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- Editorial

Merkels Video Tagebuch

Arne Schulze-Geißler, 8. Juni 2006

Die Mannschaft steht, die Tipps sind abgegeben und die Kampagnen sind eingebucht. Wer nichts mit Fußball zu tun haben will, verkriecht sich und wartet im Zweifelsfall ab, da zu befürchten ist, dass die eigene Botschaft im Trubel untergeht. Das gilt nicht nur für Werber. Wer noch etwas zu sagen hat, der tut das jetzt am letzten Tag vor der WM. Denn wann ist die Aufmerksamkeit der Nation ähnlich groß wie so kurz vor einer WM.

Das dachten sich vermutlich auch die Kommunikationsprofis unserer Kanzlerin. Denn der PR-Coup eines eigenen Podcasts der Regierungschefin "Angela Merkel- die Kanzlerin direkt" geht an keinem Nachrichtenmedium und dessen Lesern vorbei. In erster Linie unterzieht sich unsere Staatslenkerin damit einer medialen Verjüngungskur und demonstriert multimediale Offenheit und Politiktransparenz.

Außerdem leistet unsere Kanzlerin Aufklärungsarbeit in Sachen digitaler Datei-Formate und deren Abspielmöglichkeiten. Die meisten Empfänger der Meldung werden sich nämlich fragen, was ein Video-Podcast ist. Apple wird sich freuen und es ist abzuwarten, ob sich das oberste Kommunikationsteam um die Kanzlerin mit der offiziellen Titulierung "Podcast" nicht ein Eigentor geschossen hat. Denn auf die Frage, was brauche ich, um ein Podcast abzuspielen, ist die Antwort "iPod" nicht ganz abwegig. Man hätte eventuell einen deutschen, weniger markenbehafteten Begriff wählen können. Schaun wir mal, wer sich über die politische Incorrectness mokiert und ob Negativ-PR folgt. In einem Land, wo "gelbe" Stromanbieter aus Prinzip "gelbe" Auskunftsdienste wegen Verletzung des Markenrechts verklagen, sollte man vielleicht etwas mehr Weitsicht walten lassen.

Um die Nutzung sich ergänzender medialer Kanäle geht es heute in unserem ersten Beitrag. Karsten Zunke recherchierte bei den Online-Ablegern der führenden privaten TV-Vermarkter und bei Mediaagenturen zum Thema "Konvergenz".

Über Werbemöglichkeiten in Videostreams am Beispiel Spiegel Online und dem Werbekunden Arena berichten wir im zweiten Artikel. Jens von Rauchhaupt sprach zu diesem Zweck mit Spiegel Online-Vermarkter Quality Channel.

Auch der Vermarktungsriese InteractiveMedia baut sein Angebot aus und bietet vertriebsorientierten Werbekunden in Zukunft Platzierungen in seinem Partnerprogramm adcatch. Alexander Hüsing redete mit InteractiveMedia-Geschäftsführer Paul Mudter.

Zum Themenbereich Online-Mediaplanung hält Carsten Markowski ein Plädoyer für die Trennung von Planung und Einkauf.

Viel Spaß mit ADZINE!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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