Mitte November gab die Bertelsmann-Tochter Arvato mobile die geplante Übernahme der Springer-Tochter AS Interactive bekannt. Mit dem Kauf entsteht ein neuer Marktführer für das stark wachsende Geschäft mit Klingeltönen, Logos, Gewinnspielen, Votings und Chats auf dem Handy.
Konkurrenz für Jamba und Co. Es geht um eine junge Zielgruppe, die der Heavy-Handy-Nutzer und es geht um einen großen Markt: Über 70 Millionen Handys sind in Deutschland jeden Tag im Schnitt 14 Stunden lang eingeschaltet und versenden über zwei Milliarden SMS pro Monat. Der typische SMS-User ist vergleichsweise jung (13 bis 35 Jahre) und technikaffin. Anbieter wie Arvato mobile versorgen diese Zielgruppe im Auftrag von Markenartiklern, wie Colgate Palmolive, mit SMS-Gewinnspielen und Votings per Handy. Belohnt werden die Teilnehmer mit Logos und Klingeltönen, die auf die Marke hinweisen.
Adzine sprach mit Bernhard Ribbrock, Chief Executive Officer von Arvato mobile, über das mobile Geschäft und den geplanten Zukauf der Springer-Tochter, dem das Bundeskartellamt noch zustimmen muss.
Zur Person: Bernhard Ribbrock ist seit Mai 2002 CEO von Arvato mobile (www.arvato-mobile.de). Er kam im April 1979 zum Bertelsmanns Buchclub, in dessen Führung er 1984 berufen wurde. 1987 übernahm Ribbrock die Leitung der Abteilung Kommunikationsnetze bei Bertelsmann. Von 1995 bis 1996 war er stellvertretender Geschäftsführer der "Zentralen Informationsverarbeitung".
Im Oktober 1996 gründete Ribbrock "mediaWays" als Joint Venture von Bertelsmann und dem Debis Systemhaus. Nach dem Verkauf an Telefónica arbeitete Ribbrock bis Anfang 2002 dort als CEO. Im Mai 2002 kehrte er zu Bertelsmann zurück und übernahm die Geschäftsführung der neu gründeten Mobil-Einheit, die erst handy.de, dann bemobile hieß und jetzt unter arvato mobile firmiert.
Adzine: Sie haben AS Interactive Mitte November komplett übernommen - warum?
Ribbrock: Das Geschäft von AS Interactive passt hervorragend zum Produktportfolio von arvato mobile, da es das Angebot komplementär ergänzt und so nachhaltig erweitert. arvato mobile wird durch diese Übernahme einer der führenden europäischen Anbieter von Massen - Mehrwertdiensten im Mobilfunk- und Festnetzbereich.
Adzine: Hat die Kartellbehörde die Übernahme von AS Interactive schon genehmigt? Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung?
Ribbrock: Die Kartellbehörde hat die Übernahme noch nicht genehmigt. Wir rechnen mit einer Entscheidung in den kommenden Wochen.
Adzine: Die Springer-Tochter AS Interactive bietet Mehrwertdienste im Bereich Audiotext, Handys, Internet und TV. Liefert Bertelsmann zukünftig für Sat1 und Pro7 den Videotext?
Ribbrock: Als Dienstleister sprechen wir grundsätzlich nicht darüber, welche Kunden wir haben. Die in der Frage angesprochene Unternehmensgruppe ist für uns ein potenzieller Kunde wie jeder andere, den wir mit unserem Angebot überzeugen müssen.
Adzine: Welche Bedeutung werden die folgenden Bereiche haben: SMS-Infodienste, SMS Votings, SMS Teletext Chats?
Ribbrock: SMS-Votings werden aus unserer Sicht die größte Bedeutung haben, gefolgt von SMS-Gewinnspielen. SMS-Infodienste und SMS Teletext Chats werden vom Volumen her sicherlich darunter liegen.
Adzine: Wie wird sich der mobile Entertainment Markt 2006 entwickeln? Welchen Anteil am Gesamtmarkt peilt arvato mobile in Deutschland an?
Ribbrock: Der mobile Entertainment Markt wird nach unserer Einschätzung auch 2006 überproportional wachsen. Das Ziel von arvato mobile ist es, die führende Marktposition in Deutschland zu festigen und weiter auszubauen.
Adzine: Wie sehen sie die Entwicklung bei SMS-Gewinnspielen für Markenartikler: Wie hoch ist hier die Akzeptanz, bezogen auf die Teilnehmer und die Responsequote?
Ribbrock: Das Thema Gewinnspiele für Markenartikler hat sich am Markt etabliert und wird von vielen Unternehmen immer stärker zur Kundenbindung genutzt. Die Responserate ist jeweils abhängig von der Attraktivität des Gewinnspiels und der Bekanntheit der Marke.
Adzine: Wie sehen Sie das Problem Spam-SMS? Wie gehen Sie damit um?
Ribbrock: Ähnlich wie bei E-Mails sind Spams auch bei SMS ein Problem. Und ähnlich wie im Internet gibt es auch im mobilen Bereich Vorkehrungen und Filter, um Spam-SMS weitgehend zu unterbinden.
P.S. Noch hat sich der Springer-Verlag nicht ganz von seiner interaktiven Tochter getrennt: Auf der Website fanden sich Ende November noch alle Infos zu AS Interactive (siehe www.axelspringer.de/inhalte/angebot/frame.htm). Offensichtlich wartet der Springer-Verlag das Votum des Bundeskartellamtes ab, das zurzeit auch über den geplanten Kauf von Sat1 und Pro7 zu entscheiden hat.
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