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- Editorial

Werbung „haltbar“ machen

Arne Schulze-Geißler, 14. Oktober 2010

Page Impressions lassen sich nicht lagern, der Traffic von gestern nutzt weder Werbekunden noch Seitenbetreibern, wenn sie erst morgen zusammenfinden. Das ist natürlich kein reines Online-Phänomen. Bei einem Printmagazin oder einer Fernsehsendung ist das nichts anderes, einmal gedruckt oder ausgestrahlt ist die Möglichkeit, Werbung zu verkaufen oder zu schalten, offensichtlich vertan. Man muss also zum Zeitpunkt des Medienkonsums alles abgewickelt haben.

Freie Online-Werbeflächen haben dabei den entscheidenden Vorteil, dynamisch und sehr kurzfristig handelbar zu sein, und die automatisierte Dauer-Vollauslastung von digitalen Werbeplätzen ist daher auch schon Realität. Allerdings schöpfen Publisher die Möglichkeiten noch nicht gänzlich aus, weil die vorhandenen Systeme nicht immer die gewünschten Preise liefern können und auch Nebeneffekte bewertet werden müssen. Vollauslastung heißt ja nicht gleichzeitig dauerhaft maximale Erlöse für das Gesamtangebot. Menschen und in unserem Fall die Vermarktungsstrategen in den Online-Units der Medien sind in der Beurteilung von Gesamtzusammenhängen den Maschinen scheinbar immer noch einen Schritt voraus.

Während sich Medialeistung nicht lagern lässt, tritt das amerikanische Unternehmen Adkeeper gerade den Beweis an, dass Werbung, die von einzelnen Nutzern für interessant befunden wird, sehr wohl lagerbar ist und auch zu einem späteren Zeitpunkt nochmals ein wertvoller Werbekontakt zustande kommen kann. Das Unternehmen Adkeeper verspricht Werbungtreibenden einen intensiven Zweit- und Drittkontakt mit ihrer Botschaft zu einem Zeitpunkt, den der Nutzer selbst bestimmt. Es handelt sich also um eine Art Bookmarking-Service für Online-Werbung, wodurch der Internetnutzer Werbemittel abspeichern und am Ende eines langen Online-Tages seine favorisierten Werbemittel noch mal genüsslich betrachten und durchklicken kann. Der Nutzer braucht dazu ein Adkeeper-Account, dann lassen sich alle Kampagnen, die mit dem blauen „K“ für Keep gekennzeichnet sind, sammeln und später betrachten.

Adkeeper will sich die nachträgliche Betrachtung der Werbemittel durch ihre Nutzer natürlich bezahlen lassen und das vom Werbungtreibenden. Aus dem Adkeeper-Portal können die angemeldeten Nutzer dann nach allen Regeln der sozialen Medien Werbemittel bewerten und weiterempfehlen. Vonseiten der Werbungtreibenden werden dem Business-Konzept, das im Januar 2011 live gehen soll, vermutlich keine Steine in den Weg gelegt werden. Dennoch benötigt das Geschäftsmodell auch eine kritische Masse an Werbemittelsammlern und da sehe ich persönlich das größte Risiko zum Scheitern des Modells.

Bei uns geht es heute um Online-Texte und Social Commerce. Insbesondere Facebook scheint ja auch für einige Shopbetreiber eine magische Anziehung auszuüben, was den Direktverkauf auf Facebook angeht. Es gibt viele Firmen, die immense Summen für Kampagnen zur Fangewinnung auf Facebook ausgeben und letztlich aber nichts verkaufen können, weil sie z. B. Jim Beam heißen. Dennoch investierte das Unternehmen über die letzten sechs Wochen in 208.000 neue Freunde durch Bannerschaltungen auf Facebook, wie Clickz berichtete. In den USA geht man von Kosten zwischen einem und fünf Dollar für einen neuen Freund auf Facebook aus. Zieht man einen Schätzwert von 2,50 Dollar heran, gab Jim Beam 520.000 Dollar für Facebook-Werbung und seine neuen oder auch „alten“ Freunde aus.

Viel Spaß mit Adzine!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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