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VIDEO

TV+Internet=IPTV?

Guido Nedden, 12. Januar 2007

Seit Ende 2006 ist Triple Play verstärkt in aller Munde. Seit Ende letzten Jahres kommt hier IPTV ebenfalls zur Sprache. Bisher gibt es allerdings nur zwei Anbieter: T-Com und Alice-DSL. Das zeigt schon, dass IPTV nicht losgelöst, sondern immer nur gebunden an einen DSL-Provider und dessen Triple-Play-Angeboten erhältlich ist. Stellt sich zusätzlich noch die Frage wird durch IP die TV Werbung schon bald interaktiv?

Nun ist es an sich nichts Neues, TV-Sendungen über das Internet zu empfangen. So konnten die Nutzer schon manche Sender live am PC-Bildschirm per Video-Stream verfolgen oder entsprechend archivierte Beiträge abrufen - Stichwort: Video on Demand - das klassische Internet-TV.

IPTV ist die Übertragung von digitalen Fernsehsignalen über das Internet Protocol (IP) mittels Breitbandtechnologie - also ADSL oder VDSL - statt wie herkömmlich über Antenne, Kabel oder Satellit. Dabei ist unstrittig, dass der Nutzer einen schnellen Online-Anschluss benötigt. Die Bildqualität von IPTV kann sich hier durchaus mit der von den herkömmlichen digitalen TV-Empfangswegen - also Antenne (DVB-T), Kabel (DVB-C) und Satellit (DVB-S) - messen.

T-Com nennt ihr Triple-Play-Angebot T-Home, das in den Paketen Classic, Complete Basic und Complete Plus in den Ballungszentren Hamburg, Hannover, Berlin, Leipzig, Frankfurt, München, Nürnberg, Stuttgart, Köln und Düsseldorf über VDSL gestartet wurde. Nur in letzteren beiden Paketen ist IPTV enthalten, weil dies bei der T-Com nur über das neue VDSL-Netz zu empfangen ist. Bei T-Home Classic ist ein DSL-Anschluss mit 6.000 Megabits pro Sekunde erforderlich und es bietet Video on Demand mit rund 1.300 Filmtiteln.

Pressesprecher Martin Frommhold von T-Com erklärt: "Zum Jahresanfang 2007 können wir über das bis dato ausgebaute VDSL-Netz rund 6 Millionen Haushalte erreichen. Für Ende 2007 hat sich die Deutsche Telekom das Ziel gesetzt, bis zu 1 Million Kunden für das VDSL-Netz zu gewinnen."

"Alice home TV", das optional zu Alice-DSL-Produktbundles gebucht werden kann, ist seit Mai 2006 in den Großräumen Hamburg und Lübeck und seit Dezember 2006 in Rostock, Schwerin, Greifswald, Stralsund, Bad Doberan und Wismar zu empfangen. Die Unterschiede liegen wie fast immer in Preis, Technik und Hardware.

Das volle T-Com-Programm (T-Home Complete Plus) mit Bundesliga, über 130 TV-Sendern, Filmen auf Abruf (quasi eine Online-Videothek), Internettelefonie (Voice over IP) und Internet mit Flatrate kostet rund 91 Euro im Monat.

Übrigens, sind die neue Technik und der alte Anschluss vorhanden, braucht der Nutzer noch einen Splitter und einen VDSL-Router mit WLAN-Sender. Dieser versorgt - ähnlich wie bei DSL - den PC oder das Notebook drahtlos mit dem schnellen Internet und ermöglicht das Telefonieren über Internet (VOIP). Für den TV-Empfang über das Internet Protocol (IPTV) sorgt die Settop-Box, also der Media-Receiver, der via Kabel mit dem DSL-Router und dem Fernseher verbunden wird.

Frommhold erklärt: "Die hochmoderne Technologie erfordert neue Geräte. Diese sind im T-Home-Komplettpaket enthalten. Im Einzelnen sind das der Media-Receiver T-Home X 300T sowie der Router Speedport W 700V, der parallel als DSL-WLAN-Router und für eine DSL-Telefonieanlage genutzt werden kann. Die Pakete T-Home Complete Basic und T-Home Complete Plus enthalten zusätzlich das VDSL-Modem Speedport 300HS. Der Preis für die gesamte Hardware beträgt einmalig 99,99 Euro." Der Fernseher kann hier ein herkömmliches TV-Gerät sein. Ob es nun ein Röhrenbildschirm, ein LCD- oder Plasma-Fernseher ist, ist dabei unwichtig. Einschränkung: "Will der Kunde allerdings High Definition-Bilder empfangen können, muss das verwendete TV-Gerät die Bereitstellung dieses neuen Qualitätsstandards mit dem HD ready-Logo ausweisen", so der T-Com-Pressesprecher.

Als Alternative zu T-Home kommt aktuell nur "Alice Home TV" in Frage, das seit Mai 2006 in den Großräumen Hamburg und Lübeck verfügbar ist. Das Angebot soll 2007 auf weitere Ballungsgebiete erweitert werden. Es besteht aus IPTV mit bis zu 100 Sendern und rund 600 Filmen auf Abruf, ist für Alice-Kunden zubuchbar und setzt einen schnellen DSL-Anschluss ab 4 Megabit pro Sekunde voraus. Enthalten ist eine Settop-Box für den Fernseher, der aber keine Festplatte für Aufzeichnungen besitzt. Nach Unternehmenssprecher Carsten Nillies ist dies aber für den künftigen Receiver in Planung. "Alice Deluxe" kostet knapp 50 Euro im Monat und bietet einen schnellen DSL-Anschluss mit 16 Megabit pro Sekunde sowie Telefon- und DSL-Anschluss plus Flatrates.

So schön die ganze neue Technik auch ist. Für das Marketing sind natürlich die Möglichkeit des Rückkanals und damit die Kommunikation mit dem Consumer bzw. Endverbraucher von Interesse. Die ganze Technologie steht aber noch am Anfang. T-Com-Sprecher Frommhold prognostiziert: "Die technische Infrastruktur von IPTV - das Breitband-Internet - bietet die Voraussetzung für die Rückkanalfähigkeit und damit die Möglichkeit für Programmanbieter und Formatentwickler, interaktive und innovative Anwendungen sowie Services zu entwickeln. Ob Shopping per Fernbedienung oder Voting in einer Live-Sendung - in diesem Bereich liegen vielfältige und hohe Potenziale. Wir gehen davon aus, dass diese entsprechend entwickelten Formate mit zunehmender Verbreitung von IPTV in den kommenden Jahren angeboten werden."

Alice-Sprecher Nillies fasst sich zum Thema interaktives Marketing im TV kurz: "Derzeit ist das leider noch nicht möglich und wir können hierzu noch keine Angaben machen."

Fazit: Es gibt viele neue Boxen, Kabel und zusätzliche kostenpflichtige Angebote für die Nutzer. Für Werber sieht es bis jetzt noch nicht nach der ersehnten Verschmelzung zwischen TV und Internet aus. Daher liegen auf kurze Sicht die Chancen für interaktive Werbe-Spots doch eher direkt bei den Internetangeboten und bei den Nutzern von Computern bzw. anderen browserfähigen Displaymöglichkeiten. Dort ist man deutlich näher am interaktiven Nutzer.

Dennoch bleibt ADZINE am Ball und wird sich in Kürze bei innovativen Agenturen und anderen Dienstleistern schlau machen, welche Kommunikationskonzepte für interaktionsfähiges Fensehen schon in der Schublade schlummern.

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