Der Online-Werbemarkt brummt. Dies spiegelt sich nicht nur in den Auftragsbüchern von Vermarktern, Mediaagenturen und Website-Betreibern wider, sondern führt auch zu Aktivität in den Personalabteilungen der jeweiligen Firmen. Auch die Redaktionen reagieren auf die steigende Nachfrage mit neuen Angeboten und dem Ausbau gut laufender Umfelder.
"Leider sind im Moment keine freien Stellen verfügbar" - war in den vergangenen Jahren wohl der häufigste Satz, den Arbeitssuchende auf den Jobseiten von vielen Unternehmen lesen mussten. Inzwischen sind viele dieser unternehmenseigenen Stellenbörsen wieder mit Leben gefüllt. Das Schönste dabei: Es werden Menschen mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten gesucht. Redakteure, Mediaplaner, Sales-Mitarbeiter, IT-Spezialisten und Programmierer haben wieder beste Chancen neue bzw. andere Jobs zu finden.
Mitten in einer großen Investitionsphase steckt derzeit etwa "Spiegel Online". Chefredakteur Mathias Müller von Blumencron investiert derzeit eine siebenstellige Summe in den Ausbau der Redaktion. Künftig arbeiten 50 Redakteure für den Cyber-Ableger des Hamburger Nachrichtenmagazins. Neben der Verbesserung der journalistischen Qualität steht mehr Sorgfalt bei der Bildauswahl, der Ausbau der Interaktion mit den Lesern, die stärkere Integration von Videos und der Aufbau einer eigenen Mobilfunk-Version auf Blumencrons Agenda. Möglich wird dieses Investitionsprogramm durch die erfolgreiche Vermarktung der Nachrichten-Website - im vergangenen Jahr schrieb "Spiegel Online" erstmals schwarze Zahlen.
Nach Jahren der Enthaltsamkeit wird auch beim Konkurrenten "Focus Online" wieder richtig Geld in die Hand genommen. Pünktlich zum 10-jährigen Geburtstag des Angebots wurden bereits mehrere Stellen ausgeschrieben. Weitere Investitionen in die Redaktion sollen im Laufe des Jahres erfolgen. Der Grund für diesen Ausbau ist erfreulich, aber banal: Die Werbeplätze bei "Focus Online" werden knapp.
Mehr Werbung pro einzelner Seite will Christoph Schuh, Vorstand Marketing und Sales bei der Tomorrow Focus AG, den Nutzern nicht zumuten. Einziger Ausweg aus dieser glücklichen Misere ist eine Erhöhung der Reichweite durch neue Angebote und somit ein Ausbau der Redaktion. Im besten Fall wird aus dieser Investition eine Spirale: Mehr Redakteure verfassen mehr Artikel, mehr Artikel bedeuten mehr Werbeflächen, mehr Werbeflächen führen - wenn die Rechnung aufgeht - letztlich zu mehr Sales-Mitarbeitern.
Durch den rasanten Anstieg des Online-Werbemarkts entstehen aber auch Probleme. Dem ungebremsten Wachstum stehe keine gewachsene Ausbildungsstruktur gegenüber, sagt Klaus Ahrens, Geschäftsführer pilot 1/0. Deswegen hänge der Personalmarkt der Entwicklung hinterher. Jeder sei momentan weitgehend auf sich selbst gestellt. Im laufenden Jahr rechnet Ahrens trotz der guten Aussichten mit einem etwas verminderten Personalwachstum - vor allem weil sich die Mediaagentur derzeit auch um die Prozessoptimierung kümmert.
Ein Blick auf die Personalentwicklung in den vergangenen Jahren zeigt aber auch bei pilot 1/0 die Auswirkungen des boomenden Online-Werbemarktes: Die Anzahl der Mitarbeiter im Bereich Online ist von 2004 auf 2005 um 55 % gewachsen. Derzeit beschäftigt pilot 1/0 38 Onliner.
Den Satz "Leider sind im Moment keine freien Stellen verfügbar" wird man bestimmt auch in der Zukunft hin und wieder lesen, alles in allem ist die Online-Branche aber auf einem guten Weg. Den mageren Jahren dürfen nun ruhig sehr viele fette folgen.