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- Editorial

Kann Apple es besser?

Arne Schulze-Geißler, 15. April 2010

Es ist einiges passiert in den letzten Tagen, das uns auch in Zukunft noch beschäftigen wird. Vieles dreht sich um Apple. Ich hatte gedacht, wir könnten mal eine applefreie Ausgabe vorlegen, aber das ist momentan schwieriger als Google unerwähnt zu lassen. Apple kündigte die Werbeplattform iAd an, nachdem Steve Jobs über den aktuellen Zustand des Mobile Advertisings in der Welt gelästert hatte. Einerseits taugten die Systeme zur technischen Auslieferung auf mobilen Devices heute nichts und auch die Werbung selbst „sucks“, so Jobs.

Nun muss sich Jobs auch noch selbst darum kümmern, dass wir gescheite mobile Werbung zu sehen bekommen. Der erste Schritt in die Richtung war die Akquisition des mobilen Ad Networks Quattro Wireless im vergangenen Jahr gewesen. iAd soll offenbar in erster Linie die Auslieferung von Ads in Apps übernehmen und das sowohl auf dem iPad als auch dem iPhone. Apple will alleiniger und exklusiver Wächter über die Werbeflächen in Apps sein, so scheint der Plan. Die reguläre Werbung, die auf (mobilen) Seiten auf Apple Devices ausgeliefert wird, dürfte dabei aber unberührt bleiben. Diesen Eingriff in das Ecosystem Mobile Advertising dürfte selbst Apple sich nicht trauen. Dennoch ist die herstellerkontrollierte Werbeplattform in jedem Fall ein Novum und natürlich auch mit Risiken verbunden.

Nicht nur die Umsatzverteilung 40 % für Apple und 60 % des Werbeumsatzes für die App-Anbieter wird insbesondere bei professionellen Inhalteproduzenten noch für Unmut sorgen. Denn damit ist die Werbung ja noch nicht verkauft. Zumal ist die mobile Realität heute, dass zwar die iPhone-Verbreitung unter den Mobilgeräten stetig steigt, aber doch nach wie vor nur sehr eingeschränkte Reichweiten für Werbung zulässt. Beim iPad weiß man dagegen noch gar nicht, wo die Reise hingehen wird. Denn ein isoliertes Ad-System macht auch für iProdukte und die angeschlossenen Publisher nur Sinn, wenn es weite Teile der Bevölkerung erreicht und nicht nur die Appleverrückten, die bei jeder Produktneuheit auf den Wartelisten stehen.

Ein paar Hunderttausend iPads werden die Medien- und Werbewelt in Deutschland nicht verändern. Daher liegt Steve Jobs Vision vermutlich auch ein ganz anderes Verbreitungsszenario zugrunde. Das iPad wird kein Selbstläufer werden und Apple wird meiner Ansicht nach wesentlich auf die Hilfe der Verlage angewiesen sein, das iPad als Reader und Entertainmentplattform in die deutschen Haushalte zu transportieren. Einerseits sorgen Publisher mit einem reichhaltigen App-Angebot für die Attraktivität, und das ist absolute Grundvoraussetzung. Andererseits werden sie vermutlich ihren Lesern bezahlte Inhalte zusammen mit dem Erwerb eines iPads anbieten und damit den Kauf eben möglicherweise auch noch subventionieren. Da gibt es ja vielfältige Modelle, solange der Kunde bereit ist, regelmäßig einen Betrag x zu zahlen. Wir kennen das ja zur Genüge aus dem Mobilfunkbereich.

Mediendienst Kress schlägt im Rahmen einer Leserumfrage nach den Chancen des Konkurrenzproduktes WePad von Neofonie das WePad als Aboprämie für Verlagstitel vor. Sollte das am Ende der einzige Weg sein, wie die Tablets in ausreichender Menge zum Nutzer gelangen, dann wird es eben so passieren. Die Dinger müssen unter die Leute, erst dann geht Apples Plan auf, denn dann erst gibt es eine Basis dafür, langfristig zu verdienen. Möglichweise helfen Verlage dabei sogar Apple zunächst mal in den Sattel und damit zu einer extrem wertvollen Marktposition, ohne dass sich Apple allzu lange an diesen Gefallen erinnern wird. Wenn das Gerät bei den Leuten ist, hat Apple Oberwasser und kann den Verlagen im Grunde die Konditionen für Contentvertrieb (Apps) und Werbung diktieren. Deshalb müssen sich Verlage auf dem Weg dorthin so teuer wie möglich verkaufen. Einzelne Publisher werden Probleme haben, ihre Konditionen allein durchzusetzen. Dabei ist auch noch unklar, ob jemals ein brauchbares Geschäft daraus wird. Es ist unmöglich vorherzusehen, was passiert. Alle haben Angst, den Anschluss zu verlieren und gleichzeitig das zu schädigen, was heute noch die Gehälter zahlt.

Es gibt aber gerade noch zusätzliches Störfeuer von Apple in Richtung Entwicklergemeinde und Adobe, alles zum Wohle des Nutzers und der App-Qualität, versteht sich. Die neuesten Entwicklungen hat mein geschätzter Kollege André Vatter auf dem Basic Thinking Blog zusammenfasst, daher verlinke ich jetzt einfach mal, aber kommen Sie bitte wieder zurück, wir haben noch zwei spannende Themen. Zum einen geht’s um Adblocker und zum anderen um Onlinewerbung und Kinder.

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Über den Autor/die Autorin:

Arne Schulze-Geißler, Herausgeber ADZINE

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