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SEARCH MARKETING - SEO

Leere Versprechungen und unseriöse Praktiken

Markus Hövener, 4. April 2007

Den Kampf um die vorderen Suchmaschinen-Positionen treten Unternehmen immer häufiger an Agenturen ab, die sich auf solche Fragestellungen spezialisiert haben und die dem Unternehmen diese zeitaufwendige Arbeit, die zudem viel Wissen und Erfahrung erfordert, abnimmt.

Vor allem Mittelständler und kleine Unternehmen fallen immer wieder auf Anbieter herein, die viel versprechen und dann doch nichts halten. Oder auf Anbieter, die die Resultate mit unseriösen Methoden erreichen. Sobald Suchmaschinen solche Machenschaften entdecken, wird die Website des jeweiligen Unternehmens gesperrt - oftmals, ohne dass dem Unternehmen bewusst war, dass unseriöse Praktiken zur Anwendung kamen. Um sich gegen solche und andere Tricks zu wehren und einen seriösen Anbieter auszuwählen, hilft vor allem eins: Fragen stellen. Im Folgenden haben wir zwölf Aussagen ausgewählt, auf die wir regelmäßig stoßen.

"Wir bringen Ihre Website garantiert auf Platz 1."

Insbesondere wenn es um Suchmaschinen-Optimierung geht, kann niemand etwas garantieren. Denn das Ergebnis hängt nicht nur von den Künsten einer Agentur ab, sondern auch davon, wie die Algorithmen der Suchmaschinen sich verändern und vor allem von den Bemühungen Ihrer Konkurrenten. Denn wenn zwei Unternehmen gleichzeitig auf den ersten Platz möchten, wird es einer wohl zwangsweise nicht schaffen.
Den ersten Platz garantieren kann man aber trotzdem relativ sorglos, denn für einen Suchbegriff wie "klavierstimmer steinway hintertupfingen" bringt Sie natürlich jede Agentur auf den ersten Platz. Man muss halt nur einen Suchbegriff finden, für den es überhaupt keine Konkurrenz gibt.
Manchmal passiert es aber auch, dass eine Agentur Suchmaschinen-Marketing mit Suchmaschinen-Optimierung verwechselt bzw. das dem Kunden gegenüber nicht eindeutig klarstellt: Bei den bezahlten Einträgen (z.B. Google AdWords) ist es natürlich relativ leicht, den ersten Platz zu erobern, da hierfür nur das Mindestgebot bezahlt werden muss. Fragen Sie also auf jeden Fall nach, für welchen Suchbegriff Ihre Website wo auf den ersten Platz gebracht werden soll.

"Wir schicken Ihnen X qualifizierte Besucher."

Über qualifizierte Besucher freut sich natürlich jedes Unternehmen sehr - vor allem, wenn es scheinbar günstig ist. Aber wo kommen diese Besucher her? Und wie werden sie angelockt?
Das Problem mit solchen fertig geschnürten Angeboten ist auch, dass sie nicht für alle Unternehmen passen können. In manchen Nischenmärkten gibt es vielleicht nur dreistellige Suchvolumina (z.B. industrielle Teilereinigung). Wenn man dann aber ein Paket mit einer fünfstelligen Zahl an Besuchern ordert, muss man sich natürlich schon wundern, wie qualifiziert diese Besucher sein können.

"Wir optimieren Ihre Meta-Tags."

Mit solchen Kommentaren zeigen viele Agenturen direkt ihre Unkenntnis, denn Meta-Tags haben so gut wie jede Relevanz verloren. Diese im HTML-Code versteckten Informationen können z.B. Suchbegriffe enthalten, für die man in Suchmaschinen gefunden werden möchte. Glauben Sie aber bitte nicht, dass es genügt, hier einfach 100 Suchbegriffe einzutragen, um so gefunden zu werden. Die Komplexität der Suchmaschinen-Algorithmen ist definitiv nicht zu unterschätzen.
Die Unwirksamkeit einer solchen Strategie ist leicht nachzuweisen, aber in diesem Fall hilft auch die eigene Logik weiter: Wenn es wirklich so einfach wäre, würden dann nicht auch alle anderen Unternehmen diese Strategie nutzen? Und wäre sie dann nicht wieder unwirksam?
Wir sagen damit nicht, dass es sinnlos ist, Meta-Tags zu setzen. Aber erwarten Sie bitte auf gar keinen Fall, dass diese einen signifikanten Einfluss auf Ihre Suchmaschinen-Rankings haben werden.

"Entweder wir erreichen unser Ziel oder Sie erhalten Ihr Geld zurück."

Erfolgsabhängige Entlohnung ist natürlich immer ein Anreiz. Prüfen Sie aber bitte vorher genau nach, wie das Ziel definiert ist. Steht da wirklich schwarz auf weiß, dass Sie Ihr Geld zurückbekommen, wenn Sie für den für Sie relevanten Suchbegriff nicht weit vorne zu finden sind?
Und fragen Sie Ihre Agentur doch einmal, was sie davon hält, wenn Sie erst zahlen, wenn das Ziel erreicht ist. Wenn die Agentur so zuversichtlich ist, dass das Ziel erreicht wird, sollte das ja keinen Unterschied machen.

"Wir verbessern Ihre Rankings für 150 Suchbegriffe."

Die Zahl 150 ist natürlich nur ein Beispiel: Häufig werden Pakete mit unterschiedlich hohen Zahlen angeboten. Meistens hängt dann der Paketpreis von der Anzahl der Suchbegriffe ab: Je mehr Suchbegriffe, desto teurer.
Prinzipiell ist es so, dass man, um 150 Suchbegriffe abzudecken, auch 150 Seiten erzeugen muss - pro Suchbegriffe eine Seite mit Inhalten rund um den jeweiligen Suchbegriff. Aber was steht auf diesen Seiten? Glauben Sie wirklich, dass Ihre Agentur die Inhalte mühselig und sorgfältig recherchiert? Es ist eher wahrscheinlich, dass hier Tricks zum Einsatz kommen und entweder zweifelhafte oder automatisch erstellte Inhalte verwendet werden.
Stellen Sie daher auf jeden Fall sicher, dass die Inhalte einwandfrei sind. Und lassen Sie sich vertraglich zusichern, dass die Maßnahmen Ihrer Agentur nicht gegen die Richtlinien der Suchmaschinen verstoßen.

"Wir passen Ihre Seiten permanent an die Algorithmusänderungen der Suchmaschinen an."

Die Grundprinzipien der großen Suchmaschinen haben sich in den letzten Monaten nicht dramatisch geändert. Inhalte müssen also in der Tat nicht permanent angepasst werden - außer vielleicht, wenn Ihre Agentur mit Tricks arbeitet und dabei nicht von den Suchmaschinen ertappt werden will.
Glauben Sie also bitte nicht, dass ein redaktionelles Team Ihre Seiten permanent inhaltlich überarbeitet. Fragen Sie also Ihre Agentur, um welche Änderungen es sich hier handeln kann und wie Sie das überprüfen können.

"Sie erhalten 10.000 Besucher."

Über Besucher freut man sich wie gesagt immer. Aber auch hier gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Fragen Sie also Ihre Agentur, wie Sie diese Besucher mit Ihrem Web-Tracking-Tool überprüfen können.

"Wir haben den Google-Algorithmus entschlüsselt." oder "Wir haben gute Kontakte zu Google."

Der Google-Algorithmus nutzt laut Google mehr als 100 verschiedene Faktoren. Diese Faktoren und deren Zusammenspiel nur aus der Beobachtung der Suchmaschinen-Ergebnisse zu erkennen, ist faktisch unmöglich. Selbst wenn man den Algorithmus entschlüsselt hätte, würde sich die Gewichtung der Parameter innerhalb weniger Tage ändern.
Und das mit den guten Kontakten: Ja, viele Agenturen haben gute Kontakte zu Google. Aber das heißt noch lange nicht, dass da jemand aus dem Nähkästchen plaudert und interne Geheimnisse weitergibt.

"Sie erhalten von uns Statistiken, dass Sie bei Google & Co auf den vorderen Plätzen zu finden sind."

Solche Statistiken sind natürlich sehr hilfreich, da man so den Fortschritt erkennen kann. Aber auf jeden Fall sollten Sie hier auch wieder effektiv kontrollieren: Die Suchmaschinen-Positionen können Sie schließlich auch manuell oder mit geeigneter Software überprüfen.
Und lassen Sie sich nicht mit der Begründung abspeisen, dass sich die Suchmaschinen-Positionen ja pausenlos ändern. Das stimmt zwar, aber es wäre dann doch ein komischer Zufall, wenn die sich gerade immer dann massiv nach unten verändert haben, wenn Sie nachschauen.

"Wir bringen Sie bei Google und Yahoo auf die vorderen Positionen."

"Vordere Plätze" hört sich natürlich gut an, aber wie sind die denn definiert? Die ersten 10 Suchergebnisse, die ersten 100, die ersten 1000? Und für welche Suchbegriffe? Haken Sie daher nach, welche Plätze für welche Suchbegriffe realistisch sind.
Und fragen Sie auch nach, ob es sich hierbei um die normalen Suchergebnisse oder um die bezahlten Einträge handelt. Das wird gerne durcheinander geworfen, denn schließlich ist es sehr leicht, ein Unternehmen in den bezahlten Einträgen nach vorne zu bringen.

"Wir tragen Ihre Website in 500 Suchmaschinen ein."

Die Eintragung in Suchmaschinen an sich ist relativ wertlos, da sie bestenfalls bedeutet, dass eine Suchmaschine Ihre Website besucht und in den Suchmaschinen-Index einfügt. Das bedeutet natürlich nicht, dass Ihre Website auch in den Suchergebnissen auftaucht. Wenn Ihre Inhalte nicht auf Suchbegriffe abgestimmt sind und Ihre Website nicht gut verlinkt ist, hilft die Aufnahme in den Suchmaschinen-Index sehr wenig.

"Wir erstellen Google-Sitemaps für Ihre Website."

Google-Sitemaps stellen einen Mechanismus dar, mit dem man Google eine Liste aller Seiten einer Website übermitteln kann - in der Hoffnung, dass Google diese Seiten dann auch indexiert. Der Effekt ist allerdings für die meisten Websites nicht erkennbar, da Google Websites auch ohne Sitemaps vollständig erfassen kann. Insbesondere bei Websites "normaler Größe und Bauart" haben diese Sitemaps keinen Effekt.
Außerdem gelten hier dieselben Argumente wie bei der vorherigen Aussage: Eine Aufnahme in den Index bedeutet noch lange nicht, dass Ihre Website auch weit vorne in den Suchergebnissen zu finden ist.

Fazit

Wie Sie hoffentlich zwischen den Zeilen gelesen haben, gibt es viele Agenturen, die Ihnen viel versprechen und später nichts davon halten. Sichern Sie sich daher vorher ab und stellen Sie unbequeme Fragen.
Denn leider ist es so, dass die Goldgräberstimmung in der Online-Marketing-Branche viele Anbieter auf den Plan ruft, die entweder keine Ahnung haben oder Ihnen mit Absicht wertlose Dienstleistungen anbieten. Das heißt natürlich nicht, dass alle Agenturen schwarze Schafe sind.
Grundsätzlich ist es ja wünschens- und empfehlenswert, dass Unternehmen Dienstleistungen, die nicht ihrer Kernkompetenz entsprechen, auslagern. Gerade im Umgang mit Suchmaschinen ist mittlerweile sehr viel Spezialwissen erforderlich, so dass sich die Investition in eine gute Agentur mit Sicherheit auszahlt.
Die Unterscheidung, welche Agentur ihr Geld wert ist oder nicht, können Sie aber nur treffen, wenn Sie detailliert nachfragen, welche Leistungen erbracht werden. Schlussendlich sollten Sie vor allem auch Ihrem Bauchgefühl folgen: Einem Anbieter, der sich rausredet und Ihnen nur vage Andeutungen macht, sollten Sie nicht Ihr Vertrauen schenken.

Über den Autor/die Autorin:

Markus Hövener ist geschäftsführender Gesellschafter und Head of SEO der Online-Marketing-Agentur Bloofusion. Darüber hinaus bloggt er zu SEO-Themen für die Internetkapitäne , ist Chefredakteur vom SEO-, SEA- und E-Commerce-Magazin suchradar und hält Vorträge auf Konferenzen wie zum Beispiel SMX, Conversion Conference, SEOkomm und Search Conference.