Skype's Erfolgsrezept für die Zukunft: Bei Anzeige Anruf!
Helge Denker, 1. September 2006Der Internet-Telefonieanbieter Skype will ab 2007 kostenlose Anrufdienste für Ebay-Kunden und Google-Werbetreibende anbieten. Adzine sprach mit Michael Jackson, zuständig für kostenpflichtige Services bei Skype, über die neuen Telefon-Dienste.
Ab dem Frühjahr 2007 will Skype mit dem "Click to call"-Services kostenlose Telefonate über das Internet zu Ebay-Händlern oder Google-Werbekunden anbieten. Dabei klickt ein potentieller Käufer zum Beispiel auf einer Ebay-Marktplatz-Seite auf einen Skype-Button und wird über das Internet direkt mit dem Anbieter verbunden, ohne dessen Telefonnummer zu kennen. Die Kosten für das Gespräch kann der Anbieter übernehmen, der mit dem Dienst einen weiteren, direkten Draht zu seinen Kunden bekommt. Dabei könne der Anbieter bestimmen, ob der Kontakt anonym abläuft oder ob zum Beispiel sein Skype-Name veröffentlicht wird.
Der jüngste Deal zwischen den Internet-Riesen Google und Ebay beinhaltet auch, dass Google exklusiv für die Ebay-Seiten Werbeanzeigen von Drittfirmen (genannt Adsense) liefert. Bislang hatte Ebay in diesem Bereich mit Yahoo! kooperiert und wird dies auch weiterhin tun - allerdings nur noch in den USA. Und: Google wird die Click-to-call-Funktion von Skype ab 2007 auf seinen Suchseiten einsetzen, die neben seiner eigenen Kommunikations-Software "Google Talk" für Telefonate zwischen Werbetreibenden und Kunden sorgen soll. Nur ein kleiner Schritt für den Suchdienst, ein großer Sprung für Skype.
Für die Vermittlung von Anrufern und Werbetreibenden könnte Google seinen Werbekunden zwischen 2 und 10 Dollar berechnen, schätzen Experten, deutlich mehr als für einen Klick auf einen gewöhnlichen Werbelink. Die Begründung: Wer auf einen Telefon-Button klicke, äußere damit ein deutlicheres Kaufinteresse, als jemand, der beim Surfen auf einen Werbelink klickt.
Google bestätigt diese Vermutungen derzeit nicht. Zurzeit wird die Anruffunktion über Skype und das Internet bei Ebay in Österreich und in der Schweiz getestet, zum Beispiel in der Rubrik "Auto". Skype-Buttons lassen sich ohne großen Aufwand in eine Webseite oder eine E-Mail einfügen. Sie zeigen an, ob der Absender online erreichbar ist oder nicht. Klickt man auf einen Skype-Button, stellt der Dienst eine Internet-Telefonverbindung her, vorausgesetzt, der Anrufer hat zuvor Skypes Software installiert - und besitzt ein Headset. (www.skype.com/intl/de/share/buttons).
"Skype soll für Ebay neben dem Auktionsgeschäft und dem Bezahlservice Paypal zum dritten Standbein werden", erklärt Michael Jackson, Leiter von Skypes Bezahldiensten, gegenüber Adzine. Ebay hatte Skype im September 2005 für rund zwei Milliarden Euro gekauft. Die Internet-Telefongesellschaft hat nach eigenen Angaben über 113 Millionen Nutzer weltweit, bis zu 7 Millionen nutzen den Dienst gleichzeitig. Die Übernahme von Skype durch Ebay wurde zum Teil kritisch kommentiert, da der Preis zu hoch und Synergien zwischen Ebay und Skype nur schwer zu entdecken seien.
Michael Jackson hält dagegen: "Das Ziel von Ebay sei es, dass langfristig alle Anbieter und Kunden von Ebay über Skype telefonieren". Die Einführung einer Skype-Flatrate für zeitlich unbegrenzte Internet-Telefonate zum Festpreis halte er in Zukunft für wahrscheinlich, "dahin geht der Weg." Über die Höhe der monatlichen Kosten macht Skype derzeit keine Angaben. In den USA tendiere der Preis für Telefonate mittlerweile "stark gegen null". Und auch in Deutschland gibt es erste Offerten, die kostenlose Telefongespräche über das Internet anbieten und sich durch Werbung finanzieren wollen, wie zum Beispiel GoYellows Dienst "Peter zahlt" (www.peterzahlt.de). Der Gratis-Dienst ist derzeit wegen Überlastung allerdings kaum zu erreichen - er soll sich durch Internet-Werbung finanzieren. Skype dagegen will werbefrei bleiben, betont Jackson. Der Dienst verdient Geld mit kostenpflichtigen Diensten wie weltweiten Telefonaten ins Festnetz, Anrufbeantworter-Funktionen, der Vergabe von Skype-Telefonnummern, der Weiterleitung von Anrufen oder für das Versenden von SMS-Nachrichten. Kostenlos sind dagegen internationale Gespräche unter Skype-Nutzern, auch Konferenzgespräche sowie Textnachrichten und Chats über das Internet.