Internetverweigerer. In der Online-Marketing-Branche dürfte man sie nicht unbedingt antreffen, aber auf der Seite potenzieller Werbekunden ganz sicher. Ich glaube wir unterschätzen, wie viele mächtige Führungskräfte deutscher Unternehmen heute noch ohne Computer auskommen. Sie haben das Internet von Anfang an wegdelegiert, an die Referentin für Neue Medien, die IT, das Marketing, den Einkauf, die Produktion und irgendwelche Arbeitskreise zur Einbindung neuer Technologien in den Unternehmensalltag.
Man muss stark bezweifeln, dass Unternehmenslenker zukunftsfähige Strategien entwerfen können, ohne die Bedeutung des Internets für Kommunikation, Prozesse und nicht zuletzt auch für die gesamte Gesellschaft ansatzweise verinnerlicht zu haben.
Ich las letztens einen Artikel im Manager Magazin über den Sinn und Unsinn von Online- Business-Netzwerken. Die Tester stellten fest, dass sich die führenden Köpfe der deutschen Wirtschaft nicht unbedingt bei Xing & Co. aufhalten. Das liegt wahrscheinlich aber gar nicht daran, dass diese Menschen kein Interesse an einer derartigen Vernetzung haben. Vermutlich haben sie bereits mehrfach darüber gelesen, aber viele haben ja schon mit E-Mails Berührungsängste. Wie sollen sie dann erst aktives Online-Community-Mitglied werden?
Aufgrund dieses Makels, also mangels gelisteter Top-Manager, stufte das Manager Magazin z.B. Xing als nur bedingt karrierefördernd ein. Mir scheint, als hätten beim Manager Magazin auch einige keinen Computer oder zumindest den Networking-Ansatz noch nicht verinnerlicht.
Auch der neue Vorsitzende der Organisation Werbungtreibende im Markenverband (OWM) Uwe Becker scheint sich in den letzten 10 Jahren nicht allzu intensiv mit dem Internet auseinandergesetzt zu haben. Anfang der Woche forderte er im Gespräch mit dpa zielgenauere Internetwerbung als zu Beginn des Online-Zeitalters. Er sagte: "Einen Werbebanner wie ein Plakat ins Internet zu klatschen, kann nicht mehr die Lösung für die Kommunikation mit dem Kunden sein." Becker hat natürlich Recht, aber was er nicht zu wissen scheint, ist, dass das schon lange keiner mehr macht.
Im übrigen hat die werbetreibende Industrie in Deutschland in den frühen Tagen nicht gerade den Versuch unternommen, die Nutzung und Weiterentwicklung des Internets als Werbemedium zu fördern. Die Innovationen kamen fast ausnahmslos aus den Reihen von kleinen Technologieunternehmen und Webangeboten. Mit der konsequenten Unterstützung der werbetreibenden Industrie könnte die gesamte Branche heute noch viel weiter sein.
Aber jetzt zur heutigen Adzine Ausgabe: In unserem ersten Beitrag geht es um den Begriff der "Qualitätsreichweite", den Karsten Zunke in Zusammenhang mit einer gemeinsamen Studie des VDZ und SevenOneInteractive untersucht.
Unser zweiter Artikel befasst sich mit dem Thema Affiliate-Marketing, es geht um eine allgemeine Einordnung dieses Marketing-Ansatzes mit ein paar Detailansichten. Ein zweiter speziellerer Teil zum Thema "Search-Affiliates" folgt in Adzine Nr. 14.
Der dritte Beitrag ist ein Interview mit Arne Wolter, Geschäftsführer G+J EMS. Sandra Goetz stellt Fragen zu aktuellen Aspekten und Trends der Vermarktung eines digitalen Produktportfolios.
Viel Spaß mit Adzine!