Auf der Oberfläche herrscht vornehme, respektvolle Zurückhaltung, aber darunter liefern sich die beiden größten Maschinen für user-generated Content einen erbitterten Machtkampf. YouTube (57,9 Millionen Nutzer im April) und MySpace (50,2 Millionen Nutzer mit ungleich höherer Wachstumsrate) gehen auf Konfrontationskurs im Online-Videomarkt.
Wie die New York Times berichtete, startet MySpace mit dem heutigen Tag ein eigenes Clip-Portal, Schwerpunkt: professionelle Videoinhalte. Damit nähern sich die beiden Web 2.0-Giganten von gegensätzlichen Richtungen einer attraktiven Werbezielgruppe an. YouTube zeigt unmissverständliche Tendenzen in der Entwicklung von einer reinen Videobörse hin zu einer Kontaktbörse. MySpace wiederum mausert sich von Social-Networking-Plattform zum Videoportal.
Der Unterschied bei MySpace TV: man setzt auf Qualität beim bewegten Bild. "Bei user-generated-content ist der Traffic nicht leicht vorhersehbar", sagt Josh Felser, Geschäftsführer des von Sony aufgekauften Videoportals Grouper. Sony wird zukünftig Minisodes (fünfminütge Videoclips) verschiedener amerikanischer Sitcoms über MySpace TV an den Mann bringen. Zusätzlich steuern die Murdoch-Sender NBC Universal und Fox Inhalte bei.
MySpace TV wird unabhängig vom Community-Portal betrieben und soll auch unangemeldeten Nutzern zur Verfügung stehen. Die Videoplattform startet heute in 15 Ländern und ist in sieben Sprachen verfügbar. YouTube hatte erst letzte Woche die Umstellung auf ein mehrsprachiges Angebot bekannt gegeben.