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ONLINE VERMARKTUNG

"Man kann nicht einfach sagen: Das war's"

Jens von Rauchhaupt, 14. August 2009

Thilo Burgey zählt in der Online-Werbevermarktung zu den Pionieren in Deutschland. Der heutige Geschäftsführer und Inhaber der Burgey Business Group GmbH ist seit 1996 in der Onlinebranche tätig. Als Geschäftsführer und Gesellschafter entwickelte er die Ad2Net AG zu einem bedeutenden unabhängigen Online-Vermarkter. Burgey verkaufte das Unternehmen vor zwei Jahren an die OnVista AG. Im Dezember 2008 entstand aus Ad2Net nach dem Verkauf an die Ströer Gruppe zusammen mit Orangemedia, dem Online-Vermarkter der Ströer Gruppe, Ströer Interactive.

Adzine: Herr Burgey, Sie haben bis 2007 Ad2Net zu einem großen unabhängigen Vermarkter aufgebaut und das Unternehmen dann an die OnVista AG veräußert. Sieht man sich den Markt heute an, scheinen Sie den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, oder?

Burgey: Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Der Zeitpunkt des Verkaufs war aus monetären Gründen sicherlich genau richtig, allerdings ist es schade, dass der Markenname Ad2Net heute nicht mehr am Markt existiert. Es war sicherlich nicht der wichtigste Faktor, aber nach über 10 Jahren Aufbau und Weiterentwicklung des Unternehmens hatten wir zum damaligen Zeitpunkt der Veräußerung auch darauf geachtet, dass die Marke am Markt bestehen bleibt.

Adzine: Verfolgen Sie denn weiterhin das Geschehen im digitalen Werbemarkt, insbesondere auch das Vermarktungsgeschäft?


Thilo Burgey

Burgey: Selbstverständlich. Ich arbeite seit nun 13 Jahren in diesem Bereich, da kann man nicht von heute auf morgen einfach sagen: Das war´s. In diesem Bereich kenne ich mich bestens aus und habe ein sehr gutes Netzwerk über die Jahre aufgebaut. Aus diesen Gründen investiert meine Beteiligungsgesellschaft auch primär in Unternehmen der Online-Branche. Hinzu kommt aktuell meine Beteiligung am InText-Spezialist AdInside GmbH. Hier erwarte ich in den nächsten Wochen eine spannende Entwicklung.

Adzine: Apropos Beteiligungsgesellschaft: Welche Beteiligungen haben Sie mit Ihrer Venture-Capital Holding Burgey Business Group GmbH und gibt es interessante Projekte dieses Jahr?

Burgey: Momentan haben wir drei eigene Beteiligung, darunter die bereits genannte AdInside GmbH. Wir investieren momentan in keine Start-ups bzw. externen Unternehmen, sondern legen unseren Fokus auf eigene Projekte. Auch hier haben wir drei Projekte geplant, unter anderem im Bereich Content-Syndication. Bis Ende 2009 möchten wir dieses Projekt launchen.

Adzine: Wenn Sie die Lage bei den Publishern und deren Vermarktern heute mit der von 2007 vergleichen, wie hat sich der Markt verändert?

Burgey: Er hat sich, was auch nicht anders zu erwarten war, konsolidiert und dadurch gefestigt. Man muss ehrlicherweise auch sagen, dass die Publisher wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden. Fast jeder Vermarkter hat sich auf ein eigenes Geschäftsfeld spezialisiert. Ich denke, diese Entwicklung wird in den nächsten Jahren auch noch weiter voranschreiten.  

Adzine: Macht die zunehmende Automatisierung in Gestalt von Mediamarktplätzen wie Google, Right Media oder Adscale Vermarkter nicht überflüssig?

Burgey: Nein, denn dadurch ist keine Individualvermarktung möglich, lediglich der Massenmarkt wird dadurch bedient. Für dieses Produkt finde ich die genannten Mediamarktplätze bestens geeignet. Möchten Sie jedoch etwas Spezielles für einen Kunden anbieten, und das sollte die Hauptaufgabe des Mediaplaners sein, benötigt man individuelle Beratung und Premiumplatzierungen.

Adzine: Verlage schimpfen auf die Suchmaschinen, die einen Großteil der Online-Werbegelder für sich einstreichen. Sehen sie eine Chance, dass redaktionelle Qualitätsangebote schon bald substanziell höhere Umsätze einfahren können, um auch wegbrechendes Printgeschäft zu ersetzen?

Burgey: Absolut. Content wird mehr und mehr in den Fokus rücken. Allerdings gibt es hier feine Unterschiede, denn der User wird nicht für irgendwelche Webseiten, welche DPA-News umschreiben, Geld bezahlen – und das, wenn Sie mich fragen, zu Recht. Gehaltvoller, anspruchsvoller und redaktionell abgestimmter Content dagegen wird eine Möglichkeit sein, Umsätze zu generieren. Hier stehen wir in Deutschland allerdings noch am Anfang.

Adzine: Welche Rolle könnten vermarkterübergreifende Targetingstandards und evtl. sogar ein gemeinsames Targetingverfahren spielen?

Burgey: Für den Massenmarkt ist es sicherlich ein ideales Produkt, da es die Preise hochhält und Streuverluste weiter minimiert, jedoch müssen die Vermarkter an einem Strang ziehen.

Adzine: Sehen Sie denn da eine Chance, dass die deutschen Vermarkter im Bereich des Non-Premium-Traffics enger zusammenrücken, um Reichweiten zu bündeln und standardisierte Targetingverfahren anzubieten?

Burgey: Ja, diese Chance sehe ich. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Mediaagenturen die Buchungen dementsprechend steuern.

Herr Burgey, besten Dank für das kurze Gespräch.

Über den Autor/die Autorin:

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