Heute startet die Internationale Funkausstellung in Berlin, wobei der Name der Veranstaltung nicht mehr gerecht wird. Schon lange vorbei sind die Zeiten, als man das Fernsehen und Radio ausschließlich über Antenne empfangen konnte, die Post und die Telekom einzige Ansprechpartner in Sachen Datentransport waren, das Angebot von Endgeräten überschaubar war und man dem Fachhändler um die Ecke vertraute. Heute kosten der Konsum und damit die Kaufentscheidung für Unterhaltungs- und Kommunikationsprodukte eine ganze Menge unserer wertvollen Lebenszeit.
Im Jahr 2006 ist der ganze Konsument gefordert, angefangen bei der Wahl der Telefonanbieter für Mobil- und Festnetz, Internetprovider, Übertragungsstandard fürs Fernsehen und andere Medien, über Krankenversicherung, Altersvorsorge, Urlaub, Autokauf, Finanzierungslösungen für Immobilien etc. Bei vielen Menschen in meiner Umgebung handelt es sich bei Gesprächsthemen in der Freizeit primär um Konsumfragen. Das ist wohl der Preis für liberalisierte Märkte, technischen Fortschritt, eben das Leben in einer modernen zivilisierten Gesellschaft.
Da die meisten Menschen in Deutschland neben ihrem privaten Konsumentendasein auch noch einer beruflichen und/oder erzieherischen Tätigkeit nachgehen, frage ich mich inzwischen, ob sich nicht eine Dienstleistung etablieren kann, die private Konsumenten bei der Bewältigung des Konsums unterstützen kann. Sozusagen in Gestalt eines persönlichen Konsumberaters, der sich professionell mit den Bedürfnissen von Personen und Familien auseinandersetzt und ebenso wie die Bedarfsseite auch die Angebotsseite studiert. Es sind ja schließlich immer die gleichen Themen, um die es sich dreht. Ich wäre in jedem Fall ein Kandidat, der einen solchen Service in Anspruch nehmen würde. Seit längerem habe ich mich damit abgefunden, dass ich eventuell zuviel zahle oder nicht das Neueste und Beste erwerbe, weil ich nicht bereit bin, meine Zeit für eine ausgeprägte Marktanalyse zu opfern.
Voraussetzung für eine Konsumberatung wäre natürlich die Kompetenz und der Servicewille des Dienstleisters. Kompetenz und Willen kann man wiederum schlecht 100%ig überprüfen. Aus dem Dilemma hilft mir nur Vertrauen und am ehesten kann ich jemandem vertrauen, den ich auch bezahle. Eine solche Einkaufsberatung muss den Konsumenten also Geld kosten, denn zweifelhaft wäre die Leistungsqualität, wenn sie über Provisionen für getätigte Abschlüsse finanziert würde.
Auch zwischen Unternehmen kann man einen echten Nutzen von einer Dienstleistung wohl nur erwarten, wenn man bereit ist, dafür zu bezahlen. Das gilt für Beratungsleistungen im Online Marketing wie für alle anderen Bereiche der Wirtschaft. Know-how sowie Neutralität und Objektivität haben ihren Preis. Deshalb kann man nur jedem Werbetreibenden raten, sich mit den Mechanismen der Märkte und den monetären Anreizsystemen seiner Dienstleister auseinanderzusetzen, bevor man Budgets aus den Händen gibt.
Jetzt aber zu den Themen der heutigen Ausgabe. Alexander Hüsing befragt Vermarkter zu ihrer AGOF-Mitgliedschaft bzw. -Nichtmitgliedschaft und Auswirkungen auf Kunden und Geschäft. Mit Skype Manager Michael Jackson unterhielt sich Helge Denker über die geplanten Geschäftsmodelle des Internet-Telefonisten. Dr. Schirmbacher bearbeitet in der heutigen Rechtsrubrik das Thema der Trennung von Redaktion und Werbung im Internet.
Behavioral Targeting bewegt nicht nur die großen Vermarkter und Portale, sondern auch zunehmend Werbekunden, und das ist Grund genug, dieses Thema regelmäßig aufzugreifen. In dieser Ausgabe befragt Jens von Rauchhaupt Ulrich Hegge von wunderLoop (ehemals 7d) zu ihrer integrierten BT-Lösung.
Viel Spaß mit ADZINE!