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Die Wade von Ballack kneift? Metze musste das Training abbrechen? Ronaldo hat zuviel Bratwürstchen gegessen? Fußball ist en vogue und derzeit das Top-Gesprächsthema beim Bäcker, in bundesdeutschen Kantinen, an Bushaltestellen oder in der Dönerbude nebenan. Derzeit könnten Außerirdische - nicht die vom Zuckerhut mit Überbiss - landen und es würde niemanden interessieren. Mit jedem Tor von Klose, Poldi und Neuville steigt scheinbar proportional der Hunger nach mehr Informationen. Dieser Appetit breitet sich auch rasant im Internet aus, wie die Analysen von Nielsen/NetRatings beweisen.

Zahlen aus London

Trotz "Public Viewing" und gut aufgelegten TV-Moderatoren wie Netzer, Delling oder Kerner: Wer sich in Deutschland über die Fußball Weltmeisterschaft informieren möchte, tut dies immer mehr auch Online. Schon die Auftaktspiele führten laut NetRatings zu einer Verdoppelung des Publikums der WM-Websites von 1,1 Millionen Unique Audience in der Kalenderwoche 29 zu 2,4 Millionen Unique Audience in der WM Eröffnungswoche. In der zweiten WM-Woche kamen noch einmal über 700.000 Besucher hinzu, ein Zuwachs von 29 Prozent gegenüber der Vorwoche.

Über 45-jährige bevorzugen das Internet am Wochenende. Am Sonntag, dem 11. Juni machte diese Altersgruppe fast die Hälfte (49 Prozent) des Gesamtpublikums von WM-Websites aus. Für die mittleren Altersgruppen (25-44 Jahre) war das Internet besonders an den Tagen vor und nach den Spielen des deutschen Teams wichtig. Am dritten Spieltag der deutschen Nationalmannschaft besuchten über 900.000 Deutsche WM-Websites, eine Steigerung von 23,8 Prozent gegenüber dem zweiten Spieltag der Klinsmänner.

Was das Land am 20. Juni anklickte

Was die Reichweite angeht, steht die offizielle Website der FIFA unangefochten auf Platz 1. Am Tag der Begegnung zwischen Deutschland und Ekuador besuchten 145.627 Unique Bundesbürger diese Seite. Doch wie sieht es mit den deutschen WM-Sites aus? Schließlich erhalten diese ihre Informationen direkt von ihren Journalisten, die auch die Print- und TV-Medien beliefern. Folglich sind diese Quellen doch ganz nah an den Mannschaften und besitzen damit einen gewissen Glaubwürdigkeitsbonus. Hier liegt T-Online onSport mit fast 142.000 vor web.de Sport mit 87.500 Einzelbesuchern. Die Top 5 dieses Tages komplettierten ARDsport mit guten 86.000 und der Printableger Kicker-Online mit immerhin 82.275 Einzelbesuchern. Damit bestätigt sich zunächst die alte Wahrheit: Am Online Portal der Telekom kommt in punkto Reichweite mal wieder keiner vorbei.

Guter Inhalt, längere Verweildauer

Dennoch: Kicker-Online kann mit etwas glänzen, was mindestens genauso wichtig für die Wertigkeit einer Informationsseite im Internet ist. Die Rede ist von der durchschnittlichen Verweildauer der Nutzer. Hier scheint Kicker-Online seine Besucher zu überzeugen und das muss auch den Werbekunden interessieren. Fast sieben Minuten verweilte der Besucher am 20. Juni auf der Seite des bekannten Printablegers.

Mit anderen Worten: Wer den Kicker im Internet besucht, der liest ihn auch. Das bringt Zeit. Wichtige Zeit, um den Nutzer auch mit Werbeinhalten anzusprechen. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Verweildauer bei T-Online onSport betrug am besagten 20. Juni gerade einmal 48 Sekunden. Nur die offizielle FIFA-Seite kann in dieser Hinsicht mit vier Minuten etwas mit Kicker Online mithalten. Damit ist bewiesen, dass journalistische Qualität sich durchsetzt und der Vorteil von Online-Portalen hinsichtlich ihrer riesigen Reichweite relativ zu bewerten ist.

Deutsche Sportseiten

Nielsen/NetRatings hat auf Anfrage von ADZINE auch einen Wochenchart zu den Sport-WM-Sites erstellt. Wir wollten wissen, wie viele deutsche Online-Sportseiten es unter die ersten zehn der beliebtesten WM-Sites Deutschlands geschafft haben. NetRatings übermittelte uns ein Ergebnis für die Zeit vom 12. bis zum 18. Juni, also eine Analyse der ersten vollen WM Woche. Nur drei deutsche Sportsites finden sich dort in dieser Wochen-Top 10 wieder. Kicker Online auf Platz vier mit 301.000, Sport1.de auf dem siebten Platz mit fast 224.000 und der DFB-Kooperationspartner fussball.de auf Platz neun mit 203.000 Einzelbesuchern.

Insgesamt besuchten über drei Millionen Bundesbürger in der besagten Woche Fußball WM-Seiten. Weit über 700.000 vertrauten dabei auf die Neuigkeiten der FIFA. Gibt man "WM" bei Google ein, erklärt sich auch vieles von selbst. Ein weiterer Grund ist der internationale Charakter, der auf dieser Seite am besten zur Geltung kommt.

Rule Britannia

Hoffentlich nicht, doch das teutonische Informationsbedürfnis kann mit dem der Engländer (noch) nicht mithalten. England scheint wirklich eine andere Stufe der Fußballverehrung zu pflegen, was auch mit dem bisher diskussionswürdigen Turnierverlauf der "three Lions" im Zusammenhang stehen mag. England interessiert sich nicht für die FIFA-Seite. Man vertraut mit BBC Sport auf hausgemachte Kost. Allein am 14 Juni (Deutschland-Polen) besuchten über 500.000 treue Diener ihrer Majestät diese Seite und ärgerten sich im äußerst beliebten messageboard "606" über die "bloody jermans". Respekt BBC: Über 500.000 Tagesbesucher, das ist annähernd soviel, wie die 560.000 von T-Online onSport in einer ganzen Woche. Schade nur, dass bei der BBC keine Werbung läuft.

Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann

Wirklich interessante und innovative Inhalte mit WM-Bezug bekommt man natürlich jenseits des Mainstream. Genauso wie unsere Gäste die Autobahn verlassen müssen, um die schönsten Ansichten zu finden, sollte dies auch der Fan im Internet tun. Das wissen auch die Verantwortlichen vom deutschen Multimedia Award (DMMA), die nunmehr am 28. Juni die beste Fußballwebsite küren wollen. Neben Kicker Online empfiehlt unsere Redaktion diese ziemlich freche Seite im Stile von Monty Python: "ballofbastards.com" und wer wirklich Tränen lachen will, schaut sich mal ein paar Fußballer Zitate auf www.ja-gut-aeh-ich-sag-mal.com an.

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