolg!

Über den Autor/die Autorin:

Sandra Goetz ist seit 2006 als freie Autorin für ADZINE an Bord. Ihr Fokus liegt auf Interviews zu aktuellen Innovationsthemen im digital Media und Marketing. Außerdem schaut sie sich bei ihren Auslandsreisen immer wieder nach spannenden Geschichten aus der globalen Marketing-Welt um, Interviews inklusive. Seit 2016 verantwortet Sandra die ADZINE Entscheider-Serie.

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