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- Editorial

iAd, Zielgruppe: Appler

Arne Schulze-Geißler, 2. Juli 2010

Apple-Produkte begeistern die Nutzer, darunter sozusagen historisch gewachsen viele Kreative und Werber. Sie sind wohl am schnellsten von Werbemöglichkeiten auf Apple-Produkten zu begeistern, aber wird die gestern gestartete Apple-Werbeplattform iAd auch Publisher und Werbekunden glücklich machen? Apple übernimmt mit iAd die exklusive Werbevermarktung von iPhone- und iPod-Apps. Im Herbst soll dann das iAd auch für die iPad-Apps bereitstehen.

Die App-Publisher erhalten dabei 60 Prozent der Werbeumsätze in ihren Angeboten, die übrigen 40 Prozent gehen natürlich an Apple selbst. Über die operative Vermarktung oder auch Partnerschaften mit Verlagen etc. in europäischen Ländern oder auch spezielle Agenturkonditionen, wie sie in den meisten Märkten ja üblich sind, ist bisher nichts bekannt.

Auch ist nicht ganz klar, wie man überhaupt Werbung bucht, nach welchen Kriterien, wie die Zielgruppen sortiert werden und Ähnliches. Alles störende Detailfragen, denen man von Appleseite nicht sonderlich viel Beachtung zu schenken scheint. Man hat sowieso zunächst mal nur einen sehr erlauchten Kreis von Werbekunden im Visier, die auch gleich Millionenbeträge bei Apple platzieren, ohne scheinbar eine klar definierte Leistung einzufordern. Eher ein ungewöhnliches Verhalten der Marketingverantwortlichen und Agenturvertreter, wenn man bedenkt, dass andere Werbeträger bis an die Preisschmerzgrenzen gebracht werden. Werbekunden wie AT&T, Campbell Soup Company, Chanel, Citi, GE, JCPenney, Liberty, Nissan, Sears, Unilever und The Walt Disney Studios haben dafür gesorgt, dass Apple schon  $60 Millionen vor Start umgesetzt hatte, das sind ca. 50 % der mobilen US-Ad Spendings in der zweiten Hälfte von 2010.

Es sind vor allem die Kreativen und Entwickler unter den Werbern, die erhebliches Potenzial für die Kundenansprache in den Apple-Produkten sehen, vermutlich werden auch sie in erster Linie davon profitieren. Doch auch Kreative werden sich an die spezielle Apple-Vorgehensweise gewöhnen müssen. Um ein gewisses kreatives Niveau sicherzustellen, müssen die Werbemittel bei Apple einen Qualitätscheck durchlaufen, ähnlich wie die Apps selbst. Im Zweifelsfall werden Apples Kreative selbst aktiv, so liegt auch für die Werbekreativen und ihre Kunden in jeder Kampagne noch Überraschungspotenzial.

Obwohl natürlich auch Verlage Großes mit Apple in der Verbreitung ihrer Inhalte über Apps vorhaben, (manche sind Steve Jobs förmlich um den Hals gefallen), dürfte Apples Exklusivität in der Produktvermarktung (iTunes) wie auch in der Werbevermarktung (iAd) bei den Verlagen natürlich alles andere als Begeisterung auslösen. Wenn man also Werbung nicht als Standbild in seine Apps fest integriert, dann entscheidet das iAd System über die Auslieferung. Inwieweit man dann noch selbst Steuerungsgewalt hat, wann welcher Werbekunde in einer App erscheint, ist nicht ganz klar. Auch hier werden sich professionelle Inhaltelieferanten, aber auch Werbekunden möglicherweise an neue Regeln gewöhnen müssen.

Nach dem ersten großen Wirbel wird Apple aber die gewachsenen Metriken der Werbung hinsichtlich der Reichweiten in den definierten Zielgruppen nicht ganz außer Kraft setzen können und eher früher als später wird der Apfel genau an diesen Kriterien gemessen werden. Weiterhin wird Apple unter Beweis stellen müssen, dass das Unternehmen ein fairer und verlässlicher Partner für die Publisher und auch die Agenturen ist. Ob sich Apple mit seiner Vielfachrolle als Gerätehersteller, Contentvermarkter, Werbevermarkter sowie Wächter über Kreativstandards, Anstand und Sitte vielleicht doch etwas übernimmt, wird die Praxis schon bald zeigen.

Viel Spaß mit ADZINE!

Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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